Kinder leben in der erwachsenenfreien Kleinstadt

Ferienmaßnahme „Mechernicher Kinderstadt“ sorgt für Begeisterung – 100 Heranwachsende bekommen Einblick in Arbeitsleben und Wirtschaftskreisläufe und erlernen zahlreiche Fertigkeiten in Handwerk, Gewerbe und Verwaltung.

 

Mechernich – Man nehme zwei kreative Köpfe, die sich seit vielen Jahren in der Jugendarbeit engagieren, verbinde mit zahlreichen Sponsoren sowie Helfern und füge nach guter Konzeptarbeit 100 Kinder hinzu – heraus kommt „Mecki“, die Mechernicher Kinderstadt. Zum dritten Mal haben Anja Lehmann und Gunnar Simon vom kirchlich-städtischen Jugendtreff der „Kleinen Offenen Tür“ Mechernich das spielerische Abbild einer kompletten Kleinstadt in der zweiten Sommerferienwoche organisiert und dazu rund 40 Helfer und Helferinnen gewinnen können.

Am Mittwochvormittag führten dann vier Kinder zahlreiche Besucher bei einer Stadtführung herum, in der ausnahmsweise auch Erwachsene in der bis auf die Helfer erwachsenenfreien Zone erlaubt waren. Los ging es beim Einwohnermeldeamt, bei dem alle Besucher mit einem Ausweis ausgestattet wurden, ehe es zu den zahlreichen Werkstätten, Läden und Verwaltungen ging. In der Schreinerei entstanden Sitzgelegenheiten für die Einwohner, Schmuck, Kunst und weitere Gebrauchsgegenstände wurden unter fachlicher Aufsicht gefertigt, die Kinder hämmerten, sägten, bohrten, malten oder verzierten sich gegenseitig im Kosmetiksalon.

Markus Ramers (hinten v.l.), Vorsitzender KSK-Bürgerstiftung, und Udo Becker, KSK-Vorstandsvorsitzender, schauen den Kindern in der Schreinerei über die Schulter. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Unter den Besucher überzeugte sich auch Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), von den Qualitäten der Kinderstadt: „Hier bekommen die Kinder spielerisch und gut angeleitet von ehrenamtlichen Helfern einen guten Einblick in die Arbeitswelt. Dabei erlernen sie auch viele nützliche Fähigkeiten.“ Denn die „Pänz“ dürfen selbst zum Akkuschrauber greifen, schreiben Pressartikel für die interne Zeitung oder erstellen Werbeplakate für die Kinderstadt-Bürgermeisterwahl. Rita Witt, Vorsitzende der beiden KSK-Stiftungen: „Die Kinder lernen hier das gesellschaftliche Leben kennen.“ Schließlich gebe es die verschiedensten Berufe, vom Polizisten über Bankangestellte für das „Mecki-Geld“ und Arbeiter der Abfallwirtschaft bis zum Bürgermeister.

Frederik (mit Schärpe) wurde in „Mecki“ zum Bürgermeister gewählt und bekam vom Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick gleich ein paar Tipps mit auf den Weg. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Zu letzterem wurde Frederik gewählt, der bei seinem Amtsantritt sagte „Ich werde versuchen, euch gut zu vertreten“ und vom Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick gleich augenzwinkernd darauf aufmerksam gemacht wurde, dass für Frederik in einigen Jahren das Amt des Ersten Bürgers vielleicht auch in der Bleibergstadt offen stünde.

Gunnar Simon: „Wir haben glücklicherweise sehr viele Helfer und Unterstützer, sonst wäre das hier nicht möglich.“ Neben der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen halfen Volksbank Euskirchen, Kiwanis-Club, katholische wie evangelische Kirche, die Mechernich-Stiftung, der städtische Bauhof und die Schulen sowie der Mechernicher Händlerkreis „Mechernich Aktiv“, die Regionalvertretung von „Innogy“, Mineralbrunnen Dauner, die Malteser, Ranger vom Nationalpark Eifel, Künstler, Handwerker und Kaufleute, die ortsansässigen Rewe-Märkte, die Schreinerei Züll, Margrets Hobbylädchen und viele mehr. Udo Becker: „Man braucht nur die leuchtenden Kinderaugen hier zu sehen, dann weiß man, dass diese Unterstützung an der richtigen Stelle angekommen ist.“

Auch die Abfallwirtschaft in „Mecki wird von den Kindern organisiert. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Neben dem pädagogischen Effekt erinnerte Becker auch daran, dass kaum jemand sechs Wochen Sommerurlaub habe und viele Eltern sich freuen, wenn in ihrer Arbeitszeit die Kinder eine qualitativ hochwertige Ferienbetreuung genießen können. Und das taten die Heranwachsenden sichtlich: Ob beim Trommelworkshop, Schnitzkurs oder beim Mülleinsammeln, die „Pänz“ der Mechernicher Kinderstadt waren immer mit Feuereifer im Einsatz.