Digitaler Wandel macht auch vor der Wirtschaftsprüfung nicht halt

eingestellt von Sebastian Thur am 19. September 2018

Digitaler Wandel macht auch vor der Wirtschaftsprüfung nicht halt

Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ war zu Gast bei der dhpg in Euskirchen – Live-Hacking zeigte, wie verwundbar Unternehmen im digitalen Zeitalter sind – Volker Loesenbeck: „Die Eifel ist ein lohnenswerter Wirtschaftsstandort“

Euskirchen – Normalerweise kommen die Wirtschaftsprüfer zu den Unternehmern ins Haus. Beim aktuellen Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, einer Partnerinitiative von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen (KSK), waren hingegen die Unternehmer zur Abwechslung einmal bei den Wirtschaftsprüfern zu Gast und besuchten die Büroräume der Euskirchener Niederlassung der dhpg, eine der führenden Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Rechtsberatungsgesellschaften Deutschlands.

„Auf große Maschinen und große Produktionsstätten, die normalerweise zu unserem Unternehmerfrühstück dazugehören, müssen Sie heute verzichten“, begrüßte der Allgemeine Vertreter des Landrats, Manfred Poth, die Gäste. Denn heute sei man bei einem Dienstleister zu Gast. „Mit der dhpg dürfen wir im Kreis Euskirchen eine Kanzlei beheimaten, die zu den 15 größten in Deutschland gehört und die sich schon seit 40 Jahren in der Kreisstadt befindet“, freute sich Poth.

In einem Mini-Workshop erklärte Thomas Nöthen, einer der dhpg-Geschäftsführer, die Vorteile einer serverbasierten digitalen Buchführung. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Holger Glück, Vorstandsmitglied der KSK, erinnerte daran, dass Mitglieder der dhpg von jeher mit zu den Stammgästen des Unternehmerfrühstücks zählten. „Sie unterstützen jedoch nicht nur »viertelvoracht«, sondern engagieren sich auch für die Region, indem sie mit uns und dem Kreis gemeinsam Veranstaltungen für Unternehmer anbieten und etwa über steuerliche Hürden bei der Unternehmensnachfolge informieren“, lobte Glück die beiden Mitinhaber der dhpg, Thomas Nöthen und Volker Loesenbeck.

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Thomas Nöthen berichtete anschließend von den Anfängen der dhpg, die 1949 in Bonn als inhabergeführtes mittelständisches Beratungsunternehmen gegründet worden war und heute mehr als 500 Mitarbeiter zählt. Die fünf Kernfelder der dhpg seien Wirtschaftsprüfung, Steuer-, Rechts- sowie Sanierungs- und Insolvenzberatung. Beim Ranking lande die dhpg deutschlandweit auf Platz 14, der Partner Nexia Deutschland, mit dem die dhpg eng zusammenarbeite, belege sogar in Deutschland den ersten Platz und sei weltweit unter den Top 10.

Unter ihren Mandanten zähle die dhpg gewerbliche, inhabergeführte Unternehmen aller Rechtsformen sowie Unternehmen der öffentlichen Hand und Nonprofit-Organisationen. „Die Spezialkompetenzen des Unternehmens liegen im Bereich Umstrukturierungen, Unternehmensnachfolge, Umsatzsteuerliche Beratung, Betreuung von Pflegeeinrichtungen, aber auch IT-Services und hier vor allem: Digitalisierung, Datensicherheit und Datenschutz“, so Nöthen.

Keine Angst vor Wirtschaftsprüfern: Die Teilnehmer beim Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ bei dhpg erfuhren, dass sich die Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Rechtsberatungsgesellschaft als Dienstleister versteht. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Datenschutz war schließlich auch das Thema des Vormittags. Denn der digitale Wandel hat längst auch Auswirkungen auf die Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung. Die Zeiten der Zettelwirtschaft und der manuell ausgefüllten Formulare sind vorbei und damit auch die Möglichkeit der Wirtschafts- und Steuerprüfer, anhand dieser Aufzeichnungen feststellen zu können, ob auch alle Daten richtig und plausibel erfasst wurden. Stattdessen, so Nöthen, müssten digitale Prozesse und IT-Infrastrukturen selbst auf Plausibilität überprüft werden. Auch hier helfe die dhpg, indem sie bereits im Vorfeld dabei mitwirke, für die Unternehmen funktionierende digitalen Strukturen und Prozesse zu schaffen, die letztlich Datensicherheit garantierten.

Wie anfällig die Unternehmen auf Angriffe von außen sind, zeigten die IT-Spezialisten der dhpg anschließend bei einer Live-Hacking-Vorführung. Mit einer legal im Handel erwerblichen Box gelang es IT-Profi Christian Vierschilling, über eine W-LAN-Verbindung in den Router des Unternehmens einzudringen, diesen dazu zu bringen, sich kurzfristig abzuschalten und anschließend beim Wiedereinschalten das verschlüsselte Kennwort an den Hacker zu senden, das anschließend mit weiterer Spezialsoftware ausgelesen werden konnte. Kurz darauf hatte der „Hacker“ Zugriff auf den Firmenrouter, um von dort weitere Schwachstellen im digitalen Firmennetz auszumachen.

„Wer unbedingt in ein Netzwerk eindringen möchte, der schafft dies auch“, so Vierschilling, „es ist nur eine Frage der Zeit. Sie haben aber die Möglichkeit, dem Angreifer dieses Eindringen so schwer wie möglich zu machen, indem Sie beispielsweise kein Nullachtfünfzehn-Passwort für Ihren Router wählen.“

Dass die digitale Technik jedoch nicht nur angreifbar ist, sondern auch viele Vorteile besitzt, erfuhr eine andere Gruppe von Gästen, die erlebte, wie digitale Buchführung in Echtzeit funktioniert. Thomas Nöthen zeigte auf, wie man serverbasiert Unternehmensdaten erfassen, auslesen und analysieren kann, von der Rechnungserfassung über Lohnbuchhaltung bis zur Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA). So könne der Unternehmer auch kurzfristig etwa für einen Banktermin anhand von Grafiken und Tabellen plausible Zahlen vorlegen. Über ein Rechtemanagement könne man darüber hinaus bestimmte Daten nur einem begrenzten Personenkreis zur Verfügung stellen. Ein Scannergerät in für diese Aufgabe optimierter Form zur Rechnungserfassung sei schon für 250 Euro zu haben.

Sorgten für ein „viertelvoracht“ mit Mehrwert durch Information und Netzwerk: Holger Glück, Vorstandsmitglied KSK Euskirchen,  Volker Loesenbeck, dhpg, Iris Poth, Wirtschaftsförderin, Rainer Santema, KSK, Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrats, und Alexandra Bennau, KSK. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

 

Mitinhaber Volker Loesenbeck wies schließlich noch auf eine Studie für den Eifeler Raum hin, die die dhpg zu ihrem 40. Geburtstag in Auftrag gegeben hatte. Einige der wichtigsten Ergebnisse daraus lauteten, dass die Unternehmer im Nordkreis zufriedener mit ihrer wirtschaftlichen Lage sind als die Unternehmer im Südkreis. Auch beurteile man im Nordkreis die eigenen wirtschaftlichen Aussichten positiver als im Südkreis. Den größten Handlungsbedarf sahen die Unternehmen auf dem Gebiet der IT-Sicherheit und des Datenschutzes, gefolgt von der Unternehmensnachfolge und der Kategorie „Investition/Finanzierung“.

„Nur wenige der befragten Unternehmen nutzten umfangreiche Netzwerkangebote“, so Loesenbeck. Die weit überwiegende Zahl der Unternehmer halte das derzeitige Angebot jedoch für ausreichend. Das am weitesten genutzte Angebot sei in diesem Zusammenhang das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“. – Ein Ergebnis, das besonders die beiden Ausrichter, die KSK und die Wirtschaftsförderung des Kreises, gefreut haben dürfte. Loesenbecks Fazit der Studie lautete: „Die Eifel ist ein lohnenswerter Wirtschaftsstandort, und es zahlt sich aus, dort weiter in die Entwicklung zu investieren.“

Eifeler Presse Agentur/epa