Blues-Konzert mit zwei Eisenbahnreisen

Georg Schroeter, Marc Breitfelder und Torsten Zwingenberger gastierten in der Comedia – KIK-Abschlussveranstaltung 2017 wurde von der Kreissparkasse Euskirchen gesponsert.

 

Euskirchen – Schon seit 30 Jahren stehen die Blues-Veteranen Georg Schroeter und Marc Breitfelder gemeinsam auf der Bühne. In diesen drei Jahrzehnten haben sie es geschafft, nicht nur als bestes Blues-Duo Deutschlands mit dem „German Blues Award“ ausgezeichnet zu werden und sogar 2011 die International Blues Challenge (IBC) in Memphis (USA) zu gewinnen, sondern sie haben den Blues auch auf sehr virtuose Weise weiterentwickelt. Während manche Bluesbands lieber im Ambiente eines verrauchten Clubs verweilen und dort gern den Klassiker „I can’t play the blues in an air-conditioned room“ zum Besten geben, haben Schroeter und Breitfelder den Blues konzertsaalfähig gemacht und sind in der Lage, auch dort das Publikum zu begeistern. Das liegt vor allem an der hochgradigen Virtuosität ihres Vortrags, der nicht nur Bluesliebhaber von den Stühlen reißt, sondern eben auch das arriviertere Publikum.

Bepackt mit Percussions-Instrumenten aus allen Herren Ländern ging Torsten Zwingenberger an seinem Schlagzeug auf Weltreise. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epaBepackt mit Percussions-Instrumenten aus allen Herren Ländern ging Torsten Zwingenberger an seinem Schlagzeug auf Weltreise. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Aus Anlass des Abschlusskonzerts 2017 des Vereins Kulturinitiative Klösterchen (KIK) hatten die beiden Kieler am Mittwochabend noch ihren Schlagzeuger Torsten Zwingenberger mit in die Comedia gebracht. Eine gute Wahl, denn der Mann aus Berlin brachte zusätzlichen Drive mit in den Konzertabend.

Allen voran zeigte Marc Breitfelder, dass eine Mundharmonika nicht nur ein wohlfeiles Begleitinstrument für sangesfreudige Wandergruppen ist, sondern ein ernstzunehmendes Soloinstrument. Durch eine selbst entwickelte neue Überblastechnik holte Breitfelder aus seinem „Mississippi Saxophon“ ein Spektrum an Sounds heraus, die mal wie eine lyrische Geige, mal wie eine schmutzige E-Gitarre oder auch einfach nur wie eine perfekte Bluesharp klangen.

Marc Breitfelder machte dem Namen „Mundorgel“ alle Ehre und überzeugte durch ein hochvirtuoses Spiel. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epaMarc Breitfelder machte dem Namen „Mundorgel“ alle Ehre und überzeugte durch ein hochvirtuoses Spiel. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Als Solist nahm Breitfelder die Zuhörer mit seinem „steaming locomotive sound“ auf eine Eisenbahnreise mit quer durch die USA, schnaufte und ächzte sich durch den ganzen südlichen Westen, nahm dann irgendwann, vielleicht kurz vor Memphis, richtig Fahrt auf und rollte schließlich gemächlich zu Tale ins selige Land des Blues, auch wenn das geographisch gesehen vielleicht Unsinn ist. In „Talk to me baby“ lieferte er sich mit Georg Schroeter am Flügel einen Dialog zwischen Mann und Frau, wobei Breitfelder auf der Mundharmonika den Part der Frau übernahm. Da die beiden auch Meister der Improvisation sind, ahnten die Zuhörer sogar, worüber das Paar sich unterhielt, denn plötzlich klangen Phrasen aus Sinatras Klassiker „I’m dreaming of a white Christmas“ an.

An Witz und Spielfreude ließ es auch Schlagzeuger Torsten Zwingenberger nicht fehlen. Der nahm die Zuhörer ebenfalls mit auf eine Eisenbahnreise, die von Berlin aus bis nach Afrika führte. Folglich bezog er auch nach und nach immer mehr Percussions-Instrumente in sein Spiel am Schlagzeug mit ein und machte dabei auch vor einem ausrangierten Barhocker nicht halt.

Virtuoses Klavierspiel und eine unverwechselbare Bluesstimme zeichnen den Pianisten Georg Schroeter aus. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epaVirtuoses Klavierspiel und eine unverwechselbare Bluesstimme zeichnen den Pianisten Georg Schroeter aus. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Doch nicht nur die stark rhythmusbetonten Stücke wie „Route 66“ oder die Boogie-Woogie-Nummern gingen den Zuhörern ins Blut. In Balladen wie „Long as I can see the light“ oder „Wild Horses“ zeigte vor allem der 2013 als bester Blues-Pianist Deutschlands ausgezeichnete Georg Schroeter seine ganze Klasse, dessen Spiel nicht nur Rhythmus-Gitarre und Bass ersetzten, sondern dessen ausgeprägte Gesangstimme der Formation überhaupt erst das richtige Bluesfeeling gab. Am Ende wurde das Trio nur nach mehreren Zugaben und Standing Ovations von der Bühne der ausverkauften Comedia gelassen.

Wie bereits seit vielen Jahren wird das KIK-Weihnachtskonzert von der Kreissparkasse Euskirchen gesponsert. Dr. Ingo Wolf, der die Begrüßung übernahm, freute sich besonders, dass die KSK die Kultur Initiative Klösterchen nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch im Publikum große Präsenz zeigte. So waren die Vorstandsmitglieder Hartmut Cremer und Holger Glück sowie die Direktorin des KSK-Vorstandsstabs Rita Witt ebenso zum Konzert erschienen, wie auch zahlreiche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen samt ihrem Familien- und Freundeskreis.

Nach dem Konzert gab es für die drei Musiker Standing Ovations. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epaNach dem Konzert gab es für die drei Musiker Standing Ovations. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

 

 

Bereits am Freitag, 12. Januar, 19.30 Uhr, geht es in der Comedia weiter mit dem nächsten Konzert. Dann wird das Cologne Reed Art Ensemble erwartet. Das Repertoire der jungen Kammermusiker reicht von klassisch-romantischen Stücken bis hin zu ethnisch inspirierter, zeitgenössischer Musik.

 

Georg Schroeter (v.l.), Torsten Zwingenberger und Marc Breitfelder begeisterten in der ausverkauften Euskirchener Comedia. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epaGeorg Schroeter (v.l.), Torsten Zwingenberger und Marc Breitfelder begeisterten in der ausverkauften Euskirchener Comedia. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa