Morgens Deutsch gelernt, nachmittags Deutsch gesprochen
Zugewanderte Jugendliche nahmen an einem einwöchigen Sprachworkshop des KoBIZ teil und besuchten jeden Nachmittag die Offene Zeltstadt – Projekt wurde vom Verein „VieLe“, dem SC Wißkirchen und der Bürgerstiftung der KSK Euskirchen gefördert.
Euskirchen – Die Ferienzeit ist zwar für die meisten Schülerinnen und Schüler die schönste Zeit im Jahr, aber wenn man aus einem anderen Land kommt und die deutsche Sprache noch nicht richtig spricht, dann ist Urlaubszeit auch ein bisschen Zeitverschwendung. Jutta Bernhardy, Mitarbeiterin des Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrums Kreis Euskirchen (KoBIZ) hatte daher die Idee, in den Ferien kreisweit einen Workshop unter dem Titel „Heraus mit der Sprache“ anzubieten, in dem neu zugewanderte Jugendliche von 14 bis 19 Jahren auch in den Schulferien ihre Deutschkenntnisse erweitern könnten.
„Wir haben dazu Studierende der Uni Bonn mit ins Boot geholt, die Unterricht in Gruppen zu je maximal zehn Schülerinnen und Schülern erteilten“, berichtete Jutta Bernhardy. Dabei sollten die zugewanderten jungen Leute lernen, auf spielerische und experimentelle Weise über sich und ihr Leben zu berichten.
Markus Ramers, Vorsitzender des Vereins VieLe, nannte den Workshop eine „Bereicherung für die Ferien und die Integration“. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Doch bevor die Schultüren der Gesamtschule Euskirchen eine Woche lang in den Ferien geöffnet werden konnten, galt es zunächst einmal die Frage nach der Finanzierung zu klären. Hier hatte das KoBIZ großes Glück, erneut auf Markus Ramers und seinen Verein „Vielfalt Leben im Kreis Euskirchen“ (VieLe) zu treffen. Der Verein, der im vergangenen Jahr dem KoBIZ bereits einige Spielkisten schenkte, die bei der Betreuung von Flüchtlingskindern zum Einsatz kommen, zeigte sich auch diesmal hilfsbereit. Ramers konnte den Sport-Club Wißkirchen (SC) überzeugen, die Erlöse und Spenden seines diesjährigen Benefiz-Torwandschießens dem Ferienworkshop zu überlassen. Darüber hinaus beteiligte sich auch die DemografieInitiative des Kreises Euskirchen an der Finanzierung.
„Wir sind als Verein auf Spenden angewiesen, die wir dann weitervermitteln können“, so Ramers, der auch Kuratoriumsvorsitzender der KSK-Bürgerstiftung ist. Ganz besonders bedankte er sich daher bei der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), die den Verein 2016 mit gleich 10.000 Euro unterstützt hatte. „Von dem Geld war noch einiges übrig, so dass wir auch damit den Ferienworkshop sponsern konnten“, so Ramers.
Rita Witt (v.l.), Direktorin des KSK-Vorstandsstabs, KSK-Vorstandsmitglied Hartmut Cremer und Jürgen Sauer vom SC Wisskirchen ließen sich über den Sprachworkshop des KoBIZ informieren. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
KSK-Vorstandsmitglied Hartmut Cremer und die Direktorin des KSK-Vorstandsstabs, Rita Witt, kamen am Sonntag gemeinsam mit Jürgen Sauer, dem Ehrenvorsitzenden des SC, in die „Offene Zeltstadt“, um sich vor Ort über die Ergebnisse des Workshops informieren zu lassen. Denn nach dem Workshop, der vormittags von 9 bis 13 Uhr stattfand, waren alle Jugendlichen stets eingeladen, am Mittagessen und den kreativen, sportlichen oder medialen Aktionen und Workshops der Offenen Zeltstadt teilzunehmen, die die Katholischen Jugendagentur Bonn zurzeit in der Freizeitanlage Auelsburg veranstaltet.
Für die Gäste hatte man einen kleinen Film vorbereitet. Tim Slobbe und Sandra Huizinga von der Filmproduktionsfirma „Kennis Werkt“ hatten die Jugendlichen an den fünf Tagen begleitet und sie bei ihren Lernprozessen gefilmt. Gemeinsam mit den Jugendlichen wohnten Cremer, Witt und Sauer quasi der Filmpremiere bei.
Dass neben der Sprachausbildung auch Integration stattfand, ließ sich quasi am Rande heraushören, als die jungen Leute sich der Reihe nach mit den Worten vorstellten: „Ich komme aus Syrien. Ich komme aus Afghanistan. Ich komme aus Dollendorf.“
Gemeinsam mit den jungen Leuten erlebten Rita Witt (Mitte v.l.), Hartmut Cremer und Jürgen Sauer die Premiere des Films über den Sprach-Workshop. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
„Jungen und Mädchen waren hier gleichermaßen stark vertreten“, berichtete Jutta Bernhardy. „Am ersten Tag kamen gleich 29 junge Leute aus dem ganzen Kreis, um am Workshop teilzunehmen. Danach hatten wir im Durchschnitt 16 bis 19 Gäste.“ Das Wetter sei zwar teilweise miserabel gewesen, habe aber auch sein Gutes gehabt: „Aufgrund des Regens saßen nämlich oft alle Jugendlichen, Einheimische wie Zugewanderte, zusammen in einem Zelt und kamen sich so rasch näher.“ In der Offenen Zeltstadt hätten sie quasi die sprachlichen Fähigkeiten, die sie am Vormittag vermittelt bekamen, gleich anwenden können, so Bernhardy.
Markus Ramers wertete den Workshop insgesamt als „Bereicherung für die Ferien und die Integration“ und bedankte sich auch beim Leiter der Offenen Zeltstadt, Stefan Bönninghausen, über die gewährte Gastfreundschaft sowie bei den ehrenamtlichen SmiLe-Paten, die den jungen Leuten den ganzen Tag über bei Verständnisschwierigkeiten zur Seite standen.