Nordeifelwerkstätten starten im Herbst mit Bonbon-Manufaktur

Kreissparkasse Euskirchen unterstützte die neuen Zuckerbäcker mit einem ersten Auftrag – Vom Produkt bis zur ansprechenden Verpackung kann alles von NEW-Mitarbeitern geleistet werden.

 

Kall – Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Das gilt auch für einige Mitarbeiter der Nordeifelwerkstätten (NEW), die auf den ersten Blick doch einen recht angenehmen Job zu haben scheinen. Beobachtet man die neuen Zuckerbäcker in der Bonbon-Manufaktur aber bei ihrer Tätigkeit, so zeigt sich sehr schnell, dass sie genauso hart arbeiten müssen wie ihre rund 1000 Kollegen in Ülpenich, Kuchenheim, Kall und Zingsheim, die unter anderem in den Bereichen Verpackung und Logistik, Paletten- und Saunabau oder im Wäschebetrieb tätig sind. Denn die Herstellung von Candy – davon überzeugte sich jetzt eine Besuchergruppe der Kreissparkasse Euskirchen – ist echte Knochenarbeit.

 

Die Idee zu diesem neuen süßen Zweig der NEW hatte Sozialarbeiterin Kathrin Greuel. Was für sie zunächst ein Projekt in ihrer Ausbildungszeit war, hat mittlerweile Formen angenommen, die sich durchaus sehen und vor allem schmecken lassen können, wie vier KSK-Auszubildende samt ihrer Ausbildungsleiterin Anke Titz sowie Rita Witt, Direktorin des Vorstandssekretariats der Keissparkasse Euskirchen, bei ihrem Besuch einhellig feststellten. „Als der Vorstand der Kreissparkasse vom Leiter des Sozialen Dienstes Rodger Ody von der Idee der Bonbon-Manufaktur hörte, war man sofort begeistert und orderte sogleich ein eigenes KSK-Bonbon mit dem roten spardosenähnlichen »S«“, berichtete Rita Witt.

 

Candy Lutscher
Auch solche Riesenlutscher haben die NEW-Mitarbeiter für die KSK Euskirchen hergestellt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Bis dieses speziell gefertigte NEW-Candy aber kürzlich bei einer Testverkostung im Euskirchener Hauptsitz der KSK den Gaumen des Vorstandsvorsitzenden Udo Becker und einiger auserwählter Mitarbeiter erfreuen durfte, war es ein langer Weg für die Bonbonmacherin Kathrin Greuel.

„Es war zunächst gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der mir die hohe Kunst des Bonbonmachens beibringen wollte“, berichtete die Zülpicherin. „Zum einen gibt es kaum noch Menschen, die das Handwerk des Zuckerbäckers beherrschen, zum anderen fand sich hier in der Region niemand dazu bereit, weil man Konkurrenz fürchtete.“ Also musste Kathrin Greuel bis nach Augsburg reisen, um bei jemandem zu lernen, der dieses kreative Handwerk noch beherrschte und weiterzugeben bereit war.

 

Candy Verarbeitung
Bei der Verarbeitung muss man sehr schnell sein, denn die Zuckermasse neigt dazu, rasch auszuhärten. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Für die KSK-Bonbons und Lutscher wurden 105 Kilogramm Zucker mit Glycose solange gekocht, bis alles Wasser verdampft war. Dann wurde mit Aromen und Farben experimentiert. „Weil das KSK-Logo rot ist, habe ich mich schließlich für Kirscharoma entschieden“, so Greuel. Die gekochte Masse wurde schließlich in lange Stränge gezogen, wozu man mehrere Leute und viel Kraft benötigte. Die abgekühlten Stangen kann man schließlich in einzelne Bonbons schneiden. Wie nun aber das rote Sparkassensymbol so perfekt in das Bonbon hineingekommen war, das war bei der Vorstellung des Projekts in Euskirchen auch nach mehrfachem Erklären nur schwer nachzuvollziehen. Also rückten die Sparkassen-Mitarbeiter jetzt nach Kall aus, um sich selbst vor Ort ein Bild zu machen.

 

Candy Zuschauer
Abgesandte der Kreissparkasse Euskirchen sahen den Mitarbeitern der NEW Kall interessiert bei der Candy-Herstellung zu. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
 

 

In Kall erlebten sie, wie kompliziert das Bonbonmachen ist. Kompliziert, langwierig und vor allem enorm schweißtreibend. Immerzu muss die Masse in Bewegung gehalten werden. Und hat man endlich alle verschiedenfarbigen Schichten nach vorher festgelegten komplexen Mustern in die Bonbonmasse eingearbeitet, dann heißt es, die Masse unter vollem Körpereinsatz in lange Fäden zu ziehen.

Doch in den NEW in Kall sollen in Zukunft nicht nur die Bonbons produziert, sondern auch verpackt und mit Schleifen versehen werden. Selbst die Etiketten stellen die Werkstätten selber her. Beim Probelauf für die KSK hat bereits alles perfekt funktioniert.

 

Candy Ziehen
Man benötigt viel Kraft, um die Candy-Masse in Form zu ziehen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
 

 

„Vom Produkt bis hin zur Verpackung stammt dann alles aus einer Hand und schafft folglich nicht nur eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Produkt, sondern stärkt auch deren Selbstwertgefühl“, so KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker. Dies habe die Kreisparkasse schließlich überzeugt, um dem sich neu entwickelnden Candy-Geschäft mit einem ersten Auftrag unter die Arme zu greifen. Becker hofft, dass viele Firmen und Institutionen im Kreis Euskirchen dem Beispiel folgen und fortan bei besonderen Anlässen einen Teil ihrer süßen „Give-Aways“ in Kall produzieren lassen.

 

Candy Azubis
Die Auszubildenden der KSK Euskirchen durften naschen. Offensichtlich schmeckte es allen sehr gut. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Der Kaller NEW-Leiter Hendrik Opgenroth berichtete, dass das Pilotprojekt insgesamt erfolgreich gewesen sei. „Wir versuchen jetzt bis zum Herbst, eigene Räumlichkeiten für das Candy-Gewerbe einzurichten“, sagte er. Dazu müsse man viele Auflagen einhalten. Aber der Zuspruch für die Candy-Macher sei schon jetzt so groß, dass man guten Mutes sei auf Dauer auch mit der Bonbonproduktion erfolgreich zu sein. In ganz Deutschland gebe es mit der NEW in Kall insgesamt nur drei Bonbonabteilungen. Und nur zwei davon, darunter Kall, stellten ihre Zuckerprodukte auf diese althergebrachte Weise her.

 

Candy Handschuh
Wenn man alles richtig macht, dann bekommt man auch Muster in die Bonbons. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa