Dank „Förderband“-Unterricht bekam kein Grundschulkind mehr eine Fünf
KSK-Stiftung überreichte 2500 Euro an den Förderverein der Grundschule Metternich – KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker: „Mit dieser Förderung verringern wir letztlich auch Sozialkosten in der Zukunft“.
Weilerswist-Metternich – Laut einer aktuellen Pressemitteilung des Bundesverbands Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) leiden allein fünf bis sechs Prozent der deutschen Schulkinder an einer Lese- und Rechtschreibstörung. Ähnliches gilt auch in Sachen Rechenschwäche. „Nicht wenige dieser Kinder werden als Erwachsene zu funktionalen Analphabeten, mit den damit verbundenen psychosozialen Benachteiligungen“, so der BVL.
Doch was hilft gegen Lese- und Rechenschwäche? Laut einer Metaanalyse, die kürzlich erstmals in Erfurt vorgestellt wurde, ist eines klar: Spezielle Brillen, Trainings der Augenbewegung oder gar Medikamente bringen die Kinder nicht weiter, was hingegen hilft, das ist eine systematische Förderung, beispielsweise das Lernen der Buchstaben-Laut-Zuordnung oder das Durchgliedern des Wortes in seine Silben. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse würden in der Praxis jedoch laut BVL oft nicht umgesetzt.
Anders an der Drei-Eichen-Grundschule in Metternich. Schulleitung und Förderverein riefen dort vor drei Jahren das Projekt „Förderband-Unterricht“ ins Leben. Ziel ist es, jedes Kind auf dem „Förderband“ mitzunehmen und an die Leistungsziele seiner Klasse heranzuführen. Mit Helga Braun aus Bornheim, einer pensionierten Lehrerin, wurde eine erfahrene und qualifizierte Betreuungskraft für diese Aufgaben gewonnen.
„Dank dieser individuellen Förderung waren die Leistungen aller Kinder im letzten Halbjahr sehr erfreulich – kein einziges Kind hatte die Note «mangelhaft« im Zeugnis“, freut sich Schulleiterin Angela Peters.
Dabei seien die Probleme der Kinder ganz unterschiedlich. Teilweise habe man es mit einfachen Verständnisproblemen zu tun, da manche Kinder dem Tempo des normalen Unterrichts nicht folgen könnten. „Manchmal ist auch das Abstraktionsvermögen noch nicht entwickelt und oft ist es nur fehlende Übung, zum Beispiel beim Einmaleins, beim Lesen und Schreiben“, so Peters.
„Als ich gesehen habe, auf welch spielerische Weise man in der Metternicher Grundschule Kindern über ihre Lese- und Rechenschwächen hinweghilft, war ich sofort begeistert von diesem Projekt und habe es unserer Bürgerstiftung ans Herz gelegt“, sagte Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen. Zusammen mit dem Stiftungs-Vorsitzenden Markus Ramers überreichte er jetzt dem Fördervereinsvorsitzenden Jürgen Niemann und Kassiererin Susanne Cohrs 2500 Euro für das „Förderband“-Projekt. Das Geld ist für hochwertige Lernmaterialien und spezielle Lernsoftware im Deutsch- und Mathematik-Unterricht gedacht. Dass es allen Kindern der Klasse – egal ob sie Schwächen habe oder nicht – Riesenspaß macht, mit diesen Materialien zu arbeiten, konnten Becker, Ramers und der Weilerswister Bürgermeister Peter Schlösser anschließend am eigenen Leib erfahren, als sie von den Kindern aufgefordert wurden, eine Runde mit ihnen zu spielen.
Die Kinder der Jahrgangstufen 1 und 2 zeigten dem Besuch, dass es großen Spaß macht, mit den neuen Lernmaterialien quasi spielend zu lernen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
„Anfänglich haben wir die Lernmaterialien noch selber gebastelt und beispielsweise Karten bemalt und laminiert, doch dank der Unterstützung durch die Kreissparkasse Euskirchen können wir uns jetzt hochwertiges und professionelles Material leisten, mit dem das Lernen weitaus mehr Freude bereitet“, so Peters.
Das Lernsystem ist dabei sehr ausgeklügelt. Farben leiten die Kinder von einer Lernstufe zur nächsten. Im „Förderband“-Unterricht, der sowohl parallel zum normalen Unterricht als auch nachmittags im Rahmen der Betreuung stattfindet, können die Kinder in Ruhe und ohne zeitlichen Druck fehlende Fähig- und Fertigkeiten aufholen, ohne dass der normale Unterricht ins Stocken gerät oder die übrigen Kinder vernachlässigt werden.
„Ich finde es faszinierend zu sehen, wie man mit verhältnismäßig wenig aber ganz gezielt eingesetzten Fördergeldern solche tollen Ergebnisse erreichen kann“, freute sich Udo Becker und erinnerte nicht zuletzt daran, dass man mit einer frühzeitigen Förderung von Kindern mit schwächerer Leistung auch dazu beitrage, Sozialkosten in der Zukunft zu verringern.
„Ein solches Projekt wie hier in Metternich, das den Kindern dient, fördern wir von der Bürgerstiftung natürlich besonders gerne“, so Markus Ramers, der selbst Lehrer ist. „Denn es ist nachhaltig und letztendlich gewinnbringend für unsere ganze Gesellschaft.“