„Lücke im Rettungsdienst schließen“

Johanniter im Kreis Euskirchen sind im Regionalverband der kleinste, aber am schnellsten wachsende Ortsverband – Holger Glück, Vorstandsmitglied Kreissparkasse Euskirchen: „Sie sind nah an den Menschen dran“.

 

Nettersheim-Buir – Die Johanniter heißen eigentlich „Johanniter-Unfall-Hilfe“, aber gerade der Euskirchener Ortsverband der Hilfsorganisation kann und will wesentlich mehr, als im Rettungseinsatz zur Stelle zu sein. Ob Flüchtlingshilfe, Kleiderkammer, spezielle Angebote für Senioren oder die Ausarbeitung für einen besonderen Erste-Hilfe-Kursus, der auf Notfälle in der Natur abgestimmt ist, die Johanniter versuchen immer da zu helfen, wo sie gebraucht werden.

Seit einem Jahr haben die Kreis-Euskirchener Helfer mit dem stilisierten Kreuz aus Zeiten des Ritterordens ihr Quartier in der Alten Schule in Nettersheim-Buir aufgeschlagen – mit Bedacht abseits der „Eifel-Metropole“ Euskirchen. Denn die engagierte Truppe setzt auf familiäre Atmosphäre, nachbarschaftliche Hilfe und möchte unter anderem den Rettungsdienst im Südkreis stärken. Silvia Mostert: „Wir möchten gerne unseren Krankentransportwagen umbauen und zur Verfügung stellen. Denn wenn ein Rettungswagen im Südkreis bereits im Einsatz ist und ein weiterer Notfall eintritt, können die Anfahrtswege sehr weit werden.“

Das sei gerade dann kritisch, wenn jede Minute zählt. Mostert: „Deshalb wollen wir diese Lücke im Rettungsdienst schließen.“ Dazu müsste das Einsatzfahrzeug der Johanniter aber weiter aus- und umgerüstet werden. Unter anderem fehlt es dazu an einem Digitalfunkgerät. Das kann aber jetzt bestellt werden, wie Holger Glück, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), nun bei einem Besuch in Buir zusammen mit Markus Ramers, stellvertretender Landrat und Vorsitzender der KSK-Bürgerstiftung, berichten konnte. Denn die KSK hat den Johannitern mit 1.500 Euro unter die Arme gegriffen.

Silvia Mostert (r.) zeigte den beiden Besuchern Holger Glück (v.l.) und Markus Ramers den Krankentransportwagen, der jetzt sukzessive zum Rettungswagen umgebaut werden soll. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epaSilvia Mostert (r.) zeigte den beiden Besuchern Holger Glück (v.l.) und Markus Ramers den Krankentransportwagen, der jetzt sukzessive zum Rettungswagen umgebaut werden soll. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Holger Glück: „Wenn wir Sie damit Ihrem Ziel Rettungswagen näher gebracht haben, ist das Geld sehr gut investiert und kommt wieder direkt der Bevölkerung zur Hilfe.“ Ramers bestätigte, dass ein Ausbau des Rettungsdienstes sehr wichtig sei: „Die Einsatzzeiten müssen möglichst kurz gehalten werden. Ich bin ein genereller Fan von Hilfsorganisationen, die übernehmen wichtige Aufgaben, auch im sozialen Bereich.“

Zu den vielfältigen Tätigkeitsbereichen der Euskirchener Johanniter gehören unter anderem Erste-Hilfe-Kurse, die jeden Monat entweder an zwei Abenden oder an einem Samstag stattfinden. Ausbilder Wolf Falko Reinke: „Wir bilden aber auch Ersthelfer in Betrieben aus und kommen dazu auch vor Ort in die Unternehmen.“ Manche Firmen würden auch Fördermitglieder werden, denn dadurch könnten sie Mitarbeitern Vorteile wie beispielsweise den kostenlosen Rücktransport im Notfall aus dem Ausland bieten –ein Service, der auch in der privaten Mitgliedschaft inbegriffen ist.

In Tondorf hat Reinke auch schon einen speziellen erste-Hilfe-Kursus für Flüchtlinge gegeben, mit Dolmetscher: „Das war ein toller Kurs, der hat viel Spaß gemacht.“ Silvia Mostert: „Wir haben von einem Asylsuchenden gehört, dass in seiner Heimat die Wiederbelebung unbekannt sei – »wenn tot, dann tot«, sagte er.“ Tragbare Bekleidung gibt es in der Kleiderkammer in Roderath. Mostert: „Neben Obdachlosen und Flüchtlingen kann jeder mal auf schnelle Kleiderhilfe angewiesen sein – wir haben beispielsweise einer Familie geholfen, deren gesamtes Haus ausgebrannt ist.“

Lobten die Euskirchener Johanniter bei ihrem Besuch: Holger Glück (2.v.l.), KSK-Vorstandsmitglied, und Markus Ramers (r.), stellvertretender Landrat Kreis Euskirchen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epaLobten die Euskirchener Johanniter bei ihrem Besuch: Holger Glück (2.v.l.), KSK-Vorstandsmitglied, und Markus Ramers (r.), stellvertretender Landrat Kreis Euskirchen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Seit 15 Jahren erst existiert der Euskirchener Ortsverband, es ist im Regionalverband der zwar kleinste, aber am schnellsten wachsende Verein. Ideen gibt es viele, so Mostert: „Wir entwickeln gerade Angebote für Senioren. Dabei wollen wir aktive Senioren wiederum einbinden und vernetzen, etwa in Fahrdienste zu Arzt oder Apotheke.“ Mit dem Mannschaftsbus der Johanniter könne aber auch etwa zu Allerseelen eine Gemeinschaftsfahrt zum Friedhofsbesuch geboten werden.

Reinke berichtete außerdem von einer Fahrradstaffel der Helfer: „Damit könnten wir größere Wander- oder Radaktionen wie die Tour de Ahrtal oder die Burgenfahrt begleiten und wären damit auch abseits befestigter Straßen einsatzbereit.“ Holger Glück lobte, dass sich die Helfer so viele Gedanken über die besonderen Bedürfnisse der Eifeler Bevölkerung machen: „Sie sind nah an den Menschen dran.“

Weitere Informationen, auch zu Kleiderspenden (können auch abgeholt werden) unter Telefon 02440-3439944, E-Mail ov.euskirchen@johanniter.de oder im Internet unter www.Johanniter-bonn.de