„Ihre Dörfer haben Zukunft!“

71 Dörfer hatten am kreisweiten Wettbewerb zur Attraktivitätssteigerung im ländlichen Raum teilgenommen – Kreissparkasse Euskirchen sorgte mit 15.000 Euro für Preisgelder.

 

Mechernich-Kommern/Kreis Euskirchen – „Ihre Dörfer haben Zukunft“, betonte Günter Rosenke, Landrat Kreis Euskirchen, im vollbesetzten „Pingsdorfer Saal“ des LVR-Freilichtmuseums Kommern. Dort hatten sich am Samstagnachmittag Ortsvorsteher sowie Bürgermeister ihrer Kommunen und weitere engagierte Bürger zusammengefunden, um die Siegerehrung eines besonderen Wettbewerbs zu erleben: 71 Dörfer aus dem Kreis Euskirchen hatten sich an dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft 2014“ beteiligt.

Ehe der Landrat die Gewinner-Dörfer verkündete, warf Rosenke, der auch Vorsitzender des Kreisverbandes der Gartenbau- und Verschönerungsvereine Euskirchen ist, einen Blick in die Vergangenheit: „2011 gab es mit nur 50 teilnehmenden Dörfern einen Tiefpunkt in der Geschichte des Wettbewerbs.“ Man habe sich fragen müssen, wie der teilweise als „Blümchenwettbewerb“ bezeichnete Wettstreit weitergehen sollte. „Doch mit 71 Anmeldungen haben Sie mit ihrem großen Engagement in den Dörfer gezeigt, dass wir trotz oder gerade wegen des demografischen Wandels wieder im Aufschwung sind“, so der Landrat.

Dazu hat die Jury, bestehend aus den fünf ehrenamtlichen Mitgliedern Franz Unterstetter, ehemaliger Geschäftsbereichsleiter der Kreisverwaltung Euskirchen, Doris Felser, Vorsitzende der Landfrauen Kreis Euskirchen, Dieter Evertz, ehemaliger Leiter des Kreisbauhofes, Rudi Dick, ehemaliger Leiter Jugendamt der Kreisverwaltung, sowie Heinrich Büsch, Vorstandsmitglied Kreisverband der Gartenbauvereine, neben rein ästhetischen Kriterien auch wirtschaftliche, umweltpolitische, soziale und kulturelle Aspekte in der Bewertung berücksichtigt.

 

Dieses „Moos“ war auch bei Gärtner willkommen: Landrat Günter Rosenke (v.l.) freute sich über die 15.000 Euro, die Markus Ramers, KSK-Bürgerstiftung, Hartmut Cremer, Vorstandsmitglied KSK, und Josef Reidt, Kultur- und Sportstiftung KSK, als Preisgelder für den Wettberwerb „Unser Dorf hat Zukunft“ spendiert hatten. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Dieses „Moos“ war auch bei Gärtner willkommen: Landrat Günter Rosenke (v.l.) freute sich über die 15.000 Euro, die Markus Ramers, KSK-Bürgerstiftung, Hartmut Cremer, Vorstandsmitglied KSK, und Josef Reidt, Kultur- und Sportstiftung KSK, als Preisgelder für den Wettberwerb „Unser Dorf hat Zukunft“ spendiert hatten. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Unterstetter berichtete, das aus Anstößen des Wettbewerbs, der früher unter dem Namen „Unser Dorf soll schöner werden“ existierte, sogar vorbildliche, mit Leader-Mitteln geförderte Projekte hervorgegangen sind: „Für ein Dorfauto, dass etwa Fahrten zum Arzt oder zum Einkaufen ermöglicht, hat die Energie Nordeifel ein Elektro-Auto zur Verfügung gestellt.“ Sowohl im Zusammenschluss von Bad Münstereifeler Höhenorten „Am Thürne“ wie auch in Freilingen war dieses Projekt ein großer Erfolg.

Ohne Fördermittel wäre allerdings auch der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ vor sich hingewelkt, wie Landrat Rosenke sagte: „Da das Kreishaus keine freiwilligen Ausgaben mehr tätigen kann, hat die Kreissparkasse Euskirchen viele Aufgaben übernommen.“ Nicht nur das regionale Kreditinstitut selbst, sondern auch die beiden Stiftungen der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), nämlich die Bürgerstiftung und die Kultur- und Sportstiftung, seien in Zeiten leerer öffentlicher Kassen eine wichtige Unterstützung. Und so überbrachten Hartmut Cremer, KSK-Vorstandmitglied, Markus Ramers, Vorsitzender der KSK-Bürgerstiftung, und Josef Reidt, Vorsitzender der KSK-Kultur- und Sportstiftung, einen Scheck über 15.000 Euro. Cremer scherzte dazu: „Eigentlich ist Moos ja der geborene Feind des Gärtners, aber dieses Moos ist vielleicht doch willkommen!“

Das konnte Günter Rosenke nur bestätigen, fügte ein schelmisches „Machen Sie weiter so!“ hinzu und kündigte an, dass dieses Geld direkt wieder an die Dörfer fließe. Denn alle Dorfgemeinschaften bekamen ein Teil des Preisgeldes: Die Plätze 1 bis 4 jeweils 700 Euro, die Plätze 5 bis 12 je 400 Euro sowie 200 Euro für alle weiteren Dörfer. Aber nicht nur deshalb hätten eigentlich alle Teilnehmer gewonnen, wie Markus Ramers betonte: „Sie haben Projekte in Dörfern geweckt und mit viel Arbeit einiges bewegt.“

Das sei auch das Wichtigste an dem Wettbewerb, wie Peter Wassong, stellvertretender Bürgermeister Mechernich, in seinem Grußwort sagte: „Sie sorgen mit Ihrem Engagement dafür, dass unsere Dörfer liebens- und lebenswert bleiben.“ Wie Josef Reidt betonte, werde damit auch dafür gesorgt, dass junge Leute vor Ort bleiben und weitere Menschen zuziehen – damit werde auch dem demografischen Wandel entgegengewirkt.

Vorbildlich hatte das der Zülpicher Ort Bürvenich geschafft, und zwar mit einer Vielzahl von Projekten von der Restaurierung von Wegekreuzen über den Erhalt des alten Spritzenhauses als Bücherei und Treffpunkt bis zur Nutzung des Felsenkellers als Ort für Kunstprojekte, was die Jury mit einem 4. Platz belohnte.

Den 3. Platz ergatterte die Mechernicher Ortschaft Floisdorf, in der die Dorfgemeinschaft nicht nur sämtliche Grünflächen neu gestaltet, sondern auch die alte Schule in ein Dorfgemeinschaftshaus umgewandelt hatte.

Der Schleidener Höhenort Dreiborn verdiente sich den 2. Platz unter anderem mit der barrierefreien Neugestaltung des Dorfplatzes, einem regen Vereinsleben mit vielen Integrationsmöglichen für Neubürger und guten Konzepten im sozialen Bereich.

Ganz oben aufs Siegerpodest gelangte die Gemeinde Nettersheim, bei der besonders die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes und des Dorfplatzes sowie zukunftsweisende Konzepte für die Dorfentwicklung die Jury überzeugte.

 

Landrat Günter Rosenke (v.l.) und Hartmut Cremer, Vorstandsmitglied KSK, beglückwünschten die Vertreter aus den vier Siegerdorfgemeinschaften zusammen mit Markus Ramers (3.v.r.), Vorsitzender Bürgerstiftung KSK, und Josef Reidt (r.), Vorsitzender Kultur- und Sportstiftung KSK. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Landrat Günter Rosenke (v.l.) und Hartmut Cremer, Vorstandsmitglied KSK, beglückwünschten die Vertreter aus den vier Siegerdorfgemeinschaften zusammen mit Markus Ramers (3.v.r.), Vorsitzender Bürgerstiftung KSK, und Josef Reidt (r.), Vorsitzender Kultur- und Sportstiftung KSK. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Negatives habe die Jury auf ihrer neuntägigen Rundreise durch die teilnehmenden Dörfer eigentlich nicht erlebt, allerdings seien viele Präsentationen ausbaufähig, wie Franz Unterstetter berichtete. In diesem Bereich gebe es allerdings auch ein besonders positives Beispiel: „So eine schöne Form der Präsentation wie aus Freilingen habe ich in all den Jahren, in denen ich an der Bereisung teilnehme, noch nie erlebt.“ Dafür konnte Simone Böhm, Ortsvorsteherin Freilingen und stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Blankenheim, einen Sonderpreis von 200 Euro entgegennehmen. Freilingen gehörte auch wie Ripsdorf, Sieberath, Sistig, Frohngau, Marmagen, Nemmenich und Sinzenich zu den weiteren acht besonders ausgezeichneten Dorfgemeinschaften.

Eine große öffentliche Ehrung erfuhr auch Peter Bädorf: Seitdem der Wettbewerb 1961 aus der Taufe gehoben wurde, unterstützt Bädorf diesen aktiv. Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgten gleich zwei Dörfer, und zwar als Gemeinschaft: Musiker aus Ripsdorf und Schmidtheim haben sich zu einem gemeinsamen Musikverein zusammengeschlossen und zeigten auch so Vorbildcharakter.