Nationalparkseelsorge bezog eigene Räumlichkeiten

Programm und Team um Pastoralreferent Georg Toporowsky sind kontinuierlich angewachsen – KSK Euskirchen zählt mit zu den Unterstützern der seelsorgerischen Einrichtung in Vogelsang

Schleiden-Vogelsang – Die „Seelsorge in Nationalpark Eifel und Vogelsang“ kann sich seit dem Wochenende über moderne Seminarräume und Büros auf einer Fläche von rund 270 Quadratmetern freuen. Das Bistum Aachen hat in einem der ehemaligen „Kameradschaftshäuser“ auf Vogelsang diesen neuen Standort angemietet. Am Samstag wurde das neue Zuhause der Seelsorge in einer Feierstunde offiziell eingeweiht.

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Zahlreiche Kooperations- und Standortpartner, Förderer sowie politische Vertreter kamen zur Feierstunde nach Vogelsang. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Pfarrer Rolf-Peter Cremer, Hauptabteilungsleiter Pastoral, Schule, Bildung im Bistum Aachen, wies darauf hin, dass 2004 nicht nur die Geburtsstunde des zivilen Vogelsangs, sondern auch der Nationalparkseelsorge gewesen sei. „Ab diesem Zeitpunkt sind das Programm und das Team um den Nationalparkseelsorger Pastoralreferent Georg Toporowsky kontinuierlich angewachsen“, so Cremer. Derzeit gehörten zwei Theologen zum Seelsorger-Team sowie zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum überwiegenden Teil junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 23 Jahren.

„In vergangenen Jahr waren es bereits mehr als 2500 Teilnehmer“, so Cremer, der von vielen positiven Rückmeldungen sprach, die das Bistum erreichen würden. Für ein Seelsorge-Angebot zähle jedoch nicht allein Quantität, sondern es müsse primär um die Qualität der Begegnung gehen.

Das Bistum Aachen stehe voll hinter der Nationalparkseelsorge und freue sich daher, dass man dieser nun attraktive Räume zur Verfügung stellen könne. Möglich wurde dies nicht zuletzt durch Maria Pfeifer, der jetzigen Eigentümerin des Hauses, mit der ein langfristiger Mietvertrag für die renovierten Räumlichkeiten ausgehandelt werden konnte. „Die Räume bieten eine neue Qualität für die pastorale Arbeit“, so Cremer. Erstmals erhalte die seit vielen Jahren aktive Nationalparkseelsorge eine räumliche Sichtbarkeit, sie werde erkenn- und ansprechbar. „Zukünftig wird der terrassenartige Eckraum im Eingangsbereich hierbei eine große Rolle spielen“, so Cremer weiter. Zufällige Begegnungen sollten dort ermöglicht werden.

 

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Pastoralrefernt Georg Toporowsky (Mitte) freute sich über den Besuch von Sabine Poll, BC-Leiterin Schleiden, und Karl-Heinz Daniel, Vorstandsstab der Kreissparkasse Euskirchen, die die Nationalparkseelsorge finanziell unterstützt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Dank stattete Cremer vor allem Vogelsang IP, der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang (SEV), der Nationalparkverwaltung sowie den Mitarbeitern im Bischöflichen Generalvikariat ab, die alle gemeinsam den neuen Standort ermöglicht hätten. Sein besonderer Dank ging auch an die Förderer der Nationalparkseelsorge, darunter die Kreissparkasse Euskirchen, die durch Karl-Heinz Daniel vom Vorstandsstab und der Schleidener BC-Leiterin Sabine Poll vertreten wurde, sowie die VR-Bank Nordeifel, von der Vorstandsmitglied Wolfgang Merten erschienen war.

Dr. Andreas Frick, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators und Leiter des Bischöflichen Generalvikariats, betonte besonders die Tatsache, dass kirchliches Engagement auf Vogelsang in einem Gebäude situiert sei, das im Dienst der nationalsozialistischen Ideologie gestanden habe und Teil eines Täterortes gewesen sei. Dieser Herausforderung stelle man sich jedoch ganz bewusst, „um zu zeigen, dass wir anders sind!“ Frick verschwieg keinesfalls, dass das Verhältnis der katholischen Kirche zum Nationalsozialismus sehr komplex gewesen sei und sprach diesbezüglich klare Worte: „Es gab auch in den Reihen der Kirche Täter und Opportunisten, und es gab auch politische Arrangements und Schweigen von Christen, das uns heute unverständlich ist. Und es gab manche, die aufbegehrten bis zum Widerstand und zum Teil ihr Leben ließen für ihre Überzeugungen, für ihren Glauben.“

 

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Dr. Andreas Frick, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators, verwies auf die besonderer Bedeutung des Standorts Vogelsang. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Frick forderte, dass über das Verhältnis von katholischer Kirche und Nationalsozialismus auch weiterhin kritisch und transparent diskutiert werden müsse, wie dies bereits in den Angeboten der Nationalparkseelsorge an der Tagesordnung sei. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, wie sich die Nationalparkseelsorge in der Gegenwart zu positionieren und gegen Hass und Gewalt gegenüber Fremden und Flüchtlingen zu verhalten habe: „Der Wert jedes einzelnen Menschen darf niemals in Frage gestellt werden“, sagte er. Durch die Angebote der Nationalparkseelsorge solle daher eine Haltung aufgezeigt und vorgelebt werden, die zeige, „dass wir Christinnen und Christen den Auftrag haben, Menschen in Not zu helfen und mit offenen Herzen zu begegnen.“

Die Nationalparkseelsorge und die SEV verbinde ein gemeinsames humanes Leitbild, so Manfred Poth, Aufsichtsratsvorsitzender der SEV und Allgemeiner Vertreter des Landrats. Der neue Standort der Nationalparkseelsorge sei ein wichtiger Meilenstein in der Standortentwicklung Vogelsangs. Weitere würden schon bald folgen. So ließ Poth anklingen, dass in weiteren Kameradschaftshäusern Stationen des Nabu und des DRK einziehen würden. Darüber hinaus werde es ein Gästehaus geben. „Das Großprojekt Vogelsang wird noch in diesem Jahr eröffnet. Wir sind auf der Zielgeraden. Die äußere Hülle des neuen Besucherzentrums ist bereits geschlossen“, so Poth. Bezugnehmend nicht zuletzt auf die Rede von Dr. Andreas Frick, der Vogelsang als „Permanentbaustelle mit Schlagzeilengarantie“ bezeichnet hatte, konterte Poth: „Wir werden in Vogelsang am Ende mit Mehrkosten in Höhe von 25 Prozent rechnen müssen. Fachleute haben mir aber bestätigt, dass dies beim Bauen im Bestand keinesfalls ungewöhnlich geschweige denn skandalös ist.“

Dr. Michael Röös, der stellvertretende Leiter des Nationalparkforstamtes Eifel, wünschte der Seelsorge stets „Aufwind“ und erinnerte an seine eigenen Naturbeobachtungen, demzufolge der Rote Milan auch ruhig mal das ein oder andere Mauserloch im Gefieder haben darf, ohne dass ihm dies bei seinem Höhenflug hinderlich wäre.

Pastoralreferent Georg Toporowsky, quasi das Herz der Nationalparkseelsorge, betonte, dass dieser Tag für ihn ein sehr emotionaler Moment bedeute. Er erinnerte an die schwierigen Anfänge und umriss die Aufgaben für die Zukunft, in denen man nach wie vor Antisemitismus entschieden entgegen treten, Flüchtlinge mit offenen Armen aufnehmen und Bewusstsein für die Biodiversität der Natur schaffen wolle. Dazu werde es auch 2016 wieder spirituelle Wanderungen, Zeltlager, Orientierungstage und zahlreiche andere Veranstaltungen geben.

 

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Kabarettist, Pfarrer, Buchautor und mehrfacher Paralympics-Teilnehmer Rainer Schmidt zeigte, wie man auch mit Humor auf Probleme hinweisen kann. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Für das kulturelle Programm sorgten am Samstag Pianistin Hannah Berens und der Kabarettist Rainer Schmidt. Schmidt präsentierte am Vormittag bereits einige Kostproben seines neuen Programms „Däumchen drehen“, das er am Nachmittag dann der Öffentlichkeit vorstellte. Der Kabarettist, der ohne Unterarme geboren wurde, was ihn nicht daran hinderte, ein erfolgreicher Tischtennisspieler zu werden und zahlreiche WM- und EM-Goldmedaillen einzuheimsen, brachte die eingefahrenen Anschauungen, was man unter einer Behinderung zu verstehen habe und was nicht, kräftig durcheinander. Am Ende war klar, jeder Mensch hat irgendwelche Einschränkungen und jeder Mensch kann gleichzeitig etwas, was ein anderer nicht kann. Schmidt, der auch evangelischer Pfarrer ist, plädierte daher dafür, mehr den Menschen und nicht seine Behinderung in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei berichtete er vor allem von zahlreichen Erfahrungen, die er mit seiner Behinderung schon gemacht hatte. So erzählte er, dass er einmal auf einem asiatischen Flughafen so intensiv wegen seiner nicht vorhandenen Arme angestarrt worden sei, dass er geglaubt habe, die Zuschauer hätten wohl gedacht, bei ihm handele es sich um „Modern Art am Shanghai-Airport“. Aber auch Begegnungen im Intercity, wo wildfremde Menschen ihn plötzlich ansprachen, da sie ihn angeblich mit seiner Behinderung „bewunderten“, gab Schmidt auf herzerfrischende Weise wieder.

 

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Der Schleidener Pfarrer Phillipp Cuck segnete die neuen Räumlichkeiten. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Pfarrer Phillipp Cuck, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Hellenthal/Schleiden, segnete schließlich die neuen Räumlichkeiten.