KSK sponserte Therapieliege für Kita Zingsheim
In der zweigruppigen Einrichtung setzt man auf die Padovan-Methode, die von der engen Verknüpfung zwischen Bewegung, Sprechen und Denken ausgeht.
Nettersheim-Zingsheim – Wer noch immer glaubt, in einem Kindergarten würden nur Liedchen gesungen, einmal im Jahr eine Laterne gebastelt oder Kleisterschweinchen aus Pappmaché erstellt, dessen Kindergartenzeit ist wahrscheinlich schon sehr lange her. Heute leisten Kindertagesstätten längst auch therapeutische Behandlungen, für die man früher mehrmals in der Woche gemeinsam mit seinem Kind einen Spezialisten hätte aufsuchen müssen. Gerade die Inklusion stellt die Kitas vor neue Herausforderungen, die allerdings oft sehr unterschiedlich gemeistert werden. Eine Einrichtung, die schon frühzeitig auf frühkindliche therapeutische Förderung setzte, ist die Kita Zingsheim. Seit dem Jahr 2000, als die Kita zweigruppig wurde, hat man an neuen Konzepten gearbeitet. Seit 2005 gehört die diplomierte Sprachheilpädagogin Annette Kruschak-Gehlen mit zum Team, die nach der Padovan-Methode arbeitet.
Wenn Kruschak-Gehlen von dieser Methode erzählt, die davon ausgeht, dass sich das Gehirn über Bewegungsabläufe reorganisieren kann, dann merkt man ihr die Begeisterung regelrecht an. „Bewegung ist in unserer Einrichtung das Wichtigste, obwohl wir gar kein Bewegungskindergarten sind“, sagt sie. „Rollen, Kriechen, der Bärengang, Arm- und Beinbewegungen – alles dient letztlich dazu, dass sich über die Bewegung das Gehirn entwicklungsverzögerter Kinder rascher und besser ausbilden kann.“
Von den 30 Kindern der Einrichtung haben zehn einen erhöhten Förderbedarf. Die Kinder, die mit der Padovan-Methode therapiert werden, sind zwischen drei und sieben Jahre alt, weisen jedoch einen deutlich tieferen Entwicklungsstand auf. „Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man mit einem Kind monatelang gearbeitet hat und dann bemerkt, wie das Kind während der Therapie versucht, zum ersten Mal zu sprechen“, so Kruschak-Gehlen. Das entschädige letztlich für die harte Arbeit. Denn die bewegungsorientierte Therapie sei vor allem auch für den Therapeuten sehr anstrengend.
Die Kinder der Kita Zingsheim stürmten die neue Therapieliege. Rita Witt von der KSK Euskirchen (v.l.) ließ sich von Simone Peetz-Peulen und Annette Kruschack-Gehlen das neue Gerät präsentieren. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Um diese Anstrengung ein wenig zu mildern, wünschte man sich in der Kita Zingsheim schon seit längerem eine Therapieliege, die für den Therapeuten, der ansonsten am Boden arbeitet, deutlich rückenschonender ist. Ein solch modernes Arbeitsgerät kostet aber 1800 Euro und war folglich nicht zu finanzieren. Also bat man die Kreissparkasse Euskirchen um Hilfe und stieß bei Rita Witt, Direktorin des Vorstandssekretariats, auf offene Ohren: „Das ist zugegeben eine stattliche Summe für eine Kita, aber letztlich haben uns das Konzept, das dahinter steht, und auch die Einrichtung in Zingsheim überzeugt, dass das Geld hier gut angelegt ist.“ Am Donnerstagmorgen ließ sich Rita Witt das neue Therapiegerät, das aus Mitteln des PS-Zweckertrags finanziert wurde, vor Ort erklären. Die Belastbarkeit der Liege wurde dabei gleich auf eine harte Bewährungsprobe gestellt, denn alle Kinder der Kita stürmten gleichzeitig in den Raum, um auf der Liege Platz zu nehmen. Die Anziehungskraft wurde aber nicht nur vom neuen Therapiegerät, sondern wohl ebenso sehr von den Gummibärchen ausgelöst, die Rita Witt den Kindern mitgebracht hatte.
Rita Witt von der KSK Euskirchen (Mitte), Kita-Leiterin Simone Peetz-Peulen (l.) und Sprachheilpädagogin Annette Kruschack-Gehlen (r.) nutzten die neue Therapieliege für ein Gespräch. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
„Wir nutzen die Liege nicht nur für die Therapie, sondern auch für unseren Snoozle-Raum“, berichtete Kita-Leiterin Simone Peetz-Peulen. Aus diesem Grund sei es wichtig gewesen, dass die Liege, die mit einem Elektromotor in der Höhe verstellbar ist und daher einiges auf die Waage bringt, auch Rollen besitze, um sie quer durch die Einrichtung schieben zu können.
Auch Peetz-Peulen ist von der Padovan-Methode überzeugt und hat gemeinsam mit Annette Kruschak-Gehlen kürzlich einen Arbeitskreis gegründet, der diese Therapie in Deutschland bekannter machen möchte. Dazu wurde auch eine eigene Homepage eingerichtet. „Mit unserem besonderen Therapieansatz sind wir schon recht einmalig in der Region“, sagte Peetz-Peulen. „Unser Glück war es dabei, dass Bürgermeister Wilfried Pracht uns von Anfang an bei unserem Vorhaben unterstützt hat und wir daher jetzt auf einem guten Weg sind, sogar zu einem Kompetenzzentrum zu werden.“