„Vorsicht, Schuldenfalle!“

Referenten von Kreissparkasse Euskirchen und Caritas Schuldnerberatung informierten junge Erwachsene im Berufsbildungszentrum Euskirchen darüber, wie man den Überblick über Ausgaben und Einnahmen behält – Holger Glück, designiertes KSK-Vorstandmitglied, überbrachte dabei 5000-Euro-Spende für neues Hausmeisterfahrzeug

Euskirchen – „Jeder zehnte Bundesbürger über 18 Jahre ist überschuldet, schafft es also nicht, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen“, konstatierte Alfred Cordel am Mittwochvormittag vor rund 60 jungen Erwachsenen im Berufsbildungszentrum Euskirchen (BZE). Cordel ist nicht nur Finanzexperte bei der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), sondern auch Leiter der Abteilung Personal- und Vorstandsangelegenheiten und kennt dadurch die Bedürfnisse und Nöte von jungen Berufsstartern gut. Zusammen mit Jonas Schulte, Auszubildender bei der KSK, sowie Dorothea Gehlen vom Caritasverband Eifel und Martina Deutschbein vom Caritasverband Euskirchen, beide bei der Schuldnerberatung tätig, informierte Cordel rund um das Thema „Schuldenfalle“.

 

Zuvor erklärte Holger Glück, Verhinderungsvertreter des KSK-Vorstands und designiertes Vorstandsmitglied, warum er ein ferngesteuertes Automodell für BZE-Leiter Jochen Kupp mitgebracht hat: „Wenn ein Unternehmen eine Investition tätigen will, muss es vorher die Finanzierungsmöglichkeiten klären. Das BZE hat für ein neues Hausmeisterfahrzeug einen Förderantrag bei uns gestellt, um die Anschaffung auf sichere Beine zu stellen.“ Das Fernlenk-Auto gab es als kleines Symbol für die 5000-Euro-Spende, die Glück überbrachte. Er leitete damit direkt zum Thema über, denn ein geplatzter Kredit, etwa für ein teures Auto, kann schnell zu schwerwiegenden finanziellen Nöten führen.

 

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Handfeste Tipps, um der Schuldenfalle zu entgehen, gab Alfred Cordel, Leiter der Abteilung Personal- und Vorstandsangelegenheiten bei der KSK. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

So warb Alfred Cordel für ein sinnvolles Konsumverhalten: „Nur weil der Kumpel sich ein teures Auto gekauft hat, sollte man sich nicht finanziell übernehmen.“ Es gebe aber zahlreiche Gründe dafür, „wenn am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist“. Dazu gehörten etwa Trennung und Scheidung, plötzliche Arbeitslosigkeit, Krankheit und Unfall gerade in Verbindung mit fehlender Absicherung wie etwa einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

Besonders warnte er aber vor „kostenlosen“ Angeboten: „Niemand da draußen schenkt Ihnen einfach etwas, die wollen immer etwas dafür haben, und wenn es Ihre Daten sind“, so der Finanzfachmann. Gerade bei Angeboten mit Fußnoten, dem berühmt-berüchtigten „Kleingedruckten“, sei ein kritischer Blick notwendig. Denn allzu oft könnte sich das vermeintliche Schnäppchen als Zuschnappen der Verbraucherfalle entpuppen.

So stellte Cordel ein reales Beispiel aus dem Internet vor, in dem die Bedingungen für die vorgebliche Kostenfreiheit mit 100 Euro Prämie so hoch gesteckt sind, dass sie für viele Berufsstarter unerreichbar werden. Auch wenn Preisvergleiche sehr sinnvoll seien, um Ausgaben zu reduzieren, gelte es gerade im Internet, grundlegende Dinge zu überprüfen: „In welchem Land hat das Unternehmen seinen Sitz, welches Recht gilt etwa bei Widerruf? Bei Versand aus dem Ausland kann es durchaus kompliziert werden, wenn Unstimmigkeiten entstehen.“

Auch mancher Handyvertrag oder sogenannte „In-App-Käufe“ von eigentlich kostenlosen Handy-Programmen könnten schnell teuer werden. Überhaupt gelte es genau nachzurechnen, ob etwa der Vertrag mit Handy wirklich billiger ist, als sich das Handy direkt zu kaufen. In einem Fallbeispiel war das Handy mit Vertrag insgesamt 95 Euro teurer. Als kleinen Praxistipp zwischendurch sagte der stellvertretende Personalleiter: „Wenn man auf seinem Smartphone auf der Telefonoberfläche die Tastenkombination *#06# eintippt, bekommt man die Seriennummer angezeigt. Mit der kann man sein Handy im Verlustfall sperren lassen.“

 

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Rund 60 BZE-Schüler verfolgten die Vorträge zum Thema Schuldenfalle. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Um den Überblick über seine Finanzen zu behalten, solle man die Ausgaben kontrollieren, dazu auch Belege und Rechnungen sammeln, Preise vergleichen und nach Rabatten fragen, aber auch die Freizeitgestaltung dem Füllstand seines Portemonnaies anpassen und keine übereilten Kaufentscheidungen treffen, vor allem nicht aus Gruppenzwang oder einem vermeintlichen Modediktat.

Wie man sich den Finanzüberblick zeitgemäß mit dem Smartphone erleichtern kann, erklärte KSK-Auszubildender Jonas Schulte. Der angehende Bankkaufmann stellte die kostenlose App „Finanzchecker“ der Sparkassengruppe vor, mit deren Hilfe man Einnahmen und Ausgaben manuell eingeben oder wiederkehrende Posten automatisch wiederholen lassen kann, eine anstehende Investition vormerken und sich jeder Zeit anzeigen lassen kann, wie viel Geld für den Monat noch übrig ist.

 

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Wie man zeitgemäß seine Einnahmen und Ausgaben per Smartphone unter Kontrolle hat, zeigte KSK-Azubi Jonas Schulte. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Außerdem könnte man Verliehenes mit Foto, Kontakt und Terminerinnerung absichern. Aus dem Publikum kam sofort die Frage, ob denn da die Daten an die Kreissparkasse weitergegeben würden, denn schließlich sei doch nichts umsonst, hätten die BZE-Schüler doch gerade gelernt. Schulte konnte beruhigen: „Da werden keine Daten an uns übermittelt, die App ist wirklich kostenlos, kann mit PIN geschützt werden und funktioniert wie ein elektronisches Haushaltsbuch.“ Man müsse dafür nicht einmal Kunde bei der Sparkasse sein. Denn die Sparkasse ist eben kein „normales“ Kreditinstitut, sondern gehört auch der Öffentlichen Hand und hat sich verpflichtet, die Bürger gerade in den Bereichen Jugend und Bildung zu unterstützen.

Auch im Internet könne man unter www.budgetplaner.beratungsdienst-guh.de ein Haushaltsbuch führen und Monats- und Jahresentwicklungen vergleichen. Dann gab Jonas Schulte noch Tipps, wie man Einnahmen steigern könne, etwa durch einen Nebenjob oder Fördermöglichkeiten. „Durch eine Finanzübersicht wird schnell klar, wo das Geld bleibt – das kann helfen, die Ausgaben zu reduzieren“, so der 21-Jährige.

Er selbst nutze für sämtliche Geldgeschäfte mit dem Konto die Sparkassen-App, die ebenfalls kostenlos sei, allerdings Sparkassen-Kunden vorbehalten bleibe. Eindringlich warnte er davor, einen eingeräumten Dispokredit für mehr als eine kurzfristige Überbrückung am Monatsende zu nutzen: „Denn eine Dauerinanspruchnahme ist nicht nur teuer, sondern senkt auch die Bonität.“ Für persönliche Beratung könne man ihn gerne in der Euskirchener KSK-Filiale Beratungscenter Veybachstraße besuchen.

 

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Wenn finanzielle Nöte die Schuldenfalle haben zuschnappen lassen, kann man bei den Caritas-Schuldenerberatungsmitarbeiterinnen Dorothea Gehlen (v.l.) und Martina Deutschbein Hilfe bekommen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
 
 

Dorothea Gehlen von der Caritas Eifel berichtete danach zusammen mit ihrer Euskirchener Kollegin Martina Deutschbein aus ihrer Praxis bei der Schuldnerberatung. Der Druck bei Überschuldung sei nicht nur ein Zahlenproblem, sondern könne auch körperlich krank machen bis zum Herzrasen, wie die Sozialpädagogin Gehlen weiß. Nicht nur falsche Entscheidungen etwa beim Konsumverhalten könnten schnell zur Schuldenfalle werden. „Ich hatte gerade erst einen Fall, in dem ein 18-Jähriger eine Erbschaft angenommen hatte, die ihm nur hohe Schulden bescherte.“

Wenn sich unbezahlte Rechnungen und Mahnungen erst einmal stapelten, könne es schnell unangenehm werden. Im Ernstfall drohten Mahnverfahren, Vollstreckungsbescheide und Pfändung von Gehalts- oder Lohnzahlungen. „Zögern Sie dann nicht lange, sprechen Sie uns an, damit wir Ihnen helfen können“, so Martina Deutschbein. Vergleiche mit Gläubigern, Ratenzahlungen oder, falls notwendig, Insolvenzverfahren seien Möglichkeiten, um aus der Schuldenfalle wieder zu entkommen.

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Gemeinsam auf das Thema Überschuldung aufmerksam machen konnten Jochen Kupp, Leiter BZE, Dorothea Gehlen und Martina Deutschbein von der Caritas-Schuldnerberatung sowie Azubi Jonas Schulte und Leiter Personalangelegenheiten Alfred Cordel von der Kreissparkasse Euskirchen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa