Sponsoren stifteten Klettergerüst für Kinder im Frauenhaus

Knapp 17.500 kamen beim Crowdfunding zusammen – Kindern soll ein wenig von ihrer kindlichen Unbeschwertheit zurückgegeben werden.

 

Euskirchen – „In einem Frauenhaus macht man keinen Urlaub“, brachte Therese Esch-Redlin vom Vorstand „Frauen helfen Frauen“ es am Dienstagmorgen in der Euskirchener Einrichtung für schutzsuchende Frauen auf den Punkt. Jeweils drei Frauen leben dort mit ihren Kindern gemeinsam in einer Wohnung. „Zurzeit befinden sich bei uns 14 Kinder“, so Esch-Redlin. Die Frauen, die mit ihrem Nachwuchs an diesem behüteten Ort für eine gewisse Zeit Unterschlupf fänden, hätten oft über viele Jahre Gewalt erlebt, physische Gewalt in Form von Schlägen, Tritten, Würgen, sexuelle Übergriffe bis hin zu Mordversuchen sowie psychische Misshandlungen in Form von Demütigungen und Beschimpfungen.

Die Kinder seien dabei immer mit betroffen gewesen. Entweder wurden sie selbst misshandelt oder aber sie mussten die Misshandlungen ihrer Mütter miterleben. Eines der Kinder, das an diesem Vormittag fröhlich mit dem Dreirad an den zahlreichen Besuchern vorbeifährt, ist Max (Name von der Redaktion geändert). „Als Max hier bei uns eintraf, haben wir zunächst geglaubt, er sei ein Autist“, berichtete Esch-Redlin. Er sei in seiner eigenen Welt versunken gewesen und habe mit niemandem gesprochen. Doch dank der unermüdlichen therapeutischen Arbeit und Aufmerksamkeit, die dem Kleinen im Frauenhaus zuteilwurde, spiele Max mittlerweile mit anderen Kindern, sei aufgeschlossen und meistens sogar recht fröhlich.

„Kinder sind eher bereit, das Schlimme, das ihnen widerfahren ist, zu vergessen, was aber nicht heißt, dass sie von ihren Erinnerungen nicht eines Tages wieder eingeholt werden“, weiß Esch-Redlin, die sich gemeinsam mit Marika Gerdes um die Kinder im Frauenhaus kümmert, um ihnen wieder etwas von ihrer kindlichen Unbeschwertheit zurückzugeben.

Und damit dies gelingt, benötigen die Kinder natürlich auch Spielgeräte, an denen sie sich austoben können. Aus diesem Grund haben Esch-Redlin und Marika Gerdes eine Art Crowdfunding betrieben. Ziel war es, ein neues Klettergerüst für den Garten zu beschaffen. Die Hilfsbereitschaft war enorm. Insgesamt kamen knapp 17.500 Euro zusammen. „Für das Klettergerüst, einschließlich Aufbau und Abbau des alten Gerüsts sowie alle anfallenden Arbeiten haben wir 16.068 Euro ausgegeben, so dass wir sogar noch über ein Restguthaben von 1366 Euro verfügen“, freute sich Therese Esch-Redlin.

Eingezahlt in den großen Topf haben die Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), die Stiftung Gräfin Beissel, die Volksbank Euskirchen, der Rotary Club, der eine Spende anlässlich der Verabschiedung von Dr. Norbert Golz (Marien-Hospital Euskirchen) sowie eine zusätzliche Spende des Rotary-Fördervereins beitrug, die Maria und Werner Stobbe Stiftung sowie der Verein „Wir helfen“ des Kölner Stadt-Anzeigers, der mit 5000 Euro die größte Spende beisteuerte. „Weiterhin haben wir den Erlös unseres diesjährigen Hallenflohmarkts für das Klettergerüst verwendet“, so Esch-Redlin.

Die Sponsoren und die Mitarbeiter des Frauenhauses Euskirchen freuten sich über das neue Klettergerüst, an dem sich fortan die im Frauenhaus lebenden Kinder austoben dürfen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epaDie Sponsoren und die Mitarbeiter des Frauenhauses Euskirchen freuten sich über das neue Klettergerüst, an dem sich fortan die im Frauenhaus lebenden Kinder austoben dürfen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Alle Spender waren sich an diesem Vormittag einig, dass das Geld für die Kinder im Frauenhaus mehr als gut eingesetzt worden ist und freuten sich zu sehen, wie die Kinder ihr neues Klettergerüst in Besitz nahmen. Einer der Kleinen pflanzte eine Flagge auf das Gerüst mit der Aufschrift „KinderBurg“.

„Ganz besonders froh sind wir auch über die gute Beratung, die uns durch die Stadt Euskirchen zuteilwurde“, berichtete Marika Gerdes. So habe man in Melanie Barth eine kompetente Ansprechpartnerin gefunden. „Unser besonderer Dank gilt auch Marcel Höger und Jörg Gerres vom Städtischen Bauhof, die sich nicht nur um alle Arbeiten rund um das Klettergerüst gekümmert haben, sondern auch sehr engagiert bei der Planung waren, damit der optimale Standort gefunden werden konnte.“

„Als das Frauenhaus 1992 gegründet wurde, hielt man die Adresse geheim“, berichtete Therese Esch-Redlin im Gespräch mit Rita Witt, Vorsitzende der KSK-Bürgerstiftung, und Josef van de Gey, Vorsitzender des Rotary-Fördervereins. Doch heute habe man diese Geheimhaltung aufgegeben, da sie sich in Zeiten wandelnder Medien auch kaum noch aufrechterhalten ließ. „Die Sicherheit der Frauen und Kinder im Frauenhaus ist natürlich weiterhin das Wichtigste“, so Esch-Redlin. Man habe sich jedoch auch ein Stück weit geöffnet. So könnte beispielsweise Fachpersonal die Büroräume des Frauenhauses auch zur schnellen und unkomplizierten Kontaktaufnahme mit Frauen und Kindern nutzen. Ein weiterer Kontaktbereich sei der Garten, der – wie an diesem Tag – für Gäste zur Verfügung stünde. „Die technischen Sicherheitsmaßnahmen sind allerdings deutlich verstärkt worden“, so Esch-Redlin.

Wie wichtig Frauenhäuser sind, zeigen die Zahlen. So werden jedes Jahr allein in deutschen Frauenhäusern ca. 40.000 Frauen mit ihren Kindern aufgenommen. Gewalt in Familien findet dabei in allen Landesteilen und Bevölkerungsschichten statt. 82 Prozent der häuslichen Gewalttaten werden laut einer Statistik des Bundesfamilienministeriums von Männern an Frauen und Kindern verübt.

Schuld daran sei nicht zuletzt eine immer noch an traditionellen Rollen orientierte Erziehung und Arbeitsteilung in Familie und Beruf, die zu Lasten der Frau ginge, so Esch-Redlin.