Jugendförderung durch Spaß und Sport
Durchgehender Mattenboden im speziellen Raum des Hermann-Josef-Hauses Urft für die Trendsportart Bouldern erhöht die Sicherheit – Die 7000-Euro-Investition in der stationären Jugendhilfeeinrichtung wurde mit 5000 Euro von der Kreissparkasse Euskirchen gefördert.
Kall-Urft – „Durch die neue Mattenfläche kann man sich ganz auf das Klettern konzentrieren und muss nicht aufpassen, in die Mattenschlitze zu rutschen“, schwärmt Maik Nohles vom frisch renovierten Boulderraum des Hermann-Josef-Hauses (HJH) in Urft. In der stationären Jugendeinrichtung des Katholischen Erziehungsvereins für die Rheinprovinz spielt das Bouldern, also das seilfreie Klettern in Absprunghöhe, eine wichtige Rolle, so der Bereichsleiter des HJH.
Am vergangenen Montagmorgen erklärte er zusammen mit Rainer Zimmermann, kommissarischer Leiter des HJH, und Verwaltungsleiterin Ute Stolz das Konzept des Hauses besonderen Gästen: Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), und Rita Witt, Direktorin des KSK-Vorstandsstabes, besichtigten die jüngste Anschaffung, eben den durchgehenden Mattenboden im Boulderraum. Denn den Sicherheitsboden für über 7000 Euro Anschaffungspreis hatte die KSK mit 5000 Euro gefördert.
Sportartspezifisch kann man beim Bouldern aus der Wand fallen, wenn man an die Grenzen geht – ein durchgehender Mattenboden bedeutet dann ein hohes Sicherheitsplus. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Als Schüler des HJH ihr Kletterkönnen an der Kletterwand demonstrierten, dabei aber auch sportartspezifisch abrutschten und gut gedämpft in den Mattenboden rauschten, urteilte Becker: „Das Geld ist hier wirklich gut investiert!“ Nohles sagte: „Früher hatten wir mehrere Weichbodenmatten nebeneinander liegen. Deren Dämpfung war aber irgendwann durch die Alterung nicht mehr gut, außerdem konnte man versehentlich in die Ritzen zwischen den Matten gelangen.“
Durch den nunmehr installierten durchgehenden Boden nach dem Niedersprungprinzip – auf einer weichen, stark dämpfenden Schaumstoffschicht liegt eine dünne, harte Schicht, die vor Umknicken schützt – sei das Verletzungsrisiko der Trendsportart Bouldern im Hermann-Josef-Haus jetzt minimiert.
Über einen neuen, sicheren Mattenboden im Boulderraum können sich die Schüler des Hermann-Josef-Hauses Urft freuen, den Bereichsleiter Maik Nohles (sitzend von links) und Verwaltungsleiterin Ute Stolz den Gästen Rita Witt, Direktorin Vorstandsstab der Kreissparkasse Euskirchen, und KSK-Vorstandsvorsitzendem Udo Becker zusammen mit HJH-Leiter Rainer Zimmermann vorstellten. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
„Bouldern ist ideal für unsere Jungs, denn dabei hat man viel Spaß, kann sich sportlich betätigen, wird stark gefordert, kann aber selbst wählen, wie weit man dabei gehen will und somit die Intensität ohne Druck von außen selbst bestimmen“, berichtete Maik Nohles. Die Wand habe starken Aufforderungscharakter. Sport sei sehr wichtig für die Schützlinge, die oft aus einem schwierigem Umfeld stammen, so der Bereichsleiter: „In ihrer Kindheit haben die Kinder oft nicht genügend Bewegung bekommen. Wer aber seinen Körper nicht richtig spürt, kann auch andere nicht richtig wahrnehmen. Außerdem haben sie oft nicht die Erfahrung sammeln können, im Sport Erfolge zu haben – dadurch fehlt es häufig an Selbstvertrauen.“
Durch die Sportangebote wie Bouldern, Schwimmen, Tennis, Reiten, Fußball, Skifahren und vieles mehr könne man da je nach Interesse und Fähigkeiten der Heranwachsenden „nacharbeiten“. Gerade beim Bouldern zeigten sich da schnell Erfolge. Udo Becker: „Solche Sportarten wirken sich durch die Erfolgserlebnisse und das gestärkte Selbstvertrauen oft auch direkt positiv auf die schulischen Leistungen aus.“ Zudem nutzt auch die Sektion Schleiden/Eifel des Deutschen Alpenvereins (DAV) die Wand für ihre Boulderangebote. Zeitweise findet das Training sogar zusammen mit Schülern des HJH statt.
Maik Nohles: „Bouldern ist ein sehr niederschwelliges Angebot, man kann schnell zusammen an den »Problemen«, wie beim Bouldern die einzelnen Kletterstrecken genannt werden, arbeiten.“ Dadurch sei auch die soziale Komponente hoch einzuschätzen. Er hoffe, dass die Schüler auch nach ihrem Aufenthalt im HJH, wenn sie auf eigenen Füßen stehen, dem Bouldersport treu bleiben und so etwa in öffentlichen Boulderhallen der Umgebung weiteren regelmäßigen Zugang zu der Gesellschaft finden: „Der Sport ist nicht teuer, und Boulderer sind meist sehr aufgeschlossen und hilfsbereit, da ist es einfacher als in anderen Sportarten, Kontakte zu knüpfen.“
Nicht nur der Mattenboden ist neu, wie Verwaltungsleiterin Stolz sagte: „Der gesamte Raum ist renoviert worden.“ HJH-Leiter Rainer Zimmermann ergänzte: „Auch dabei wurden die Schüler mit eingebunden, Dominik beispielsweise hat beim Anstreichen der Wände geholfen.“ Der Schüler zeigte den Gästen auch gleich noch sein Können an der Boulderwand und berichtete: „Ich brauche die Bewegung als Ausgleich, das bringt mir viel Spaß.“
Auch wenn Bouldern erst seit kurzer Zeit kräftig boomt, hat das Hermann-Josef-Haus schon lange auf das seilfreie Klettern gesetzt. Neben den 80 stationären Plätzen für Jungen gibt es weitere sowohl stationäre wie ambulante Außengruppen, so dass insgesamt mehr als 200 Kinder von den Angeboten des HJH profitieren können. Auf dem etwa zehn Hektar großen Gelände stehen neben dem Boulderraum ein Kinderbauernhof für das heilpädagogische Reiten und Voltigieren mit Stallungen, eine Turnhalle, ein Hallenbad, ein Fußballfeld, ein Basketballfeld und Tennisplätze zur Verfügung.