„Das Baby macht schon Schule“

„EU-FUN“ stärkt Selbstvertrauen und Kompetenzen junger Familien – Dank 50.000-Euro-Spende der Kreissparkasse Euskirchen ist das Projekt, das jetzt auch in Berlin auf Interesse stößt, langfristig gesichert – Babybegrüßungsbesuche und kostenlose Workshops.

 

Kreis Euskirchen – Zufriedene Babytöne waren am vergangenen Dienstagvormittag im S-Forum der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) zu hören. Grund war nicht der frische Nachwuchs einer Mitarbeiterin, sondern der „Geburtstag“ eines ganz anderen „Babys“: Seit fünf Jahren gibt es das Projekt „EU-FUN“, getragen vom Verein zur Förderung der Familienunterstützung im Kreis Euskirchen. Bei der Pressekonferenz zeugten Videos von Babys mit jungen Eltern von der Einfachheit, aber dennoch hochwirksamen Arbeit des Projektes.

Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen, berichtete: „Mit dem Projekt »EU-FUN« hat der Kreis 2010 etwas aus der Taufe gehoben, was zunehmend bedeutsamer wird: Junge Eltern werden darin unterstützt, die Signale ihrer Kinder besser zu erkennen und dann so zu reagieren, dass die Kinder gefördert werden und sich dabei auch noch zu glücklichen und empathischen Wesen entwickeln können.“

50.000 Euro war dies der Kreissparkasse wert, finanziert durch die hauseigene Bürgerstiftung. „Wir haben nachgeschaut: 31.000 Euro sind bisher abgerufen worden, das Projekt ist also nachhaltig gesichert“, so Becker. Praktisch umgesetzt wird die Kooperation des Vereins „EU-FUN“ mit dem Kreisjugendamt und den Kommunen im ersten Schritt so: Jungen Eltern wird ein „Babybegüßungsbesuch“ angeboten, den rund 80 Prozent auch wahrnehmen.

Dabei kommt ein Hauptamtlicher des Kreisjugendamtes zu den Familien, um neben Geschenken auch Informationen über Kursangebote und Hilfen zu geben. Erdmann Bierdel, Kreisjugendamtsleiter: „Ganz wichtig dabei ist: Es handelt sich nicht um eine Überprüfung, es gibt auch keine Aktenvermerke oder ähnliches.“ Es ist ein offenes Angebot für alle jungen Eltern, unabhängig von Einkommen, Herkunft oder dergleichen.

Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrats und Leiter des Kreis Euskirchener Fachbereichs für Bildung, Jugend und Gesundheit, betonte die hohe Wertigkeit von Präventiv-Arbeit: „Leider kann man deren Ergebnisse naturgemäß nicht sofort messen, aber die langfristigen Auswirkungen sind für mich unumstritten.“ Die hohe Fördersumme der KSK würde ebenfalls die Bedeutung des Projektes unterstreichen – ohne diese hohe Spende wäre in Zeiten knapper Haushaltskassen eine nachhaltige Ausführung auch gar nicht möglich gewesen.

Christa Thelen und Klaus Servaty, Supervisoren und Kursleiter der Kaller Jugendhilfeeinrichtung „Hermann-Josef-Haus“, bieten für „EU-FUN“ Kurse nach „Marte Meo“, zu Deutsch „Aus eigener Kraft“, an. Dabei bekommen junge Eltern in Alltagssituationen mit ihren Kindern Tipps, wie sie besser mit ihren Kindern kommunizieren können. Klaus Servaty: „Die Eltern lernen dabei Techniken, die sie sofort umsetzen können.“ Dabei werde immer geschaut, was die Eltern schon richtig machen, sie werden in ihrer Elternrolle gestärkt und bekommen weiterführende Ratschläge an die Hand.

Alexandra Zinati-Feld, Netzwerkkoordinatorin „Frühe Hilfen“ beim Kreis Euskirchen, sagte: „Das sind keine Kurse, die belehrend wirken oder über viel Text funktionieren, sondern über Bilder. Das macht viel Spaß und ist für alle wertvoll, die zum ersten Mal Eltern werden.“ Bei den Kursen, die in Räumlichkeiten von Familienzentren stattfinden, wird auch moderne Videoanalyse genutzt – aber auf unterstützende, wohlwollende Weise, ohne erhobenen Pädagogen-Zeigefinger, wie Klaus Servaty betonte.

Wird deutlich, dass es einen weiterführenden Bedarf gibt, können weitere Kurseinheiten oder anderweitige Hilfen in Anspruch genommen werden, so Zinati-Feld. Das Projekt stehe auch bei Armut zur Seite – ob finanzielle, emotionale oder die Bildung betreffende Armut – und leiste einen wertvollen Beitrag für das Glück sowie für den Lebens- und Bildungsweg der neuen Erdenbürger. Zielgruppe seien dabei Eltern mit Kindern von null bis vier Jahre.

Rita Witt, Vorsitzende der beiden KSK-Stiftungen: „Für die Eltern bedeutet es einen Unterschied, ob ein Verein solche Angebote unterbreitet oder das Kreisjugendamt.“ Bierdel bestätigte: „Dadurch kommen wir in einen besseren Kontakt zu den Eltern, und es entsteht nicht das Gefühl, dass man etwas falsch gemacht hat – wir sind ja zum Wohl von Kind und Eltern da und wollen niemandem etwas Böses.“

Der Erfolg des Projektes hat mittlerweile auch weit über die Grenzen des Kreises Euskirchen hinaus Aufmerksamkeit erregt. So wird „EU-FUN“ im September in der Bundeshauptstadt vorgestellt, wie Bierdel sagte: „Unser Baby macht Schule!“

 

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Hiesigen Babys beste Chancen für ein glückliches Leben und Bildung geben, das möchten durch das Projekt von „EU-FUN“ Julia Baron (v.l.), Vorsitzende des gleichnamigen Vereins, Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrates und Kreis-Fachbereichsleiter Jugend, Alexandra Zinati-Feld, Netzwerkkoordinatorin „Frühe Hilfen“, Udo Becker, Vorstandsvorsitzender KSK Euskirchen, Klaus Servaty, Kursleiter, Rita Witt, Vorsitzende der KSK-Stiftungen, Christa Thelen, Kursleiterin, Hartmut Cremer, Vorstandsmitglied KSK, Markus Ramers, Stellvertretender Landrat und Vorsitzender der KSK-Bürgerstiftung, und Erdmann Bierdel, Leiter Kreisjugendamt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

„EU-FUN“ organisiert mit weiteren Mitstreitern auch die Euskirchener Feier des Weltkindertages, die dieses Jahr am Freitag, 25. September, auf dem Klosterplatz in Euskirchen begangen wird. Weitere Informationen im Internet unter:

 

www.eu-fun.de/