F.A. Heinen erhielt Geschichtspreis der AKV Sammlung Crous
Für sein Buch „Abgang durch Tod“, das die Zwangsarbeit im Altkreis Schleiden thematisiert, erhielt der Journalist und Buchautor jetzt in Aachen den Preis als bester Privatforscher
Aachen/Nordeifel – Jedes Jahr sucht die AKV Sammlung Crous gemeinsam mit der Region Aachen–Zweckverband und dem historischen Institut der RWTH Aachen die besten Arbeiten zur Geschichte der Region Aachen. Im Mercure Hotel am Europaplatz präsentierte AKV-Präsident Werner Pfeil jetzt die Sieger des Jahres 2018. Bewerben konnten sich professionelle Historiker, Privatforscher und Schülerinnen und Schüler ab Klasse 10. Um den verschiedenen Gruppen gerecht zu werden, wird der Helmut A. Crous Geschichtspreis in den drei Kategorien Schüler, Privatforscher und Wissenschaftler ausgeschrieben. Der Preis ist mit insgesamt 2.200 Euro dotiert. Eine Jury bestehend unter anderem aus dem Historiker Prof. Dr. Frank Pohle, Leiter der Route Charlemagne, hat die eingesandten Arbeiten bewertet.
Unter den Privatforschern stach der Journalist Franz Albert Heinen mit seinem Buch „Abgang durch Tod“ hervor. Die Zwangsarbeit tausender Ausländer im ehemaligen Schleidener Kreisgebiet 1939 bis 1945 war ein bislang unbeschriebenes Blatt der Regionalgeschichte. Der Einsatz forderte Hunderte Opfer besonders unter den polnischen und osteuropäischen Zivilarbeitern sowie sowjetischen Kriegsgefangenen in den Arbeitskommandos der Nordeifel. Das finstere Kapitel der Regionalgeschichte stellt gemessen an der hohen Zahl der Todesopfer den größten Verbrechenskomplex des 20. Jahrhunderts im Schleidener Land dar.
AKV-Präsident Werner Pfeil (links) und Marcell Perse (rechts), Leiter des Museums Zitadelle Jülich, Mitglied der Jury und Laudator von Franz Albert Heinen (Mitte) überreichten dem Schleidener Journalisten und Buchautor den Crous-Geschichtspreis in der Kategorie „Bester Privatforscher 2018“. Bild: Nina Krüsmann/AKV
Neben seiner akribischen Recherchearbeit gelang es dem Autor, Zeitzeugen ausfindig zu machen, die nach über 70 Jahren ihr Schweigen brachen und ihre Erinnerungen an Zwangsarbeiter erstmals der Öffentlichkeit mitteilten. Die Publikation der Rechercheergebnisse wurde von der Kreissparkasse Euskirchen unterstützt, die darin eine wichtige Mahnung erblickte, die zivilgesellschaftlichen Strukturen gegen jegliche ideologischen Angriffe frühzeitig mit bürgerschaftlichem Engagement zu verteidigen.
Der Geschichtspreis geht auf den Aachener Journalisten und Sammler Helmut A. Crous (1913-1993) zurück. Crous war nicht nur Präsident des Aachener Karnevalsvereins, sondern hatte auch ein großes Interesse für Heimatgeschichte. Er hinterließ eine einzigartige umfangreiche Sammlung historischer Werke ab dem 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Seine Privatbibliothek umfasste rund 4.500 Publikationen zur Lokalgeschichte Aachens und der Region. Das älteste Buch stammt aus dem Jahr 1521, der älteste Kupferstich aus dem Jahr 1572. Insgesamt werden innerhalb der Sammlung 393 Schriften als besonders wertvoll eingestuft.
Als Sammlung Crous vermachte Helmut A. Crous seine Privatbibliothek im Jahr 1993 dem Aachener Karnevalsverein (AKV). Die Sammlung hat seit 1996 ihren Sitz im Alten Kurhaus und wird als Gemeinnützige GmbH geführt. Seit 2012 vergibt die Sammlung Crous jährlich den AKV-Sammlung Crous Geschichtspreis für Projekte zur Erforschung der Geschichte der Stadt Aachen oder der Euregio Maas-Rhein.
Weitere Preisträger
Bei den Schülern machte der Film „Drei Steine, vier Grenzen“ vom Paul-Julius-Reuter Berufskolleg der Städteregion Aachen das Rennen.
Eine Ehrung erhielt Achim Großmann für sein Werk „Zigarren & Zigarillos aus Würselen“. Darin beschreibt er die Geschichte der Würselener Zigarrenindustrie, die mehr als 90 Jahre lang Menschen in Arbeit und Lohn brachte.
Eine weitere Ehrung ging an den Autoren Ernst Schiffer für sein Buch „Das Ponttor“. 30 Jahre hat er daran gearbeitet, um alle Facetten des berühmten Bauwerks darzustellen.
Bei den Profis entschied sich die Jury für zwei halbe Preise und eine Ehrung. Für ihr Buch „Und Salomon spielt längst nicht mehr…“ erhielten die Historiker Ingo Deloie und René Rohrkamp einen halben Preis. Das Buch schildert erstmals ausführlich die Geschichte der Alemannia in der NS-Zeit.
Ebenfalls ein halber Preis ging an Josefine Jeworrek für ihr Buch „Armut in Aachen als kommunalpolitisches Problem. Städtische Armenfürsorge und staatliche Sozialpolitik 1798 bis 1871“.
Eine Ehrung erhielt darüber hinaus Kuratorin Wiebke Birth und Museumsdirektor Peter van den Brink für die hervorragende wissenschaftliche Aufarbeitung der Person von Barthold Suermondt. (Nina Krüsmann/epa)