Jecke Truppen nahmen sich eine Auszeit bei der KSK
Euskirchener Dreigestirn samt närrischem Gefolge und zahlreiche Abgesandte kreisstädtischer Karnevalsvereine feierten mit bunt kostümierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreissparkasse den Beginn des Straßenkarnevals.
Euskirchen – So ein närrisches Treiben zehrt an den Kräften. Besonders am „Wieverdonnerstag“, wenn es gilt, die Rathäuser unter jecke Vorherrschaft zu stellen, verspürt mancher Karnevalist nach erfolgreichem Putsch und Schunkelmarathon mit der überwiegend weiblichen Zivilbevölkerung eine große Müdigkeit sowie Hunger und Durst. Seit vielen Jahren öffnet die Kreissparkasse Euskirchen (KSK) daher an diesem Tag die Türen, um dem maladen Tross närrischen Frohsinns eine Art kurzfristigen Heimaturlaub mit Wohlfühlambiente zu bieten. So können die von Gesängen rauen Stimmen wieder geölt, die müden Tanzbeine unter den Tischen ausgestreckt, die leeren Bäuche gefüllt oder die vollen Blasen auf dem „Kaschöttche“ entleert werden, bevor der nächste Kampfeinsatz wider den tierischen Ernst zurück an die „Knabbüß“ zwingt.
Jecker Aufmarsch bei der KSK: Udo Becker (v.l.), KSK-Vorstandsvorsitzender, und Vorstandsmitglied Holger Glück begrüßten das Euskirchener Dreigestirn. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Aber selbstverständlich hält sich das moderne Jeckenheer an die Political Correctness, die gebietet, nicht gleich über die dargebrachten Wohltaten herzufallen, sondern dem Gastgeber, hier vor allem dem jecken Trifolium bestehend aus KSK-Vorstandsvorsitzenden Udo Becker, Vorstandsmitglied Holger Glück und der Direktorin des Vorstandsstabs Rita Witt, zunächst ein Ständchen anzudienen sowie diese drei mit allerhand Edelmetall gnädig zu stimmen. So auch in diesem Jahr, als zunächst der Musikzug der Prinzengarde Euskirchen unter dem bewährten Dirigat von Generaloberst Otto Koch lautstark in das „Standquartier“ der KSK einzog. Gefolgt wurden die Musiker vom Tanzcorps, das leicht an seinen goldenen Helmen zu erkennen ist, die übrigens aus Messing bestehen und rasch oxydieren, wenn man sie nicht regelmäßig putzt. (Aber das nur am Rande für diejenigen Leser, die in einem Karnevalsartikel auch informativen Mehrwert suchen.)
Auch im Ruhestand bleibt Helmut Habscheid der KSK treu und wurde dafür mit einem jecken Brauch der Prinzengarde mit Einsatz von Tanzmariechen Ira Mletzko belohnt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Die Tanzcorps-Mitglieder sind übrigens nur deshalb nicht in der Musikabteilung, weil sie nach eigenen Aussagen von „Tuten und Blasen“ keine Ahnung haben. Also tanzen sie und zwar, so will es die Tradition, zu den Klängen des Ferbelliner Reitermarschs (besser bekannt als „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben“), allerdings nicht hoch zu Ross, wie man vielleicht erwarten würde, sondern auf Schusters Rappen. Und nicht zuletzt muss noch die amtierende Regimentstochter Ira Mletzko genannt werden, die als Tanzmariechen fungiert, und wirklich tanzen kann. Leider war ihr an diesem Vormittag der „Tanztünnes“ (so wird ihr Tanzoffizier liebevoll von der Garde genannt) abhandengekommen, so dass für ihn Ex-Sparkassenmitarbeiter Helmut Habscheid, der gerade erst seinen Ruhestand eingeläutet hatte, aushelfen musste. Für den karnevalserprobten Kreisparkassen-Mitarbeiter stellte dies allerdings kein Problem dar, zumal er mit der jungen Regimentstochter statt mit der Männergarde das unvermeidliche Stippeföttche-Ritual durchzuführen hatte. (Ob der ehemalige Arbeitgeber im Falle eines Bandscheibenvorfalls noch hätte haftbar gemacht werden können, bleibt dahingestellt.)
Der Vorstandsvorsitzende der KSK, Udo Becker, selbst Senator im Festausschuss Euskirchener Karneval, begrüßte die zahlreichen Jecken auch im Namen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die, so wurde auch von den Gästen positiv vermerkt, durch das Schmücken der Räumlichkeiten und der eigenen phantasievollen Verkleidung dem Empfang wieder eine sehr persönliche Note gegeben hatten. „Es ist uns eine große Ehre, dass ihr uns jedes Jahr so treu besucht“, so Becker, „und ich weiß, ihr kommt nicht nur wegen des Essens her, nein, ganz bestimmt nicht, es gibt ja auch noch was zu trinken.“
Jungfrau Michaela (v.l.), Prinz Dominik I. und Bauer Paulo bedankten sich bei der KSK nicht nur für die Einladung zum Mittagessen, sondern vor allem für die langjährige finanzielle Unterstützung der Karnevalsvereine. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Höhepunkt war der Auftritt des diesjährigen Euskirchener Dreigestirns samt Küferin Sophia I. Die Neunjährige brach eine Lanze für das gemeinsame Feiern im Karneval, bei dem keiner ausgeschlossen bleiben sollte. Dem schloss sich das Dreigestirn bestehend aus Prinz Dominik I. (Schmitz), Bauer Paulo (Pinto) und Jungfrau Michaela (Fischenich) an, die darüber hinaus das immer mehr überhand nehmende Motzen und Kritisieren in der Gesellschaft beklagten und stattdessen das Motto ausgaben: „Fiere anstatt lamentiere!“
Weiterhin wurden an diesem Tag Abgesandte der Euskirchener Narrenzunft 1949, der KG Alt Oeskerche 1953, der KG Erfttal 1958 sowie der Rözeme Pannejecke 1972 mit Prinzessin Hubertine I. bei der KSK empfangen. Alle Erzkarnevalisten wurden vom Team der Nordeifel-Werkstätten (NEW) rund um Frank Heuser wie jedes Jahr hervorragend bewirtet und konnten anschließend wieder rundumerneuert in die närrische Schlacht entlassen werden. Und die gestaltet sich für einige keinesfalls so leicht. So hat allein das Dreigestirn bis Aschermittwoch 140 Termine zu absolvieren, unter anderem auch in der Domstadt. „Aber“, so tröstete Udo Becker am Donnerstag, „nur noch einmal schlafen, dann ist ja schon Aschermittwoch.“ Ein Witz, der bei den angeschlagenen Karnevalisten ein klein wenig Zeit benötigte, um in seiner vollen Tragweite realisiert zu werden.
Eifeler Presse Agentur/epa
Die KSK-Abteilung MPD wird Jahr für Jahr von den Mitarbeitern zur Motto-Zone erklärt, dieses Mal herrschte Wildwest im Flur von „Marktservice Passiv- und Dienstleitungsgeschäft“. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa