Extremkletterer Thomas Huber: „Erzieht eure Kinder mutiger!“

Der Ältere der beiden „Huberbuam“ begeisterte Kaller Schüler bei einem Workshop und über 400 Zuschauer in einem Multimediavortrag – DAV-Sektion Schleiden/Eifel hatte in Kooperation mit Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld und Hermann-Josef-Haus Urft und Unterstützung der Kreissparkasse Euskirchen sowie Sport Brang für den Besuch des weltbekannten Spitzensportlers gesorgt

Kall – „Ich habe eine Bitte an alle Eltern – erzieht eure Kinder mutiger!“, mit diesen Worten beendete Extremkletterer Thomas Huber seinen Multimediavortrag, mit dem er am vergangenen Samstagabend in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld 400 Zuschauer fesselte. Zwei Stunden lang hatte der ältere der beiden „Huberbuam“ sein Publikum mit Erlebnissen aus der Welt der Berge begeistert, über Erfolge und Gipfelglück, aber auch Frustration und Trauer über verlorene Freunde gesprochen. Dabei kamen nicht nur Bergsportbegeisterte auf ihre Kosten: Huber vermittelte „nebenbei“ Lebensweisheiten und nahm Stellung zu aktuellen Themen, auch durch ein Projekt, bei dem er zusammen mit seinem Bruder Alexander mit einer eigenen Stiftung Kindern in Pakistan den Schulbesuch ermöglicht. Thomas Huber: „Das beste Mittel gegen den Terror ist Bildung!“

 

400 Zuschauer verfolgten gebannt den Multimediavortrag von Thomas Huber. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa400 Zuschauer verfolgten gebannt den Multimediavortrag von Thomas Huber. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

 

 

Der hiesigen Sektion Schleiden/Eifel des Deutschen Alpenvereins (DAV) war es zu verdanken, dass der weltbekannte Bergsteiger in die Eifel kam. Zusammen mit dem Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld (HJK) und dem Hermann-Josef-Haus Urft (HJH) hatte die Sektion nicht nur den Vortrag ermöglicht, sondern auch 13 Schülern des Steinfelder Gymnasiums und der stationären Jugendhilfeeinrichtung in Urft ein ganz besonderes Erlebnis verschafft: Thomas Huber begegnete den Heranwachsenden am Mittag vor dem Vortrag im Hermann-Josef-Haus auf Augenhöhe, erzählte über seine Bergabenteuer, gab den „Kids“ anhand seiner eigenen Lebensgeschichte Tipps für persönlichen Erfolg („Lasst euch nicht verbiegen, hört immer auf euer Herz“) und hängte noch einen Kletterworkshop dran, bei dem Huber jedem einzelnen persönliche Tipps zur Klettertechnik gab.

 

Thomas Huber berichtete mit viel Humor, Selbstironie, aber auch Lebensweisheiten zwei Stunden lang über das Leben als Extremkletterer. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epaThomas Huber berichtete mit viel Humor, Selbstironie, aber auch Lebensweisheiten zwei Stunden lang über das Leben als Extremkletterer. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

 

 

Max Theissen, Vorsitzender der DAV-Sektion Eifel, sagte in seinem Grußwort vor dem Vortrag; „Besonders danken möchte ich der Kreissparkasse Euskirchen, die seit Jahren den Klettersport in der Region unterstützt. Sie hat die Matten im Boulderraum Urft ebenso wie die Kletterwanderweiterung in Bad Münstereifel gesponsert und hat uns auch beim Vortrag großzügig gefördert.“ Rita Witt, Direktorin des Vorstandsstabs der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), besuchte den Workshop mit den Kindern und sagte anschließend: „Thomas Huber hat den jungen Leuten wichtige Botschaften zu Selbstvertrauen und persönlichem Wachstum mit auf den Weg gegeben, und das in sehr persönlicher und bodenständiger Art und Weise.“ Solche Projekte, bei denen mehrere Partner der Jugendarbeit zusammenwirken, unterstütze die KSK besonders gerne. Als weiterer Sponsor engagierte sich Sport Brang.

Besonders der Kreissparkasse Euskirchen dankte Max Theissen, Vorsitzender DAV Eifel, für das mehrfache Engagement für den Klettersport im Kreis Euskirchen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epaBesonders der Kreissparkasse Euskirchen dankte Max Theissen, Vorsitzender DAV Eifel, für das mehrfache Engagement für den Klettersport im Kreis Euskirchen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

 

Wie nachhaltig solche Erlebnisse mit eindrucksvollen Persönlichkeiten gerade für die besondere Klientel des Hermann-Josef-Hauses sind, bestätigte Jan Schmitz, Pädagoge im HJH und Kletterbetreuer bei der DAV-Sektion Eifel: „Thomas Huber hat nicht nur Klettertechnik vermittelt, sondern auch zusammen mit den Jugendlichen ein Kletterspiel gespielt.“ Von einem solchen Spitzensportler ernst genommen zu werden, bringe einen großen Schub für das Selbstbewusstsein, was sich auch in weiteren Lebensbereichen außerhalb des Sportes positiv auswirke.

Weltklassebergsteiger und Kletterer sowie dreifacher Familienvater Thomas Huber kam auf Einladung der hiesigen DAV-Sektion in die Eifel. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Am Abend beeindruckte Huber die hauptsächlich Erwachsenen in der vollbesetzten Aula nicht minder, als er über seine Sehnsucht nach dem sturmumtosten „Cerro Torre“ im für die extremen Wetterverhältnisse berüchtigtem argentinischen Patagonien berichtete. Der Berg, den er seit 2005 in einer besonderen Begehung über drei weitere Berggipfel zu besteigen versucht, sei sein „Stein und Eis gewordener Traum eines Bergsteigers“. Huber erinnerte aber auch daran, dass er für manche schon zum Alptraum geworden sei – und meinte dabei nicht einmal eiskalte Nächte am Berg, die er einmal in einer über 30-stündigen Tour mit lediglich vier Müsliriegeln für zwei Personen verbrachte, oder Wetterumschwünge, bei denen sein Team sich in den Windschatten des Berges flüchten musste, weil ein Sturm mit über 200 Stundenkilometer und minus 25 Grad Celsius auf der Windseite den sicheren Tod bedeutet hätte. Denn der Berg hat auch schon Todesopfer gefordert: Ein Neben-Gipfel ist nach dem am Cerro Torre verunglückten Toni Egger benannt.

Begeistert über Extremkletterer Thomas Huber (hinten) waren nicht nur die Schüler aus Kall, sondern auch Jan Schmitz (vorn von links), Pädagoge HJH und Kletterbetreuer DAV, Max Theissen, Vorsitzender DAV Eifel, Rita Witt, Direktorin Vorstandsstab KSK, Ralf Kremp, Lehrer HJK, und Michael Giefer, Lehrer HJK. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epaBegeistert über Extremkletterer Thomas Huber (hinten) waren nicht nur die Schüler aus Kall, sondern auch Jan Schmitz (vorn von links), Pädagoge HJH und Kletterbetreuer DAV, Max Theissen, Vorsitzender DAV Eifel, Rita Witt, Direktorin Vorstandsstab KSK, Ralf Kremp, Lehrer HJK, und Michael Giefer, Lehrer HJK. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Im perfekt gehaltenen und inszenierten Multimediavortrag hielt Thomas Huber gemeinsam mit seinem Publikum auch für eine Schweigeminute inne, die er unter anderem seinem vor zwei Jahren beim Wingsuit-Fliegen tödlich verunglückten Freund und Weltklasse-Kletterer Dean Potter widmete.

Obwohl Huber für Mut plädierte und deutlich machte, wie sehr ihn manche politische Entwicklungen erzürnten („Wir leben in einer unglaublich ängstlichen Gesellschaft“), mahnte er in gefährlichen Situationen zur Vorsicht. So hat er zwar schon mehrere Erstbesteigungen absolviert und einen riskanten Speed-Rekord im Klettern an der über 1000 Meter hohen „Nose“ im kalifornischen Yosemite National Park aufgestellt. Seinen „Cerro Torre“ aber hat er noch nicht auf seiner besonderen Tour bestiegen, sondern aus Sicherheitsgründen die Besteigung abgebrochen – mehrfach kurz vorm Ziel – und stattdessen „ja“ gesagt: „Ja zum Leben – und gegen einen Versuch mit einem unkalkulierbaren Risiko. Denn es gibt dann immer noch einen weiteren Versuch“, so Thomas Huber.

Weltklassebergsteiger und Kletterer sowie dreifacher Familienvater Thomas Huber kam auf Einladung der hiesigen DAV-Sektion in die Eifel. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epaWeltklassebergsteiger und Kletterer sowie dreifacher Familienvater Thomas Huber kam auf Einladung der hiesigen DAV-Sektion in die Eifel. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

 

 

 

Mut hat er aber schon in extremer Weise bewiesen, wie in eindrucksvollen Filmausschnitten deutlich wurde. Einige Male ist er durch seine Kletteraktivitäten auch schon auf dem Operationstisch gelandet, hatte erst im vergangenen Jahr durch einen Sturz einen Schädelbruch, um wenige Monate darauf schon wieder im 10. Grad zu klettern – und ist dreifacher, glücklich verheirateter Familienvater. Thomas Huber: „Lebe das Leben – das Leben ist keine Generalprobe, sondern die Aufführung!“

Eifeler Presse Agentur/epa