Udo Becker: „Wenn es einen Weg gibt, dann finden wir ihn“
Die beiden Stiftungen der Kreissparkasse Euskirchen haben im vergangenen Jahr 490 sozialen, kulturellen und sportlichen Projekten finanziell unter die Arme gegriffen – In 2017 wurden bereits 340 Anträge bewilligt.
Euskirchen – Der Musikverein 1928 Lessenich unter der Leitung von Michael Bartsch brachte es gleich zu Beginn des Abends auf den Punkt: Mit Michael Jacksons „Thriller“ und Cyndi Laupers „Time After Time“ wurden quasi musikalisch die beiden Eckpfeiler der großen alljährlichen Stiftungsveranstaltung der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) eingerahmt: die mit Spannung erwarteten Zuteilungen und die seit Jahren wiederkehrende finanzielle Unterstützung für soziale, kulturelle und sportliche Projekte.
Humorvoll, schlagfertig und mit einer unterhaltsamen Prise Selbstironie moderierte KSK-Chef Udo Becker den Abend und begrüßte über 400 Gäste im S-Forum an der Von-Siemens-Straße. Ausgehend von den Hits der 1980er Jahre erinnerte er an eine Zeit, „in der es – die Älteren von Ihnen werden sich daran erinnern – noch Zinsen gegeben hat.“ Doch nicht nur die Niedrigzinspolitik der EZB mache den Banken derzeit zu schaffen, auch Stiftungsarbeit sei manchmal schwierig. „Es lauern überall Fallstricke, Bürokratie und Amtsschimmel, aber ich verspreche Ihnen, wenn es einen Weg gibt, satzungskonforme Projekte zu unterstützen, dann finden wir ihn.“
Humorvoll, schlagfertig und mit einer unterhaltsamen Prise Selbstironie moderierte KSK-Chef Udo Becker den Abend. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Wie eine solche Unterstützung aussehen kann, dies wurde auch bei den nächsten Gästen des Abends deutlich, dem Gebärdenchor „Klingende Hände“, von denen Becker sagte: „Man muss sie nicht nur gehört, sondern auch gesehen haben.“ In der Tat, denn in diesem Chor singen Hörende und Gehörlose gemeinsam mit Stimme und Gebärde, was den vorgetragenen Liedern eine besondere Intensität verleiht.
„Wir haben unsere Existenz der Kreissparkasse Euskirchen zu verdanken“, berichtete Chorleiterin Anita Wagener. Denn 2014 drohte dem Chor das Aus, da eine bislang erfolgte finanzielle Unterstützung von einem Seelsorgeverband nicht mehr geleistet werden konnte. Da es schade gewesen wäre, wenn eine gelingende gelebte Inklusion wieder hätte eingestellt werden müssen, nur weil das Geld nicht mehr zur Verfügung stand, entschloss sich die Bürgerstiftung kurzfristig, 3000 Euro für das Projekt zu bewilligen. Ihr „Dankeschön“ brachte der Chor dann auch auf seine besondere Weise zum Ausdruck und animierte die Gäste anschließend noch zu einem gemeinsamen Lied unter dem Titel „We are together, we are family.“
Der Kuratoriumsvorsitzende der Bürgerstiftung, Markus Ramers, betonte, dass ein Besuch bei den Proben des Chors, den er 2015 mit der Direktorin des Vorstandsstabs, Rita Witt, unternommen hatte, mit zu den besonders bewegenden Momenten in seiner Zeit als Vorsitzender gehörten. Dann aber ließ er Zahlen sprechen: 2016 hat die Bürgerstiftung 260.000 Euro an 240 Empfänger ausgeschüttet. Profitiert haben davon vor allem Kindergärten, Schulen, Sozialverbände, Vereine und auch Inklusionsprojekte wie der Gebärdenchor, der natürlich auch am Stiftungsabend wie auch alle anderen Gäste mit einer Zuwendung bedacht wurde. „Im laufenden Jahr 2017 haben wir bereits weitere 176.000 Euro an 160 Institutionen ausgeschüttet“, so Ramers.
Markus Ramers, Kuratoriumsvorsitzender der Bürgerstiftung, berichtete über die wichtige Unterstützung von sozialen Einrichtungen durch die KSK. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Ein Schwerpunkt in diesem Jahr sei die Finanzierung von Ferienmaßnahmen für Kinder gewesen, die Unterstützung der beiden neuen Bürgerstiftungen in Dahlem und Bad Münstereifel sowie der „Tafeln“ in Mechernich und Weilerswist. Aber auch bei der Anschaffung einer Sandsackfüllmaschine für das THW Schleiden – die zweite ihrer Art in ganz NRW – hat sich die Bürgerstiftung stark gemacht. Eine Investition, die sich spätestens beim nächsten Starkregen für die Menschen in der Eifel und im Ernstfall natürlich auch darüber hinaus lohnen dürfte.
Die Mädchen der fünften Klasse der Gesamtschule Euskirchen legten anschließend eine Hip-Hop-Performance zur Musik von „Culcha Candela“ aufs Parkett und bekamen dafür vom Publikum viel Applaus. Sodann hatte der Kuratoriumsvorsitzende der Kultur- und Sportstiftung, Josef Reidt, das Wort. Reidt berichtete, dass allein in 2016 die Kulturstiftung 250 Projekte im Kreis Euskirchen mit insgesamt 190.000 Euro unterstützt habe. Im laufenden Jahr seien bereits wieder 180 Anträge bewilligt worden. „Damit haben wir letztlich auch Arbeit für die Gesellschaft geleistet, in die ein Teil unserer Gewinne zurückfließt“, so Reidt. Denn bei der KSK gebe es keine Aktionäre.
Der Kuratoriumsvorsitzende der KSK-Kultur- und Sportstiftung, Josef Reidt, lobte das Engagement des Kreditinstituts, dessen Gewinne nicht an Aktionäre, sondern zu den Menschen in der Region flössen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Nachdem sich ein kurzer Film der Eifeler Presse Agentur humorvoll mit den Klischeevorstellungen des Bankers auseinandergesetzt hatte, ging es endlich los: Neben den Kuratoriumsvorständen schnappte sich auch die Vorsitzende beider Stiftungen, Rita Witt, ihr Kollege Karl-Heinz Daniel sowie die beiden Vorstandsmitglieder Hartmut Cremer und Holger Glück je einen großen Packen Umschläge und begannen mit der Verteilung der Zuwendungen. Anschließend hatten alle Antragsteller die Chance, bei einer Losziehung noch Zusatzgewinne zu machen. Zu gewinnen gab es Karten für das Weihnachtskonzert der Kulturinitiative Klösterchen, das Wallgraben Openair-Konzert in Zülpich und das Openair-Konzert der „Höhner“ in Weilerswist sowie einige Geldpreise. Der Hauptgewinn von 1000 Euro ging dabei an die Dorfgemeinschaft Lorbach.
Volles Haus im S-Forum der Kreissparkasse: Über 400 Personen kamen zum großen Stiftungsabend. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa