600 Jahre Geschichte der Euskirchener Schützenbruderschaft
St. Sebastianer wünschten Ausstellungsraum im alten Herzen von Euskirchen und fragten deshalb in der ältesten Filiale der Kreissparkasse Euskirchen an – Exposition im Beratungscenter Kirchplatz ist noch bis Donnerstag, 18. Juni, während der Öffnungszeiten zu sehen.
Euskirchen – Einen geschichtlichen Eindruck von 600 Jahre St. Sebastianus Bruderschaft Euskirchen kann man noch bis Donnerstag, 18. Juni, im Beratungscenter Kirchplatz der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) erleben. Bei der Eröffnungsfeier am vergangenen Freitagnachmittag berichtete Arno Guthausen, Präsident der Schützenbruderschaft: „Wir wollten gerne in diesem Beratungscenter unsere Ausstellung zeigen, weil sie im alten Stadtkern von Euskirchen liegt und dadurch viele Bürger unsere Exponate sehen können. Die Kreissparkasse ist dieser Bitte gerne nachgekommen!“
Melanie Möseler (v.r.), Leiterin des Beratungscenters Kirchplatz, sowie KSK-Vertriebsdirektor Volker Zart begrüßte die Bruderschaft um Präsident Arno Guthausen zur Ausstellungseröffnung. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Volker Zart, Vertriebsdirektor der KSK, hatte im Vorfeld recherchiert: „Die älteste nachweislich erwähnte St. Sebastianus Schützenbruderschaft ist in Gymnich, aber danach kommen gleich Sie als älteste im Bezirksverband Euskirchen.“ Franz-Jochem Henk, Archivar der Bruderschaft, vermutet sogar ein noch viel älteres Gründungsdatum als das begangene von 1415: „Das ist nur das Datum der schriftlichen Ersterwähnung auf einer Erbrechtsurkunde. Da die Bruderschaft zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits über ein erhebliches Vermögen verfügte, liegt die Gründung wahrscheinlich noch viel länger zurück – vielleicht liegt das Datum sogar noch vor der Verleihung der Stadtrechte.“
Zahlreiche Brüder und Schwestern der St. Sebastianus Bruderschaft Euskirchen versammelten sich zur Ausstellungseröffnung im KSK-Beratungscenter in der Kirchstraße. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Wohl als kirchliche Organisation gegründet, dienten manche Schützenbrüder auch der Verteidigung der Stadt. Als sich im 17. Jahrhundert dann die Söldnerheere etablierten, so Henk, beschränkten sich die Brüder auf Wachdienst, religiöse Aktivitäten und Schießspiele.
Zu Beginn des Nationalsozialismus sollten sich die Schützen in ihrer konfessionellen Form auflösen und im Deutschen Schützenbund aufgehen. Als der Vorstand bemerkte, dass ihre konfessionelle Ausrichtung dort nicht ausgeübt werden konnte, zog er die Anmeldung zurück, so der Archivar. So konnte erst 1948 zum ersten Mal nach 1936 wieder ein Schützenfest der St. Sebastianus Bruderschaft Euskirchen ausgetragen werden. 1957 sei dann der Schützenplatz mit eigener Halle eingeweiht worden.
Franz-Jochem Henk (r.) ließ zur Eröffnung die 600-jährige Geschichte der Bruderschaft im Schnelldurchlauf Revue passieren. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
„Bis heute haben wir unsere religiöse und gesellschaftliche Ausrichtung beibehalten“, sagte Franz-Jochem Henk in seinem historischen Abriss. Bis auf ein Faksimile der Erbrenturkunde von 1415 seien alle weiteren Urkunden und Exponate Originale. Dazu gehört auch das „Kleinod“ der Bruderschaft, ein silberner Papagei von 1653, auf dessen Rechnung nicht nur die Menge an Silber und der Preis für die Herstellung vermerkt ist, sondern auch die dazugehörige Aufstellung des Bierkonsums.
Zahlreiche Orden, Fotos, Plakate, Flaggen und eine Armbrust aus den Zeiten nach dem 1. und 2. Weltkrieg, als der Bruderschaft Feuerwaffen verboten waren, komplettieren die Ausstellung. Sie ist während der Öffnungszeiten der Kreissparkassenfiliale, Kirchstraße 11-13 in Euskirchen, montags bis mittwochs sowie freitags von 8.30 bis 16 Uhr und donnerstags von 8.30 bis 18 Uhr zu besichtigen.
Das originale „Kleinod“ der Bruderschaft ist nur eines der vielen historischen Ausstellungsstücke. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa