Zwei Banken, ein Baugebiet

S-Finanz Euskirchen, Tochtergesellschaft der KSK, und Raiffeisenbank Rheinbach Voreifel eG haben gemeinsam das Kuchenheimer Baugebiet „Mühlengarten“ vermarktet – Kooperation dürfte ein Novum sein.

 

Euskirchen-Kuchenheim – Normalerweise verstehen sich Banken untereinander als Mitkonkurrenten auf dem Markt. Dass dies nicht unbedingt so sein muss und man manchmal weitaus schneller ans Ziel kommt, wenn man gemeinsam agiert, hat die S-Finanz Euskirchen, Tochtergesellschaft der Kreissparkasse Euskirchen, jetzt bewiesen, die gemeinsam mit der Raiffeisenbank Rheinbach Voreifel eG den Vertrieb von 102 Baugrundstücken in Kuchenheim übernahm.

„Ich glaube, unsere Zusammenarbeit dürfte ein echtes Novum sein“, berichtete Stephan Reinders, Leiter ImmobilienService bei der S-Finanz. „Unsere gleichberechtigte Partnerschaft hätte besser nicht funktionieren können.“ Dem konnte sein Kollege Gregor Zörn, Leiter Immobilien bei der Raiffeisenbank, nur zustimmen. „Die Chemie zwischen allen Beteiligten hat von Anfang an gestimmt, wir hatten keine Minute lang das Gefühl, Konkurrenten zu sein, sondern gleichberechtigte Partner“, sagte er.

Und für beide hat sich die Zusammenarbeit offensichtlich gleichermaßen gelohnt. „Wir hatten ursprünglich für die Vermarktung des Baugebiets Mühlengarten drei bis fünf Jahre veranschlagt. Auch dank unserer Kooperation haben wir die Zeit dann auf 14 Monate verkürzen können“, so Zörn weiter, so dass bereits im Oktober 2015 der letzte Bauplatz verkauft gewesen sei. Profitiert haben auch beide gleichermaßen von der Baufinanzierung, denn im Einzugsgebiet des Kuchenheimer Baugebiets leben sowohl Kunden der KSK, als auch der Raiffeisenbank.

 

Gregor Zörn (Raiba) (v.l.), Stephan Reinders (S-Finanz), Karl-Heinz Hennes (Projektierer), Mirjam Körbitz (S-Finanz) und Niklas von Pelken (Raiba) berichteten über die gute Zusammenarbeit bei der Vermarktung des Kuchenheimer Baugebeits „Mühlengarten“. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epaGregor Zörn (Raiba) (v.l.), Stephan Reinders (S-Finanz), Karl-Heinz Hennes (Projektierer), Mirjam Körbitz (S-Finanz) und Niklas von Pelken (Raiba) berichteten über die gute Zusammenarbeit bei der Vermarktung des Kuchenheimer Baugebeits „Mühlengarten“. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Ein klein wenig mussten die beiden Banken jedoch zu ihrem Glück gezwungen werden. Karl-Heinz Hennes von der Projektentwicklungsgesellschaft Mühlengarten hatte sich 2011 dazu entschlossen, das Baugebiet zu entwickeln. 15 bis 20 Jahre lang war das Baugebiet bis dahin bereits im Gespräch gewesen, aber niemand hatte es wirklich anpacken wollen. Für Hennes war jedoch von Anfang an klar, dass er bei einer Realisierung unbedingt beide Banken ins Boot holen wollte. „Es gab viele Zweifler, die meinten, dies sei nicht möglich, doch die beiden Vorstände der Banken, Udo Becker von der KSK und Heinz Haubrichs von der Raiffeisenbank, haben sich von Anfang an hinter das Projekt gestellt“, so Hennes.

Nach einer kompletten Neuentwicklung des Baugebiets, die moderne Anforderungen berücksichtigt habe, sei am 30. April 2014 der erste Spatenstich erfolgt. Für die Erschließung habe man gerade einmal fünf Monate benötigt. Heute stehen im 42.000 Quadratmeter großen Baugebiet Mühlengarten bereits 60 Häuser.

„Alles, was wir gemeinsam abgesprochen haben, hatte auch ohne Verträge einen verbindlichen Charakter“, berichtete Gregor Zörn. „Kein einziges Mal gab es ein Problem bei der internen Abstimmung.“

„Der Vertrieb lief äußerst professionell über eine eigens eingerichtete Homepage“, sagte Stephan Reinders. Dort hätten sich die Kunden rund um die Uhr informieren können. „Es wurden unter den Banken keinerlei Kontingente verteilt“, so Reinders weiter. Auch seien die Preise online einzusehen und nicht verhandelbar gewesen. „So konnte man uns nicht gegeneinander ausspielen“, so Reinders.

„Wir haben besonders viele Käufer aus der Region verzeichnet und deutlich weniger aus dem Kölner und Bonner Raum“, berichtete Hennes. Darunter seien, wohl nicht zuletzt wegen der günstigen Baufinanzierungszinsen und der Tatsache, dass die Baugrundstücke ohne Maklergebühr zu haben gewesen seien, besonders viele junge Leute gewesen.

Beide Banken haben darüber hinaus Wert darauf gelegt, dass ortsansässige Bauträger besonders berücksichtigt wurden. „Wenn man durch das Baugebiet fährt, dann trifft man dort überwiegend regionale Handwerker an“, so Zörn, „so dass für die gesamte Region ein deutlicher Mehrwert entstanden ist.“

Beide Partner waren sich abschließend einig, dass das Funktionieren einer solchen Kooperation einzig und allein an den handelnden Personen liegt. Wenn dort die Chemie stimme, dann sei auch eine Zusammenarbeit zwischen zwei Banken kein Problem.