Ein zauberhaftes Mammutprojekt
Noch bis Mai arbeiten Schülerinnen und Schüler der Sankt-Nikolaus-Schule in Kall an einem Theatermusical rund um „Henry Plotter“ – Bürgerstiftung der KSK Euskirchen unterstützt das Projekt – Junge Leute machen alles selbst: Tanzen, Schauspielern, das Bühnenbild und die Requisiten erstellen sowie eine Video-Dokumentation erarbeiten
Kall – Die Sankt-Nikolaus-Schule in Kall gleicht in diesen Tagen dem sagenumwobenen Hogwarts, jener berühmten Schule für Hexerei und Zauberei, von der wahrscheinlich jeder schon mal gehört hat. Seit Wochen befinden sich fast alle Schülerinnen und Schüler im Harry-Potter-Fieber oder besser Henry-Plotter-Fieber, denn so heißt der beste Zauberer der Welt in der Musical- und Theaterversion der beiden Musicalprofis Lucas und Martijn Theisen, die mit einigen ihrer Kollegen das Großprojekt an der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung begleiten.
In den Werkräumen wird gebastelt, was das Zeug hält: Schwerter, Zauberstäbe, magische Bücher, und alles, was Magier sonst noch so an Ausstattung benötigen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Noch bis in den Mai hinein werden die jungen Leute mit den Vorbereitungen beschäftigt sein. Und es gibt noch viel zu tun: Derzeit werden Choreografien erarbeitet, Tänze eingeübt, Gesänge einstudiert und Theaterdialoge auswendig gelernt. Darüber hinaus werkeln die Schüler an der Bühnenkulisse, schneidern Kostüme und basteln Requisiten vom Zauberstab bis zum Verbotenen Wald aus Pappe, von blitzenden Schwertern bis zu magischen Büchern. Alles wird mit viel Liebe zum Detail erstellt.
Wie weit die Proben schon gediehen sind, das zeigten die jungen Leute am Mittwochmorgen stolz der Direktorin des Vorstandsstabs der Kreissparkasse Euskirchen, Rita Witt. Denn die KSK hat als Initiatorin wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Projekts, das zum großen Teil vom NRW-Landesprogramm „Kultur und Schule“ finanziert wird.
Martijn Theisen achtet darauf, dass die Schüler sich bei der Kampfchoreografie nicht verletzen und zeigt ihnen, wie man die Schwerter (noch sind es Holzstäbe) richtig handhabt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
„Es wäre schade gewesen, wenn bei diesem großen Engagement von Seiten der Schüler aber auch der Lehrer, der Schulleitung und vielen Helfern am Ende nur eine interne Schulaufführung des Projekts stattgefunden hätte“, berichtete Rita Witt. „Daher haben wir zusätzlich zum NRW-Landesprogramm noch zwei Aufführungen im Stadttheater Euskirchen gesponsert, um auch Schülern anderer Schulen sowie Vertretern von Institutionen und Vereinen zu ermöglichen, sich das im wahrsten Sinne des Wortes zauberhafte Musical anzusehen.“
Doch nicht nur den Auftritt in Euskirchens bester Stube finanziert die KSK, sondern neben einem Einstiegs-Workshop zum Aufwärmen und Kennenlernen ermöglicht es das regionale Kreditinstitut auch, dass die jungen Leute in einem weiteren Workshop lernen, wie sie ihre Arbeit selbst dokumentieren und anschließend in einem Video präsentieren.
Eva Becker ist für den guten Ton zuständig. Sie übt mit den jungen Leuten bereits die ersten Zauberlieder ein. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
„Wir haben uns bereits mehrere Projekte von Lucas und Martijn Theisen angeschaut und waren jedes Mal begeistert, wie es den beiden gelingt, dass die jungen Leute über sich selbst hinauswachsen, ihr Selbstwertgefühl gestärkt wird und sie auf der Bühne einen durchweg professionellen Eindruck hinterlassen“, so Witt.
„Bewegung, Spiel, Tanz, das ist etwas, was vielen von unseren Schülerinnen und Schülern liegt. Wir waren daher nicht verblüfft, dass fast alle mitmachen wollten. Und wer nicht so gern auf der Bühne steht, der kann seiner Kreativität freien Lauf lassen und am Bühnenbild und den Requisiten arbeiten“, berichtete Schulleiterin Andrea Luxenburger-Schlösser. So sei jeder Schüler ein Stück weit für das Gelingen des Projekts verantwortlich. Das stärke den Teamgeist. „Besonders gut funktioniert auch der Austausch zwischen den Künstlern und den Pädagogen“, so die Schulleiterin.
Stolz präsentiert Jan die selbstgemachten Schilde. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
In der Tat gelingt es Lucas und Martijn Theisen, auch junge Leute, die im Rollstuhl sitzen, schwere kognitive Beeinträchtigungen haben oder einfach nur über zu viel Energie verfügen, für die Aufführung zu begeistern und sie intensiv am Geschehen zu beteiligen.
„Wir können unseren Schülerinnen und Schülern ein solches Projekt nur anbieten, wenn wir von Sponsoren unterstützt werden“, so die Schulleiterin weiter, die sich nicht nur über die finanzielle Unterstützung durch die KSK freute, sondern auch darüber, dass man dort stets eine wohlwollende Sicht auf die Arbeit der Schule habe.
„Uns gefällt einfach, wie man an der Nikolausschule mit den jungen Menschen umgeht, und wir sind begeistert von dem großen Engagement, das sich durch das gesamte Lehrerkollegium zieht“, so Rita Witt.
Und den jungen Leuten wiederum scheint das Projekt zu gefallen. Stolz wurden dem Besuch schon mal die ersten Tanzeinlagen mit Stöckern und Tüchern präsentiert, die ersten Dialoge vorgestellt und die ersten Zauberlieder vorgesungen. Darüber hinaus wurden aus allen Ecken der Schule Requisiten herangeschleppt, die bereits fertig sind, und in Schränken und Kisten auf ihren großen Auftritt warten.
Sind seit Wochen mit den Vorbereitungen zu einem großen Theatermusical rund um die Zauberschule Hogwarts beschäftigt: Schüler, Lehrer, Helfer und natürlich die beiden Initiatoren Lucas und Martjin Theisen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Die mit Musik und Tanz inszenierte Geschichte rund um den Zauberlehrling Henry Plotter ähnelt der bekannten Romanvorlage von Joanne K. Rowling. „Tante Petunia, Onkel Vernon und Hagrid dürfen da natürlich nicht fehlen“, verriet Lucas Theisen. Und weiter: „Henry Plotter, Hermine und Ron müssen den Stein der Weisen diesmal im Verbotenen Wald suchen gehen und erleben dabei allerhand Abenteuer.“ Letztlich aber gehe es um eine Geschichte rund um Mut, Freundschaft und Vertrauen.
Und darum geht es derzeit auch bei den Proben, denn viele der jungen Leute müssen über sich selbst hinauswachsen, müssen in eine Rolle schlüpfen, tanzen und singen lernen oder gar exakt choreografierte Kampfszenen beherrschen, damit Schwert oder Zauberstab nicht am Ende den Nebenmann traktieren.
Zu sehen gibt es das „Henry-Plotter“-Musical am Dienstag, 27. Mai, vormittags und nachmittags, im Stadttheater Euskirchen.
Eifeler Presse Agentur/epa