Jecke Revolutionstruppen ließen sich bei der KSK verpflegen
Prinz Peter II. sowie Prinz Bernd I., Jungfrau Larissa I. und Bauer Patrick I. samt Gefolge feierten mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreissparkasse Euskirchen die jecke Machtübernahme im Kreis.
Euskirchen – Schon am Vormittag sah man Frank Heuser, Chef der NEW-Kantine im Hauptquartier der Kreissparkasse Euskirchen, gemeinsam mit seinem Team auf langen Tischen ein Riesenbüfett anrichten. Offensichtlich war hoher Besuch im Anmarsch. Aber warum steckte der Mann in einem Schlumpfkostüm? Der Hintergrund ist rasch berichtet: Gegen 11.11 Uhr hatten revolutionäre Truppen unter Leitung von Prinz Peter II. gemeinsam mit einigen aufgewiegelten „Wiewern“ die kreisstädtische Verwaltung im Handstreich unter ihre Kontrolle gebracht, den Bürgermeister aus dem Amt gejagt und den Widerstand der Beamten durch stundenlanges Schunkeln gebrochen. Und jetzt, jetzt hatten die neuen Herrscher einfach nur Hunger.
Unter Trommelschlägen und Trompetenklängen marschierte kurz vor Mittag der Musikzug der Prinzengarde im S-Forum der KSK ein, gefolgt von den abgekämpften Gardisten selbst, die dringend eine Bewirtung, Verpflegung und Ruhepause benötigten, um vor allem ihre vom „Bützen“ wunden Lippen zu pflegen. KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker, selbst verdächtigt, Mitglied der „Schwarze Männ“ zu sein, einem unauffälligen Männerbund, der als eigentlicher Kopf des alljährlichen Umsturzes gilt (KSK wird dort auch gern als Karnevalistisches Sonderkommando interpretiert), ließ es sich nicht nehmen, die närrischen Truppen gemeinsam mit Vorstandsmitglied Holger Glück und der Direktorin des Vorstandsstabs Rita Witt persönlich zu empfangen.
Rita Witt (v.l.), Holger Glück, Udo Becker (hier mit Solomariechen Ira Mletzko) begrüßten im S-Forum Prinz Peter II. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Dabei wurde schnell klar, dass es Becker nicht nur opportun erschien, den neuen Regenten samt Küfer Vivian I. und ihrem zahlreichen Gefolge zu verköstigen, sondern dass zwischen den neuen Machthabern und ihm eine herzliche Freundschaft bestand, schlimmer noch: Der Kreissparkassenchef versah die Rädelsführer der jecken Revolution eigenhändig mit dem Karnevalsorden der KSK, der höchsten Auszeichnung, die das älteste Kreditinstitut der Region in Bezug auf Verdienste um den allgemeinen Frohsinn zu vergeben hat. Ja, es erwies sich sogar, dass Becker die Sprache der Party-Partisanen bestens zu sprechen verstand und alle Losungsworte ihrer regionalen Truppenverbände kannte. Ob das rheinische „Alaaf“, das Nettersheimer „Wauwau“, das Blankenheimer „Juh Jah“, das Engelgauer „Helau“, das „Oh Äh“ im Raum Uedelhoven oder das „Spanien – Olé“ der Lommersumer. Und wenn es noch eines letzten Beweises für die Kooperation zwischen KSK und Karnevalisten bedurft hätte, so konnte man diesen darin finden, dass Becker und Glück von Helmut Marian, dem Präsidenten des Festausschusses Euskirchener Karneval, in aller Öffentlichkeit eine Auszeichnung als Hauptsponsor ihres Aufstands erhielten.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Marktservice hatten ihre komplette Abteilung in eine Twilight-Zone verwandelt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Aber gut, Schwamm drüber! Denn offensichtlich waren auch die zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KSK längst zu den Aufständischen übergelaufen. Überall sah man Menschen, die ihr Bankeroutfit demonstrativ gegen eine närrische Maskerade eingetauscht hatten. Besonders hervor tat sich dabei die Abteilung „Marktservice Passiv und Dienstleitungen“. Obwohl der Name selbst schon Schrecken genug in sich birgt, hatte das Team einen ganzen Gebäudekomplex in eine Twilight-Zone verwandelt. Spinnennetze durchzogen die Flure, in allen Ecken hingen Fledermäuse und Skelette, und wohin man auch sah, tauchten zu beängstigenden Klängen düstre Gestalten aus dem Halbdunkel auf. Im Vorraum standen Grabsteine, unter denen lästig gewordene Verwaltungsvorgänge beerdigt worden waren. Ein weiterer Beweis dafür, dass auch der Marktservice sich vom närrischen Aufstand längst hatte anstecken lassen.
Nach einem turbulenten Morgen freuten sich die Karnevalisten über die Stärkung bei der KSK. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Kaum waren im S-Forum Musikkapelle, Prinzengarde und Festausschuss des Euskirchener Karnevals samt Tanzmariechen Ira Mletzko wieder abgezogen, da kündigte sich die nächste Revolutionstruppe an. Die „Rözeme Pannejecke“ unter Prinz Bernd I., Jungfrau Larissa I. und Bauer Patrick I. hatten einen Vorstoß in die Hochburg des rheinischen Karnevals gewagt und waren soeben siegreich, wenn auch etwas angeschlagen, ins Euskirchener Mutterland zurückgekehrt. Auch diesmal ließ es sich der KSK-Vorstand nicht nehmen, die Kämpfer wider dem tierischen Ernst mit offenen Armen aufzunehmen und zu bewirten.
Die KSK-Mitarbeiter hatten sich viel Mühe gegeben, um die jecken Tollitäten gebührend zu empfangen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Mit Schunkeln, Schlachtrufen und erneutem Ordensaustausch wurde die Fastelovend-Freundschaft zwischen der KSK und den operativen Truppen noch bis in den späten Nachmittag hinein weiter vertieft, so dass alle Nichtkarnevalisten sich für die Zukunft auf einiges gefasst machen können. Hatte doch bereits Prinzenführer Hans Josef Bädorf angekündigt, dass diese Freundschaft seinetwegen ruhig noch 100 Jahre so weitergehen könne. Und hatte KSK-Chef Becker daraufhin deutlich Zustimmung signalisiert. Für Frank Heuser und sein Team zumindest scheint das kein Problem: Die Vorräte an Würstchen, Brötchen, Frikadellen, Gulaschsuppe und Mutzen für die an vorderster Spaßfront kämpfenden Verbände schienen schon jetzt unerschöpflich zu sein.
Eifeler Presse Agentur/epa