Gesucht wird „Uwe“, für den 1968 das 100.000ste Kundenkonto bei der KSK eröffnet wurde
Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten rund um den Schleidener Wochenspiegel hat KSK-Vorstandsvorsitzender Udo Becker sich an die Anfänge des ältesten Geldinstituts der Region vor 163 Jahren erinnert – Mit freundlicher Genehmigung vom Redaktionsleiter des Wochenspiegels, Michael Nielen, veröffentlichen wir an dieser Stelle noch einmal das komplette Interview
Wochenspiegel: Herr Becker, als der Schleidener Wochenspiegel 1968 das erste Mal gedruckt wurde, hatte die Kreissparkasse Euskirchen schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel. Über unseren 50. Geburtstag können Sie wahrscheinlich nur schmunzeln.
Udo Becker ist der amtierende Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Euskirchen. Bild: KSK
Becker: Nein, keineswegs, angesichts des rasanten Wandels in der Medienlandschaft zeigt sich der Wochenspiegel nun schon seit einem halben Jahrhundert als verlässliche Größe in der Nordeifel. Das verdient Respekt. Ein Mittwoch ohne Wochenspiegel ist für viele Menschen in der Region gar nicht mehr vorstellbar. Da würde etwas fehlen. Darüber hinaus ist der Wochenspiegel auch für uns von der Kreissparkasse Euskirchen ein wichtiger Medienpartner. Im Namen meiner Vorstandskollegen und der gesamten Kreissparkasse Euskirchen überbringe ich daher zunächst einmal ganz herzliche Geburtstagsgrüße an alle, die für das Erscheinen des Wochenspiegels verantwortlich zeichnen, und hoffe, dass wir uns auch in den nächsten 50 Jahren auf Ihr Blatt verlassen können.
Wochenspiegel: Das ist ein sehr weiter Blick in die Zukunft, lassen Sie uns heute lieber ein wenig in die Vergangenheit schauen. Wie viele Jahre älter als wir ist Ihr Institut denn genau?
Becker: Nun, die Kreissparkasse Euskirchen hatte verschiedene Vorläuferinstitute. 1855 gründete der Landrat des Kreises Euskirchen, und damit meine ich ausnahmsweise einmal nicht Herrn Rosenke (lacht), sondern einen seiner Vorläufer im Amt namens Johann Peter Schroeder, die Kreiskasse Euskirchen. Damit wurde vor 163 Jahren der Grundstein der heutigen KSK Euskirchen gelegt. 1898 kam die KSK Schleiden hinzu, die Städtische Sparkasse Euskirchen öffnete 1907 ihre Türen. Und dann gab es auch noch eine Sparkasse in der Stadt Zülpich. Übrigens habe ich für Sie mal im Geschäftsbericht von 1968 geblättert: In diesem Jahr eröffnete die KSK das hunderttausendste Kundenkonto für einen Neugeborenen namens Uwe. Das Bild habe ich Ihnen mitgebracht.
Der kleine Uwe mit seinen Eltern (der Nachname ist nicht überliefert) wurde 1968 von August Niggemann, Vorsitzender Sparkassendirektor, (rechts) und dem damaligen Geschäftsstellenleiter von Kommern, Toni Leuchter (hinten), für die Eröffnung des hunderttausendsten Kundenkontos mit einem Präsent überrascht. Bild: KSK-Archiv
Wochenspiegel: Der feiert also in diesem Jahr mit uns seinen Fünfzigsten.
Becker: Richtig, und wenn er sich bei uns meldet, dann bekommt er natürlich auch noch ein Geburtstagspräsent.
Wochenspiegel: An die alten Geldinstitute können sich noch heute viele unserer älteren Leser sehr gut erinnern.
Das mobile Zweigstellenfahrzeug der Kreissparkasse Schleiden fuhr viele Jahre lang über die Dörfer. Foto: Heinz Naumann; Fotoarchiv: Medienzentrum Kreis Euskirchen
Becker: Ja, denn erst Anfang der 1970er Jahre kam es zu einer Reihe von Fusionen, die zum heutigen Erscheinungsbild der KSK Euskirchen führten: 1972 übernahmen die KSK Euskirchen die Zülpicher Sparkasse, und ein Jahr später bereits wurden die Städtische Sparkasse Euskirchen und die KSK Schleiden in die KSK Euskirchen integriert. Damit betrieb die KSK Euskirchen auf einen Schlag 43 Geschäftsstellen sowie zwei mobile Filialen mit insgesamt 45 Haltepunkten. Die Zentrale und die Hauptgeschäftsstelle waren damals in der Euskirchener Alleestraße angesiedelt. Erst 1999 entstanden die neuen Backoffice-Bereiche im Sparkassenzentrum an der Von-Siemens-Straße.
Wochenspiegel: Sie sagten gerade, dass die Medienlandschaft einem rasanten Wandel unterworfen sei. Trifft das nicht auch auf die KSK als Geldinstitut zu?
Becker: Auf jeden Fall. Was wir in den letzten paar Jahren erlebt haben, stellt alle Veränderungen in den Schatten, die wir in den vergangenen fast 150 Jahren durchgemacht haben.
Wochenspiegel: Welche dieser Veränderungen ist denn am gravierendsten?
Becker: Das ist ohne Frage die derzeitige Niedrigzinsphase. Denn die Zinspolitik der EZB wirkt sich besonders verheerend auf die Sparer aus, also auf die eigentliche Klientel unserer »Spar«kassen. Der Sparer verliert bei dieser Zinspolitik ja quasi täglich Geld. Und bei den minimalen Zinsen verliert er auch die Motivation, überhaupt noch zu sparen und sich um seine Altersvorsorge zu kümmern. Mehr Altersarmut und mehr Sozialfälle werden die Folge sein.
Wochenspiegel: Ab wann kann man als Otto Normalsparer denn wieder mit Zinsen rechnen?
Ein Blick in das mobile Zweigstellenfahrzeug der KSK Schleiden: Vorne der damalige Sparkassendirektor Schwarz. Im Hintergrund seine Mitarbeiter. Foto: Heinz Naumann; Fotoarchiv: Medienzentrum Kreis Euskirchen
Becker: Ich glaube nicht, dass die EZB ihre Politik in den nächsten zwei Jahren ändern wird. Und selbst wenn die Zinsen dann wieder steigen, wird es nur ein sehr moderates Wachstum sein.
Wochenspiegel: Was raten Sie jungen Leuten, die gerade eine Ausbildung begonnen haben? Macht Sparen überhaupt noch Sinn?
Becker: Ja, sogar mehr denn je. Allerdings gibt es kein Patenrezept, sondern nur individuelle Lösungen, die für jeden anders aussehen können. Ich kann daher nur dringend auffordern, sich vor allem in Sachen Altersvorsorge von einem Finanzexperten beraten zu lassen.
Wochenspiegel: Können Sie für unsere Leser zum Abschluss ein Beispiel nennen, wie sich die derzeit niedrigen Zinsen auf das Sparen auswirken?
Becker: Gern. Ein heute 35-Jähriger muss ohne Verzinsung 133 Euro im Monat sparen, um mit 65 Jahren 200 Euro mehr an Rente zu haben. Bei einer Verzinsung von vier Prozent wären es hingegen nur 48 Euro im Monat, also 85 Euro weniger.
Eifeler Presse Agentru/epa