Nevin Sezgin ist „Frau des Jahres 2017“
Die Euskirchenerin erhielt den Margaretha-Linnery-Preis für ihr soziales Engagement in Bezug auf geflüchtete Frauen und Mädchen – Rita Witt, Markus Ramers und Horst Belter erinnerten in ihren Ansprachen vor allem an die stürmische Art, die große Beharrlichkeit und die immense Überzeugungskraft, mit der die Preisträgerin ihre ehrenwerten Ziele verfolge
Euskirchen – Bei der Feier der alljährlichen Margaretha-Linnery-Preisverleihung im Historischen Ratssaal der Stadt Euskirchen werden die Bilder der Stadthonoratioren stets mit den Konterfeis von Frauen überklebt, die bereits mit dem Linnery-Preis ausgezeichnet wurden. Im wahren Leben lässt sich die Dominanz der Männerwelt in Politik und Gesellschaft allerdings nicht so leicht „überkleben“. Nach wie vor werden Frauen und Mädchen benachteiligt, diskriminiert, und es kann von Gleichberechtigung oft keine Rede sein. Was auf europäische Frauen zutrifft, trifft aber oft in noch weit stärkerem Maße auf geflüchtete Frauen und Mädchen zu. Die Euskirchenerin Nevin Sezgin hat es sich daher zur Aufgabe gesetzt, sich gerade um diese Menschen intensiv zu kümmern, ihnen Wertschätzung entgegen zu bringen und so zu ihrer Integration beizutragen. Aus diesem Grund hat der seit 20 Jahren existierende Arbeitskreis „Frauen im Kreis Euskirchen“ sie am Freitagabend im Historischen Ratssaal der Kreisstadt zur „Frau des Jahres 2017“ ausgezeichnet.
Künstlerin Michaela Rübenach (rechts) übergab das mit dem Margaretha-Linnery-Preis verbundene Kunstwerk an Nevin Sezgin (links), im Hintergrund Moderatorin Franziska Senze. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
„Du unterstützt Integration, und das finden wir toll“, freute sich die Moderatorin des Festakts, Franziska Senze. Das Motto von Nevin Sezgin laute: „Einen friedlichen Ort gibt es nicht, den müssen wir uns selbst erschaffen!“ Genau wie die Namensträgerin Margaretha Linnery, eine Nonne aus Bad Münstereifel, die um die Wende zum 17. Jahrhundert wirkte, ermutige Nevin Sezgin Frauen, sich für ihre Rechte einzusetzen und Missstände öffentlich zu machen.
Zahlreiche Gäste kamen in den Historischen Ratssaal, um bei der Verleihung des Margaretha-Linnery-Preises dabei zu sein. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Markus Ramers, Stellvertreter des Landrats, warf die Frage auf, ob es nicht viel besser wäre, wenn es diese Auszeichnung gar nicht geben würde. Denn dann würde man ja in einer Welt leben, in der Frauen die gleichen Chancen wie Männer hätten. „Doch bis es soweit ist, wird es wohl noch viele Preisverleihungen geben müssen, die uns immer wieder die bestehenden Ungleichheiten ins Bewusstsein bringen“, so Ramers. Bis dahin brauche man Frauen, aber auch Männer, die für eine gerechtere und gleichberechtigte Welt einstünden. Einer dieser Menschen sei ohne Frage Nevin Sezgin. „Die Preisträgerin verfügt über eine direkte ungestüme Ansprache, und redet mit jedem Menschen gleich, egal welcher Herkunft oder welchen Standes er ist.“ Darüber hinaus verfüge sie über großen Tatendrang und schaffe es immer wieder, wie beispielsweise für das alljährliche Euskirchener Friedensfest, Menschen zu motivieren. „Sie hat schon die gesamte Führungsetage des Kreishauses zu Pizzabäckern gemacht“, verriet Ramers.
Der stellvertretende Bürgermeister Euskirchens, Horst Belter, fügte hinzu, dass die große Beharrlichkeit und immense Überzeugungskraft Nevin Sezgins viel zum Verständnis zwischen den Kulturen beitrügen. Die Preisträgerin sei sich ihrer Grundsätze immer treu geblieben. Belter nannte es darüber hinaus „eine großartige Idee“, dass der Linnery-Preis stets mit der Übergabe eines Kunstwerks verbunden ist. In diesem Jahr war der Preis von Michaela Rübenach gestaltet worden.
Rita Witt betonte in ihrer Ansprache, dass Frieden und ein friedliches Zusammenleben aller Kulturen das zentrale Ziel seien, das Nevin Sezgin zu erreichen wichtig wäre. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Rita Witt, Direktorin des Vorstandsstabs der Kreissparkasse Euskirchen, welche den Festakt seit vielen Jahren finanziell unterstützt, betonte, dass sich die Preisträgerin besonders für Frauen und Kinder einsetze. „Mit Ihrer offenen, ja manchmal fast stürmischen Art gelingt es Ihnen schnell, Vertrauen zu schaffen und Menschen im positiven Sinne mitzureißen“, so Witt. Dabei sei Frieden und ein friedliches Zusammenleben aller Kulturen das zentrale Ziel, das Nevin Sezgin zu erreichen wichtig sei.
Rita Witt überreichte der Preisträgerin einen symbolträchtigen Kuchen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Wie eine Welt aussehen könnte, in der alle in friedlichem Miteinander lebten, diese Wunschvorstellung hatte Rita Witt mit Hilfe eines talentierten Bäckers symbolisch auf einem Kuchen in Szene setzen lassen. Die Deckplatte der süßen Überraschung zeigte eine Erde, auf der alle Nationen, Religionen und Kulturen friedlich zusammenlebten. Symbole aus Christentum, Islam und Judentum bildeten dabei das Wort „COEXIST“, das für Religionsfreiheit, Toleranz und Verständnis steht.
Symbole aus Christentum, Islam und Judentum bilden auf dem Kuchen das Wort „COEXIST“, das für Religionsfreiheit, Toleranz und Verständnis steht. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Barbara Fischer von der Integrationsagentur des DRK, die die anschließende Laudatio hielt, betonte, dass man Nevin Sezgin eigentlich nicht mit einer Lobrede ehren könne. Vielmehr müsse man sich ihr metaphorisch nähern. Die Preisträgerin, die ebenfalls beim DRK tätig ist, sei wie eine Tür, eine bunte Tür mit gläsernen Fenstern, die einen Blick ins Unbekannte erlaube. „Eine Tür, die nie ganz zufällt und sich bei kleinstem Druck öffnet“, so Fischer. Besonders geflüchtete Frauen und Mädchen brauchten Menschen, die wie solche Türen seien.
Nevin Sezgin selber zeigte sich bescheiden. Sie habe zunächst nicht geglaubt, dass sie diesen Preis verdiene. „Doch jetzt nach all den Lobeshymnen, für die ich mich herzlich bedanke, bin auch ich überzeugt, dass ich den Preis verdiene“, sagte sie lachend und erntete damit großen Applaus.
Preisträgerin Nevin Sezgin (v.l.) wurde mit einem Kunstwerk von Michaela Rübenach ausgezeichnet. Barbara Fischer, Markus Ramers, Horst Belter und Rita Witt hielten die Ansprachen. Franziska Senze moderierte den Abend, und Antonia Krasukov sorgte für die musikalische Begleitung. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Großen Applaus erntete auch „Jugend musiziert“-Preisträgerin Antonia Krasukov, die unter anderem mit einer Interpretation von Stevie Wonders Hit „Don‘t you worry ‘bout a thing“ für die gelungene musikalische Begleitung des Abends sorgte.
Eifeler Presse Agentur/epa