„Ordentliches Ergebnis bei schwierigem Zinsumfeld“

Bilanzsumme der KSK Euskirchen stieg leicht an – Vorstandsvorsitzender Udo Becker warnte vor den Folgen des Niedrigzinsniveaus und der Gleichbehandlung auch kleinerer Institute bei der Bankenregulierung – Kreissparkasse landete beim Bankentest der Zeitung die „Die Welt“ auf Platz 1 im Kreis Euskirchen und in NRW sowie auf Platz 3 in ganz Deutschland.

 

Euskirchen – „2015 war ein zufriedenstellendes Jahr mit einem ordentlichen Ergebnis bei schwierigem Zinsumfeld“, so lautete das Fazit des Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), Udo Becker, anlässlich der alljährlichen Bilanzpressekonferenz. Doch bevor es zu den einzelnen Zahlen ging, berichtete Becker, dass man die Herausforderung, die das Niedrigzinsniveau stelle, bislang gut bewältigt habe. „Eine unserer Kernmaßnahmen war der Ausbau des Kundengeschäfts“, so Becker. Diese Maßnahme sei keinesfalls einmalig, sondern als konsequente Daueraufgabe zu betrachten, da man mit keinen signifikanten Zinssteigerungen in den nächsten zwei bis drei Jahren rechnen dürfe. Eines der Probleme des Niedrigzinsniveaus verortete Becker in der Altersvorsorge der Menschen, die man mit Sorge betrachte. „Vermögen kann nicht mehr so stark aufgebaut werden“, sagte Becker und riet daher zum einen zu einer individuellen Beratung, zum anderen jedoch zu einer konsequenten Erhöhung der Vorsorgeaufwendungen. „Damit kann man nicht früh genug beginnen“, mahnte Becker.

Der Vorstandsvorsitzende fand auch deutliche Worte zur Bankenregulierung. Eine Gleichbehandlung aller Kreditinstitute, auch der kleinen und mittleren und vor allem der Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken, hielt Becker für nicht in Ordnung. „Die Säumnisse und Fehler weltweit operierender Banken müssen von uns ausgeglichen werden“, so Becker, der sich daher auch deutlich gegen eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherungen aussprach. „Stattdessen sollte die Eigenverantwortung der EU-Mitgliedstaaten forciert werden“, empfahl Becker, der weiterhin die Sorge äußerte, dass sich Sicherungssysteme auf niedrigem Niveau angleichen könnten. „Die Sicherung des gesamten Instituts und der Einzeleinlagen ist ein hohes Gut und sollte nicht in der EU verteilt werden“, mahnte der Sparkassenchef, denn das würde das Vertrauen zu den kleineren Kreditinstituten zerstören. „Dies ist ein Schritt in Richtung Transfer-Union“, sagte er und schlug stattdessen vor, dass jedes Land sein eigenes Sicherungssystem aufbauen solle und zwar am besten nach deutschem Vorbild.

„Aufgrund des großen Vertrauensbeweises durch unsere Kunden konnten wir 2015 dennoch unsere Substanz weiter und deutlich stärken“, erklärte Becker. Ebenso von großer Bedeutung sei vielmehr die strukturelle Veränderung in der Bilanz. So habe sich das Kundenkreditgeschäft ähnlich wie bereits im Vorjahr wieder deutlich gesteigert. Überhänge in den Kundeneinlagen, die ansonsten in die Eigenanlagen geflossen wären, habe man stärker ins regionale Kundengeschäft investieren können, was der Sparkasse strategisch gesehen natürlich auch lieber sei. Da Verbindlichkeiten gegenüber Kunden von 1,441 Milliarden Euro vorlägen und Forderungen an Kunden von 1,345 Milliarden Euro, habe man noch gut 100 Millionen Euro von Sparern in der Region „im Säckel“, ohne sich fremd refinanzieren zu müssen. Diese Summe könne im Kreditgeschäft ausgegeben werden.

Die Vorstandsmitglieder Hartmut Cremer (v.l.) und Holger Glück stellten gemeinsam mit dem KSK-Vorstandsvorsitzenden Udo Becker und der Direktorin des KSK-Vorstandsstabs, Rita Witt, die Bilanz 2015 vor. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epaDie Vorstandsmitglieder Hartmut Cremer (v.l.) und Holger Glück stellten gemeinsam mit dem KSK-Vorstandsvorsitzenden Udo Becker und der Direktorin des KSK-Vorstandsstabs, Rita Witt, die Bilanz 2015 vor. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Auf der Verbindlichkeitenseite verzeichnete die KSK einen Zuwachs von fünf Millionen Euro. Die Kunden legten ihr Geld derzeit sehr kurzfristig an, so Becker. Gleichzeitig sei das Wertpapiergeschäft von 17,4 Millionen Euro auf 37,3 Millionen Euro gestiegen, was für die KSK einen Spitzenwert darstelle. Insgesamt verzeichne die KSK 42 Millionen Euro an zusätzliche Geldvermögensbildung ohne Berücksichtigung von Anlagen bei Verbundpartnern. Trotz der vielen bürokratischen Hürden im Wertpapiergeschäft halte man die Beratung in allen KSK-Beratungscentern aufrecht. Dabei stünden Erfahrungen und Risikoneigungen sowie die Bedürfnisse des Kunden im Vordergrund. „Der Kundenschutz steht bei uns ganz vorne, unsere Berater erhalten keine Provision“, so Becker.

Weiterhin habe die KSK über die Verbundpartner LBS und Provinzial 70 Millionen Euro zusätzlich an Volumen platzieren können. Darüber hinaus sei man mittlerweile „der“ Immobilienmakler im Kreis Euskirchen. Als Premium-Partner von Immo-Scout habe man 2015 exakt 107 Objekte vermakelt. „Mit anderen Worten, wir sitzen alle zwei Werktage beim Notar“, freute sich Becker über die Erfolge der S-Finanz, einer Tochtergesellschaft der KSK.

Eine starke lebhafte regionale Nachfrage im Kreditgeschäft konnte anschließend Vorstandsmitglied Holger Glück vermelden. Quasi aus allen Sparten hätten Unternehmer Investitionen getätigt, aber auch Privatkunden hätten das Niedrigzinsniveau genutzt, um Eigentum zu schaffen. Alle sinnvollen wirtschaftlichen Projekte seien in den letzten Jahren von der KSK begleitet worden. „Im Kreis Euskirchen gab es daher auch 2015 keine Kreditklemme“, so Glück. Die Neuausleihungen insgesamt hätten 412 Millionen Euro betragen. Die Hälfte davon, nämlich 228 Millionen Euro, habe man an Privatkunden ausgeliehen, die restlichen 184 Millionen Euro an Gewerbekunden, Selbständige und Kommunen. An gewerbliche Kunden seien 32 Millionen Euro an Förderkrediten vergeben worden. Der Bestand an Forderungen sei, unter Berücksichtigung von Tilgungsleistungen, damit um 85 Millionen Euro auf 1,345 Milliarden Euro gewachsen.

„Der Kreditbestand ist um sechs Prozent angestiegen, 2014 waren es 4,5 Prozent“, so Holger Glück. In beiden Jahren habe man damit deutlich über dem Durchschnitt der Rheinischen Sparkassen gelegen, der 2015 nur 0,4 Prozent und 2014 lediglich 0,1 Prozent betragen habe. Im Jahr 2015 habe man insgesamt 222 Einzelmaßnahmen begleitet, darunter 155 gewerbliche. „Auch damit liegen wir im oberen Drittel der Rheinischen Sparkassen und sind sehr zufrieden“, so Glück.

Dass die KSK kundenorientiert und ganzheitlich berät, dies hat man an der Von-Siemens-Straße jetzt auch schriftlich: Bei einem Bankentest der Zeitung „Die Welt“, der vom Deutschen Institut für Bankentests erstellt wurde, landete die KSK Euskirchen auf dem 3. Platz deutschlandweit, auf dem 1. Platz in NRW und ebenso auf dem 1. Platz in Euskirchen. Punkten konnte das regionale Kreditinstitut vor allem in den Bereichen Beratungsqualität, Service, Freundlichkeit und Atmosphäre, so dass „Die Welt“, so Glück, geurteilt habe: „Die Konditionen befinden sich auf Top-Niveau, Kunden und Interessenten werden bestens beraten.“

Vorstandsmitglied Hartmut Cremer berichtete, dass aufgrund der guten Entwicklung im Kundenkreditgeschäft das Zinsergebnis von 38,8 auf 41,9 Millionen Euro gestiegen sei. „Darüber hinaus haben wir beim Provisionsergebnis um 400.000 Euro zulegen können“, so Cremer. Auf der Seite der Aufwendungen müsse man hingegen einen Anstieg bei den Personalkosten von 26,6 Millionen auf 27,1 Millionen Euro konstatieren. Es seien damit 500.000 Euro mehr ausgegeben worden als im Vorjahr. Dies habe nicht zuletzt mit der variablen Vergütung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu tun, die wegen des guten Ergebnisses in 2015 in voller Höhe ausgezahlt werden konnte. Dennoch werde man die Kostenentwicklung beim Personalaufwand im Blick behalten müssen. So seien 2015 acht Stellen abgebaut worden. Weitere Stellen würden folgen. „Wir müssen nicht zuletzt aufgrund der neuen Tarifabschlüsse die Effizienz erhöhen und mehr Geschäft mit weniger Vollzeitstellen generieren“, so Cremer.

Abschließend wies die Direktorin des Vorstandsstabs, Rita Witt, noch auf das nunmehr 5. „Azubi-BC“ der KSK hin. Ab Montag, 27. Juni, würden die Auszubildenden wieder einmal ganz allein einen Monat lang ein Beratungscenter „wuppen“, mit allem, was dazu gehöre, von der Beratung bis zum Service. Diesmal übernehme der Sparkassen-Nachwuchs das BC in Mechernich. Hauptthema werde die Schulstadt am Bleiberg sein. „Die Azubis werden in diesem Zusammenhang nicht nur Vorträge an Schulen zum Thema Girokonto und Zahlungsverkehr halten, sondern auch die Sparkasse der Zukunft vorstellen, also das Banking aus der Hosentasche“, so Rita Witt, die alle Kunden aufrief, die jungen Leute in Mechernich zu testen.