Sparkassen sorgen für Quasi-Reaktivierung der Bördebahn
Fahrplan wurde deutlich erweitert – KSK-Vorstand Udo Becker: „Große Nachfrage ist ein klarer Fingerzeig in Sachen dauerhafte Reaktivierung der Strecke zwischen Euskirchen und Düren“ – Um die 400 Fahrgäste pro Betriebstag.
Zülpich – Nein, es ist keine neue mobile Zweigstelle der Sparkassen Euskirchen und Düren, die da an Sonn- und Feiertagen in rascher Abfolge auf den Schienen zwischen Düren, Zülpich und Euskirchen unterwegs ist. Auch wenn das schmucke Bähnchen im Sparkassen-Rot durch die grüne Börde saust, so handelt es sich doch um einen fast normalen Zug, der allerdings ohne die beiden Sparkassen, die für dieses Projekt 20.000 Euro aufbrachten, weitaus unscheinbarer und vor allem viel seltener in der Region zu sehen gewesen wäre.
Denn einmal mehr haben es die beiden regionalen Banken mit ihrem Slogan „Gut für die Region“ ernst genommen und in ein Projekt investiert, das den Bürgern und dem Klimaschutz gleichermaßen zu Gute kommt. Dass die Kassen dabei über Kreisgrenzen hinweg arbeiten, ist für diese nichts Neues, aber dass es auch gelungen ist, die Bürger diesseits und jenseits der Grenze für das Projekt Bördebahn zu begeistern, dies nannte Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der KSK Euskirchen, nicht nur neu, sondern auch „richtungsweisend für die Zukunft“. „Die Landesgartenschau macht es möglich und die große Nachfrage zeigt, dass wir gemeinsam auf dem richtige Weg sind“, so Becker. Allein die Tatsache, dass viele Studenten den Zug am Sonntagabend nutzten, um nach Düren und von dort über eine gute Anbindung nach Aachen zu gelangen, sei ein „klarer Fingerzeig“ hinsichtlich des Bürgerwillens in Sachen Reaktivierung der Bördebahn. Die Landesgartenschau biete eine schöne Plattform, um zu dokumentieren, wie groß das Interesse an dieser Bahnlinie sei.
Darüber hinaus muss man nur mal nach Nemenich fahren, um zu schauen, was dort durch bürgerschaftliches Engagement mit dem Bahnhof und dem Umfeld geschehen ist“, so Becker weiter. Gemeinsam mit Ortsvorsteherin Luzia Schumacher sei dort echte „Knochenarbeit“ geleistet worden. Auch dort habe die KSK Euskirchen den Ehrenamtlern finanziell unter die Arme gegriffen, die unter anderem Betonfundamente legten und das Streckenhaus reparierten.
Dem konnte sein Kollege Uwe Willner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Düren, nur beipflichten. „Ein Kompliment an alle, die sich bei diesem Projekt ehrenamtlich eingebracht haben“, sagte er.
Treibende Kraft hinter dem Bürgerbahnverein Euskirchen-Zülpich-Düren, der für die Abwicklung der BördeExpress-Fahrten während der Landesgartenschau verantwortlich zeichnet, ist Sebastian Petermann. Der war bei der Vorstellung des Projekts leider erkrankt. Sein Stellvertreter Hansbert Schruff erinnerte aber daran, dass der Bürgerbahnverein bereits seit zehn Jahren ehrenamtlich immer sonntags Schienenverkehr zwischen Düren und Euskirchen organisiere. Finanziert werde dies seit 2009 durch den Zweckverband „Nahverkehr Rheinland“ sowie den beiden Kreisen Düren und Euskirchen. Die betriebliche Durchführung der Bahnfahrten liegt übrigens in den Händen von Profis, sprich der Rurtalbahn.
Während der Landesgartenschau in Zülpich wird der BördeExpress mit zwei Triebwagen stündlich zwischen Euskirchen und Zülpich und dreistündlich zwischen Zülpich und Düren verkehren. Vom Bahnhof in Zülpich aus wird darüber hinaus ein Pendelbus zum Landesgartenschaugelände eingesetzt. Für die Ehrenamtler bedeutet dies einen erheblichen Mehraufwand. Denn der Turnus ist zeitlich nur zu schaffen, wenn die Streckenposten in Nemmenich und Elsig ständig durch Personal besetzt sind.
„Noch nie war Zülpich mit einer solchen Zugfolge angeschlossen wie in diesem Jahr“, so Hansbert Schruff begeistert. Neben dem Lokführer würden die Fahrgäste auch von zwei Servicekräften begleitet, die Kaffee und Kuchen oder auch mal ein Gläschen Sekt servierten. Dennoch: „Wir spielen hier nicht Bahnfahren, sondern unsere Leute wurden eigens von einem Eisenbahnbetriebsleiter ausgebildet“, so Schruff. Dass die Bahn von den Bürgern der Region gewollt werde, konnte auch Schruff nur bestätigen: „Seit Karfreitag haben wir an den Betriebstagen pro Tag bis zu 438 Fahrgäste befördert.“
Und weiter: „Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie hier am Sonntagabend die Studenten mit dem Laptop auf den Knien fleißig an ihren Arbeiten für die Universität schreiben.“ Der Bahnverein sei stolz, auf einer totgesagten Strecke dank der Zuwendungen durch die Kreissparkassen ein solch umfangreiches Angebot leisten zu können.
Vertreter der Sparkassen Euskirchen und Düren
Damit die Fahrgäste am Bahnhof Zülpich auch gut ankommen, mussten auch dort einige Arbeiten verrichtet werden. Die Pressesprecherin der KSK Euskirchen, Rita Witt, verriet am Rande der Veranstaltung, dass der Bahnhof beispielsweise barrierefrei gestaltet werden musste. „Es galt, Bahnhofsuhren und Beleuchtung zu organisieren und zu installieren. Und es wurden elektrische Anlagen repariert und ein Durchsage-System eingebaut“, so Witt weiter. Es sei auch dafür gesorgt worden, dass die erforderlichen Meldungen der Postenbesetzungen aus Nemmenich und Elsig beispielsweise an den Stellwerksleiter im Bahnhof Euskirchen weitergeleitet werden könnten.
Bürgermeister Albert Bergmann betonte, dass die Stadt Zülpich mit der Quasi-Reaktivierung der Bördebahn einen weiteren Grund habe, sehr stolz zu sein. Zum Walking-Tag am 25. Mai rechne man allein mit 1000 Besuchern, die über die Schiene in die Römerstadt kämen. „Wir haben also ein Luxusproblem“, so Bergmann, der abschließend betonte: „Ich hoffe, dass der Taktverkehr zur Landesgartenschau auch eine Initialzündung für die Zukunft der Bördebahn ist, dass wir die Bördebahn wirklich reaktiviert bekommen und dann auch werktags Bürgerinnen und Bürger dieses Verkehrsmittel nutzen.“