95 Handwerkslehrlinge feierlich losgesprochen

KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker kritisierte den augenblicklichen Akademisierungstrend – Berufliche Zukunft für Handwerker ist nach wie vor gut – Zum Abschluss gab es Pizza für alle.

 

Euskirchen – Die Lossprechung von Auszubildenden im Handwerk ist ein jahrhundertealter Brauch. Sie entbindet die Auszubildenden von den Verpflichtungen des erfolgreich erfüllten Lehrvertrags. Im Mittelalter verließ der Junghandwerker daraufhin den Meisterbetrieb und begab sich mit dem Gesellenbrief in der Tasche auf die vorgeschriebenen Wanderjahre. Im Zeitalter des Fachkräftemangels sieht man aber lieber von diesem Aspekt der Tradition ab. Immer mehr Handwerksbetriebe möchten die Azubis vielmehr nach der Ausbildung auch übernehmen. Wer nach der Lehre noch ein Studium plane, der sei für die Handwerksbetriebe eher ein „schwieriger Kandidat“, so Landrat Günter Rosenke in einem Grußwort, das er am Dienstagabend bei der Lossprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Rureifel im S-Forum der Kreissparkasse Euskirchen hielt.

Der Ort war gut gewählt. Denn Sparkasse und Handwerk stehen von jeher in enger Verbindung. Schon im 19. Jahrhundert eröffneten die Sparkassen eine sichere Möglichkeit, auch kleinste Kapitaleinlagen zur Risikovorsorge im Alter oder bei Krankheit verzinslich zurückzulegen, was gerade auch von kleinen Handwerksbetrieben genutzt wurde. Doch darüber hinaus gibt es bis heute eine ganz praktische Verbindung zwischen Sparkasse und Handwerk, an die der Vorstandsvorsitzende der KSK, Udo Becker, in seiner Begrüßung erinnerte. Denn aufgrund starker Regenfälle waren erst kürzlich mehrere Beratungscenter der KSK überflutet worden. „Doch dank des schnellen Einsatzes der Handwerker aus dem Kreis Euskirchen konnte der gewohnte Arbeitsablauf in den Filialen schon bald wieder aufgenommen werden“, so Becker.

Die 95 jungen Leute, die an diesem Tag ihre Gesellenbriefe ausgehändigt bekamen, ermunterte er, das Lernen nicht aufzugeben, sondern im Leben noch weitere Qualifikationen zu erwerben. Laut Auskunft des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR), der sich um die Vergleichbarkeit von Qualifikationen im deutschen Bildungssystem bemühe, sei beispielsweise der Meisterbrief im Handwerk vergleichbar mit einem Bachelor-Abschluss an der Universität. „Also, man kann den Bachelor als Handwerker auch selbst erreichen und braucht dazu nicht einmal mehr ins Fernsehen“, konstatierte Becker in Anspielung an eine bekannte RTL-Serie.

„Viele kleinere und mittlere Ausbildungsbetriebe müssen sich aus der Ausbildung zurückziehen, während die Hörsäle aus allen Nähten platzen“, kritisierte Becker den augenblicklichen Akademisierungstrend. Für viele junge Leute sei ein Studium aber unter Umständen nicht der richtige Weg, sondern ihnen wäre mit einer Ausbildung samt paralleler Fort- und Weiterbildung weit mehr geholfen. Der Unternehmer, der einen Auszubildenden über viele Jahre kenne, könne nicht selten für eine weitaus passendere Fortbildung sorgen.

 

KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker kritisierte den augenblicklichen Akademisierungstrend. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse
KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker kritisierte den augenblicklichen Akademisierungstrend. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur

 

 

Kreishandwerksmeister Gerd Pelzer empfahl den jungen Leuten, zum einen auf die Lebenserfahrung der älteren Generation zu vertrauen. Zum anderen aber Kraft ihres eigenen Denkens Probleme zu lösen. „Berufliche Stabilität fängt im Kopf an“, so Pelzer. Die innere Entscheidung könne einen lähmen oder beflügeln. Kontrolliertes Denken rette vor der inneren Kapitulation.

Prüfungsbeste geehrt

Landrat Günter Rosenke malte den Gesellinnen und Gesellen ein recht rosiges Zukunftsbild. „Um Ihre berufliche Zukunft ist es gut bestellt“, sagte er. 88 von 100 Betrieben im Kreis Euskirchen verzeichneten derzeit einen positiven Trend bei den Umsätzen. „Bei 71 Prozent der Betriebe im Kreis hat sich der Umsatz vergrößert, 83 Prozent haben ihre Beschäftigungszahl stabil gehalten oder sogar zusätzliche Kräfte eingestellt“, so Rosenke. Viele Betriebe würden zusätzliche Kräfte einstellen, „wenn sie denn welche finden“, so der Landrat, der die jungen Leute ermahnte, niemals stehen zu bleiben und sich immer weiter fortzubilden. Dann stünde ihnen das Tor zur Zukunft weit offen.

Wahrscheinlich von diesen Worten angeregt, improvisierte der Gitarrist der Band „Snowbird“ bei der anschließenden Vergabe der Gesellenbriefe und Abschlusszeugnisse rund um den Song „Knockin‘ on Heaven’s Door“. Zahlreiche Prominenz unter den gut 300 Gästen im Saal verfolgte die Vergabe aufmerksam, darunter auch Mitglieder aus der Politik, der Handwerkskammer Aachen mit Vizepräsident Helmut Krings und Ehrenkreishandwerksmeister Paul Hütter. Auch Abgeordnete der Berufsbildenden Schulen und vor allem der zahlreichen Innungen waren erschienen.

Kreishandwerksmeister Gerd Pelzer und der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Uwe Günther, zeichneten die Prüfungsbesten besonders aus. Anschließend bekamen diese ein Präsent von Udo Becker überreicht. Der KSK-Vorstandsvorsitzende lud darüber hinaus alle 95 frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen, ihre Familien und Freunde sowie alle Gäste im Saal zum anschließenden Pizzaessen ein.

Prüfungsbeste im Bereich Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk wurde Anne Zander aus Kall. Bei den Maurern bekam Manuel Theis aus Nettersheim das beste Zeugnis überreicht. Pierre Hunsicker und Roman Löwen machten mit Punktegleichstand das Rennen bei den Metallbauern. Bester Auszubildender bei den Tischlern wurde David Heller aus Blankenheim und bester Prüfling bei den Zimmerern Felix Schmidt aus Mechernich.

 

Die besten Prüflinge stellten sich mit ihren Ausbildern und den Innungsabgeordneten für die Presse zum Gruppenbild auf. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Die besten Prüflinge stellten sich mit ihren Ausbildern und den Innungsabgeordneten für die Presse zum Gruppenbild auf. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

 

 

 

 

 

Die Losgesprochenen:

Bäcker/-in

Raphael Beging

Jan Niclas Halbekann

Nicole Hoeger

Anna Salihoff

Dominic Schmitz

Fachverkäufer/-in „Bäckerei“

Daniel Bergsen

Isabelle Chenot

Julia Fot

Jessica Hollender

Sarah Dominique Ley

Ronja Reinartz

Fleischer

Michael Kurth

Michael Müller

Marcel Poth

Friseur/-in

Isabel Baumeister

Romina Grohn

Rebecca Grossart

Hürmüze Kahraman

Esra Ahu Karacoban

Dunja Kaufmann

Alisha Möllengraf

Selvi Rama

Elina Sabelfeld

Sabina Salwasser

Anna Christina Zädler

Maurer/-in

Simon Derichs

Moritz Gärtner

Nikolaus Koenn

Thomas Lange

Frederik Oellinger

Christoph Schur

Dennis Tholl

Straßenbauer/-in

Alexander Andres

Dominik Braun

Dirk Ney

Niklas Kaiser

Deniz Kruithoff

Philipp Müller

Tobias van Kann

Tiefbaufacharbeiter

Stephan Kügler

Stuckateur/-in

Michael Hermes

Christoph Dahlbüdding

Fliesen-, Platten- und Mosaikleger

Kai Mächtel

Luca Jan Mirbach

Zimmerer

Stefan Bartsch

Kevin Faymonville

Oliver Franz

Bastian Pütz

Maler und Lackierer/-in

Adrian Buzan

Marcus Helms

Kevin Hocke

Andre Huppertz

Werner Jäger

Dominik Kaiser

Laura Keldenich

Manual Klinkhammer

K.-Sebastian Könen-Rowold

Carsten Lorenz

Timo Reuter

Marco Rose

René Soppat

Tischler/-in

Lothar Arendt

Lisa Becker

Julian Borsch

Michél Demary

Yannick Gülden

Markus Heß

Manfred Hilgers

David Hörter

Jens Hülshorst

Sascha Jentges

Timo Metz

Jens Poensgen

Kevin Willems

Sascha Winter

Lukas Wolff

Kraftfahrzeugmechatroniker/-in

Sebastian Dederichs

Alexander Kriehmig

Tobias Schiffer

Kraftfahrzeugservicemechaniker/-in

Benjamin Brandt

Jens Nettekoven

Björn Pietsch

Pascal Trapp

Anlagenmechaniker/-in

Murat Apayadin

Grzegorz Kopec

Sebastian Max Meyer

Marcel Schmidt

Metallbauer/-in

Sinan Kurtovic