Ein Musikfestival für alle, die noch zuhören können
International renommierte Musiker und Kölschrocker Stephan Brings gehen beim „Eifel Musik & Kunst Fest“ neue Wege – ene-Unternehmensgruppe, e-regio und Kreissparkasse Euskirchen lassen ungewöhnliche Konzerterlebnisse in Strempt und Kommern möglich werden
Mechernich – Wenn im August zum zweiten Mal das „Eifel Musik & Kunst Fest“ eröffnet wird, dann dürfte die Stadt Mechernich wohl auch international im Fokus der Aufmerksamkeit von Musikenthusiasten stehen. Denn in der Stadt am Bleiberg werden an drei Tagen unter dem Motto „Die sieben Schleier der Musik“ Künstler erwartet, für die man als Eifeler normalerweise weit fahren muss, um sie zu erleben. Nach einer erfolgreichen Generalprobe in 2017 ließ sich der Verein „Eifel Musik & Kunst“ zwei Jahre lang Zeit, um ein neues Programm auf die Beine zu stellen, das als Auftaktveranstaltung für sechs weitere Festivals dieser Art gedacht ist.
„Während der Festivalreihe begeben wir uns gemeinsam auf eine siebenjährige musikalische und klangliche Abenteuerreise. Durch Überwindung von Hörgewohnheiten, d.h. die Art und Weise wie wir täglich Musik konsumieren, erleben und empfinden, werden wir die Musik, den Klang, feiern und neu entdecken, das Hören neu erlernen“, verspricht die Violinistin Ava-Rebekah Rahman, die zusammen mit dem Cellisten Matthias Diener nicht nur das „Aditya Duo“ bildet, sondern mit Diener auch das Musikfest in der Eifel initiiert hat. Der Grund dafür ist recht einfach und für die Eifel ein wahrer Glücksfall, denn das international gefeierte Duo ist ansässig in Strempt.
Warum es ausgerechnet sieben Veranstaltungen sein müssen, darüber konnte Ava-Rebekah Rahman am Dienstagmittag im Mechernicher Rathaus einen langen Vortrag halten, indem sie auf die mystische Bedeutung der Zahl „sieben“ hinwies, die von Cicero sogar als Fundament des Universums bezeichnet worden sei. Doch neben den sieben Tagen der Woche, den sieben Farben des Regenbogens, den sieben Weltmeeren und den sieben Himmeln in Islam und Christentum, um nur einige zu nennen, sind es die sieben Töne in der diatonischen Tonleiter, die es den beiden Musikern besonders angetan haben.
In den folgenden Jahren soll jeweils ein Ton enthüllt und seine singuläre Bedeutung sowie seine Beziehung zu den anderen Tönen in der Musik beleuchtet und hörbar gemacht werden. Dazu werden nicht nur eigens konzipierte Konzerte mit weltweit renommierten Künstlern angeboten, sondern geplant sind auch Vorträge und Seminare mit namenhaften Geistes- und Naturwissenschaftlern.
Der erste Tag des diesjährigen Festivals, Donnerstag, 22. August, startet um 18 Uhr in der Bürgerhalle Kommern, wo um 18 Uhr zunächst das Festivalprogramm vorgestellt wird. Danach startet ein ungewöhnliches Auftaktkonzert, das bereits von der Zusammenstellung der Musiker her spannend zu werden verspricht. Denn neben der bengalischen Violonistin Ava Rebekah-Rahman, die in so renommierten Konzertsälen wie der Carnegie Hall in New York oder der Queen Elisabeth Hall in London zu Hause ist, wenn sie sich nicht gerade in Strempt auf ihrem Gehöft aus dem 17. Jahrhundert mit ihren vier Katzen und vier Hunden zu entspannen versucht, und dem Cellisten Matthias Diener, der mit dem Minguet Quartett regelmäßig Gast in den wichtigsten Konzertmetropolen und auf Musikfestivals in ganz Europa ist, wird auch Kölschrocker Stephan Brings erwartet, der nur einen Steinwurf von den beiden entfernt in Kahlenberg lebt. Das an sich wäre ja bereits eine erstaunliche Mischung, aber die Veranstalter haben zu diesem Auftaktkonzert noch weitere illustre Gäste nach Kommern geholt. Da wäre zu nennen der herausragende Trompeter und Komponist Markus Stockhausen, den man in der Eifel kaum noch vorstellen muss, und der mittlerweile auf über 80 CD-Veröffentlichungen sein breit gefächertes musikalisches Schaffen vom Jazz bis zur Neuen Musik dokumentiert. Weiter zu nennen wären die beiden indischen Musiker Subha Ghosh (Gesang) und Debasish Bhattaharjee (Tabla) und schließlich noch die isländische Sängerin Isabella Leifsdóttir.
Dabei wird keiner der Musiker einfach nur sein Programm spielen, sondern man darf gespannt sein, wie sich Stephan Brings in der Klassik bewährt und wie beispielsweise das Aditya Duo Hits von Brings arrangiert. Bei diesem und anderen Konzerten sollen vor allem die Mauern der Hörgewohnheiten und die der Genres niedergerissen werden. Und weil das geradezu revolutionär ist, wendet sich das Festival auch nicht nur an die typischen Konzertbesucher, sondern an jeden, der Musik mag und gern zuhört, wenn Musik ertönt.
Am Freitag, 23. August, gibt es in der Katholischen Kirche St. Rochus um 11 Uhr zunächst eine Matinee-Veranstaltung mit einem Konzert und einem Vortrag von Aisha Salem und Markus Stockhausen. Um 17 Uhr beginnt ein Workshop mit Stockhausen zum Thema „Singen und Stille“. Nach einem „Pre Concert Talk“, startet um 20 Uhr ein Konzert mit dem Minguet Quartett, Markus Stockhausen und der Saxophonistin Tara Bouman. Aufgeführt werden die Fragmente „Stille, An Diotima“ für Streichquartett des 1990 gestorbenen italienischen Komponisten Luigi Nono.
Sebastian Thur (Vorstandsstab KSK) (v.l.), Christian Metze (Geschäftsführer e-regio), Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, ene-Geschäftsführer Markus Böhm, Cellist Mathias Diener, Violinistin Ava Rebekah-Rahman, Sabine Söller-Muth, Carolina von Dungern, ene-Pressesprecherin Sandra Ehlen, Kämmerer Ralf Claßen, Simone Leimbach. (Pressesprecherin e-regio) und KSK-Vertriebsdirektor Volker Zart stellten das Programm des „Eifel Musik & Kunst Fests“ in Mechernich vor. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Am Samstag, 24. August, wird während der Matinee-Veranstaltung um 11 Uhr zunächst der Frage nachgegangen, ob Musik heilen kann. Ab 13.30 Uhr kann man in einem Klanglabor Klang wissenschaftlich erleben. In einer Gesprächsrunde äußern sich Musiker des Festivals um 17 Uhr zum Thema „Die Wirkung von Musik heute“, bevor das große Abschlusskonzert stattfindet. Auf dem Programm stehen „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ von Joseph Haydn, gespielt vom Minguet Quartett. Die Worte werden dabei durch die Musiker des Festivals musikalisch interpretiert, während Journalist und Diakon Manfred Lang eine sprachliche Interpretation vornimmt. Anschließend sind Gäste und Musiker zu einem großen Abendbuffet geladen. An der Tafel findet sich Platz für 50 Menschen. Eine Anmeldung ist vorab auf der Homepage unter www.eifelmusik.org unbedingt nötig. Dort bekommt man auch Konzertkarten und erhält weitere Infos rund um das Programm und die Intention des Festivals.
„Ohne starke Sponsoren aus der Region wäre eine solch anspruchsvolle Veranstaltung in Mechernich nicht zu stemmen gewesen“, sagte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bei der Vorstellung des Programms. Der Dank ging dabei vor allem an die ene-Unternehmensgruppe, die e-regio und last but not least die Kreissparkasse Euskirchen, die allesamt durch ihr finanzielles Engagement dazu beitragen, dass die Stadt am Bleiberg um eine Attraktion reicher wird.
Matthias Diener berichtete, dass es für ihn ein besonderes Bedürfnis sei, in der schönen Eifel zu spielen. „Ich gebe pro Jahr 120 Konzerte weltweit und bin eigentlich ganz froh, wenn ich mal Pause habe. Aber hier vor Ort zu spielen mit dem engen Kontakt zum Publikum, das ist etwas ganz Besonderes.“ Anders als in großen Konzerthäusern, wo die Künstler nach dem Konzert von einer Security abgeschirmt werden, stünden die Musiker in der Eifel jedem Interessierten für Fragen zur Verfügung.
Matthias Diener betonte mehrfach, dass die Konzerte für alle Menschen, die gern Musik hören, geeignet seien. Man benötige keine besondere Vorbildung. Er empfahl jedem Unentschlossenen, seine Scheu abzulegen und einfach hinzugehen. Die Preise seien bewusst moderat gehalten, damit auch jeder, der Interesse habe, dabei sein könne. In der Kirche St. Rochus gibt es gut 120 Plätze, in der Bürgerhalle Kommern 400. Man sollte also nicht ewig warten, um sich Tickets zu sichern.
Eifeler Presse Agentur/epa