Bewegung und Erleben ermöglichen
Durch spezielle E-Dreiräder mit Doppelsitzen können Senioren und psychisch Erkrankte in Obhut der Caritas Euskirchen begleitete Touren unternehmen und so stärker am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – Generationenübergeifendes Projekt mit Schülern des Thomas-Eßer-Berufskollegs wird von Caritasstiftung, Kreissparkasse Euskirchen, „young caritas“ und Privatpersonen unterstützt.
Euskirchen – Auf ganz besonderen Gefährten durften Konrad Rüdelstein, Vorstandsmitglied Caritasstiftung, Rita Witt, Direktorin Vorstandsstab Kreissparkasse Euskirchen (KSK), und KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker am Mittwochvormittag ein Ründchen drehen: Für die Caritas-Tagespflege für Senioren stehen ab sofort zwei elektrisch unterstützte Therapie-Dreiräder mit zwei nebeneinander liegenden Sitzen zur Verfügung.
Franz Josef Funken, Vorstandsvorsitzender Caritas Euskirchen, hatte in die Euskirchener Einrichtung im Tuchmacherweg die beiden handgefertigten und TÜV-zertifizierten Draisinen, die mit Zubehör jeweils rund 10.000 Euro kosten, vorgestellt: „In diesem Projekt »Velo³« kommen gleich drei wichtige Bereiche zum Tragen: Engagement gerade im sozialen Bereich, Prävention als Gesundheitsförderung durch Mobilität, und Inklusion.“
KSK-Chef Udo Becker hatte sichtlich Spaß an den elektrisch unterstützten Therapie-Dreirädern. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Denn mit den E-Dreirädern kutschieren Schülerinnen und Schüler des Thomas-Esser-Berufskolleg (TEB) Euskirchen aus dem Bereich Gesundheit und Soziales die Senioren, darunter auch einige psychisch Kranke, durch die nähere Umgebung. Damit sorgen sie nicht nur für Bewegung und Erlebnisse der Schützlinge, sondern auch für Sozialkontakte und damit weitere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und tiefgreifende Erlebnisse, wie Udo Becker bestätigte: „Ich kenne aus meinem privaten Bereich die Besonderheiten, wenn jemand an Demenz erkrankt. Für diese Menschen sind Besuche von Orten aus ihrer Vergangenheit sehr wichtig, dadurch können viele Erinnerungen und Emotionen wieder wachgerufen werden.“
Besonders freue ihn auch, dass an diesem Projekt mehrere Institutionen zusammen arbeiten: Die Caritas organisiert die Besuche in der Tageseinrichtung und dem Demenz-Café, im ebenfalls von der KSK unterstütztem Fahrradwerkstatt-Projekt „Radgeflüster“, in der psychisch Erkrankte und Flüchtlinge Zweiräder in Stand setzen, werden die E-Dreiräder gepflegt und gewartet, Schülerinnen des TEB stehen für Fahrdienste, von Fachkräften der Caritas begleitet, zur Verfügung. „Es wäre schön, wenn Organisationen öfter für gute Projekte zusammenarbeiten würden – das hier ist eine tolle Sache, die wir gerne unterstützen und in der das Geld super gut investiert ist.“
3.000 Euro stiftete die KSK für die Räder, die Caritasstiftung des Erzbistums Köln legte sogar 10.000 Euro dazu. Stiftungsvorstandmitglied Konrad Rüdelstein: „Wir hatten zwar noch nie von diesen Dreirädern gehört, uns war aber sofort klar, dass wir das unterstützen wollen.“ Weitere 3.000 Euro stammen von „young caritas“, einer Organisation, die junge Leute an Ehrenamt und Erfahrungen in sozialen Berufen heranführen will, sowie weitere Spenden von Privatpersonen und Gewerbetreibenden wie 1.000 Euro von Dr. Ulrich Bauer, Apotheker aus Euskirchen.
Auch Rita Witt, Direktorin Vorstandsstab KSK, drehte eine Runde mit den gesponserten Draisinen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Nicht nur für die Caritas-Schützlinge haben die Gefährte Vorteile. Jürgen Tilk, Leiter des TEB, und Andrea Kniel, seine Mitarbeiterin der Abteilung Gesundheit und Soziales, sehen nicht nur soziales Engagement ihrer Schüler, sondern auch handfeste Vorteile für die angehenden Berufsstarter. Kniel: „Durch Praktika bei der Caritas und jetzt durch dieses Projekt bekommen unsere Schüler auch persönliche Kontakte zu einem der wichtigsten Arbeitgeber im sozialen Bereich.“
Die Schülerinnen Marie Reimers und Gina Raths sind begeistert von der Zusammenarbeit. Reimers: „Ich habe im Praktikum mit psychisch Erkrankten gearbeitet und hatte vorher viele Vorurteile – die haben sich im Praktikum aber völlig gelegt, ich hätte nie gedacht, dass die Arbeit mit psychisch Kranken so viel Spaß machen kann!“ Raths: „Diese Menschen geben so viel an Dankbarkeit zurück!“
Franz Josef Funken (r.), Vorstandsvorsitzender Caritas Euskirchen, stellte das Therapie-E-Dreiradprojekt „Velo³“ vor, unterstützt von Konrad Rüdelstein (v.l.), Caritasstiftung, Jürgen Tilk, Leiter TEB, TB-Schülerin Marie Reimer, Diakon Horst Lennartz, Udo Becker, KSK-Vorstandsvorsitzender, Rita Witt, KSK-Direktorin Vorstandsstab. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Klaus Schruff, bei der Euskirchener Caritas Fachbereichsleiter Gesundheits- und Altenpflege, erklärte, warum die Therapie-Dreiräder so ideal für Demenzkranke seien: „Diese Menschen haben oft einen sehr hohen Bewegungsdrang. Dem kann man mit den Dreirädern entgegenkommen und gleichzeitig kommen die Erkrankten raus aus den Einrichtungen oder der Wohnung.“
Durch die Schülerinnen würden weitere Sozialkontakte ermöglicht. Sebastian Seifert vom Sozialpsychiatrischen Zentrum, begleitet dabei nicht nur als gesundheitlicher Fachmann, er ist selbst auch noch begeisterter Radfahrer und technisch versiert.