Kurze Reden, langer Sinn: Elf junge Leute zeigten ihre sprachlichen Fähigkeiten
Rotary Clubs Euskirchen und Euskirchen-Burgfey veranstalteten Rhetorik-Wettbewerb – Bürgerstiftung der KSK Euskirchen unterstützte die Veranstaltung – Schülerin Hannah Wagner-Gillen landete auf dem ersten Platz
Euskirchen – „Die Lust zu reden kommt zu rechter Stunde, Und wahrhaft fließt das Wort aus Herz und Munde.“ Auf Goethe, der bekanntlich kein großer Freund der Rhetorik war, haben sich elf Schülerinnen und Schüler aus sechs verschiedenen Schulen des Kreises Euskirchen am Sonntagmorgen wohl am wenigsten verlassen. Denn anstatt darauf zu vertrauen, dass einem bei gegebenem Anlass schon das Richtige einfallen werde, haben sie es vorgezogen, lieber hart und ausdauernd an ihren Reden zu feilen. Das zeigte schon allein die Themenauswahl des großen Rhetorik-Wettbewerbs, der von den beiden Rotary Clubs Euskirchen und Euskirchen-Burgfey veranstaltet wurde. Denn über Trauer, Designerbabys, Menschenrechte, Massentierhaltung oder Antisemitismus, um nur einige Beispiele zu nennen, spricht man wohl kaum aus dem Bauch heraus so gelungen, dass man mit seiner Meinung auch andere überzeugen kann.
Zudem wachte eine dreiköpfige unabhängige Jury nicht nur über Struktur, Logik, Stringenz und Sachlichkeit des Gesagten, sondern auch über das sprachliche Niveau, über die persönliche Ausstrahlung und die Publikumsorientierung. Besetzt war das Gremium mit Lena Helmer, Lehrerin für Musik und Theater, die auch als Sängerin aktiv ist, Thomas Flath, Fußballspieler und –lehrer sowie DFB-Auslandsexperte, und Dario Corradini, Lehrer für Deutsch, Philosophie und Theater sowie Autor und Schauspieler. Die drei zeigten sich, laut Sprecher Flath, sehr begeistert über das hohe Niveau bei allen Teilnehmern und über die tiefsinnigen Ideen und guten Gedanken. Umso schwieriger sei es gewesen, sich für die drei Besten zu entscheiden.
Die Jury hatte es nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen, v.l.: Dario Corradini, Thomas Flath und Lena Helmer. Bild: Michael Talken/Eifeler Presse Agentur/epa
Die Jury benötigte denn auch etwas länger als gewöhnlich, um eine Entscheidung zu finden. Doch dann stand es fest: Der erste Platz und damit 400 Euro gingen an Hannah Wagner-Gillen aus der Q2 des St.-Michael-Gymnasiums Bad Münstereifel, die mit ihren Einlassungen zum Thema „Trauer“ nicht nur die Jury, sondern auch das Publikum gepackt hatte. „In ihrem berührenden Vortrag war sie nicht nur ganz bei sich selber, sondern stand auch in engem Kontakt mit dem Publikum“, nannte Thomas Flath einen der Gründe, die die Jury überzeugt hatten. Der zweite Platz (250 Euro) ging an Mia Wannowski aus der Q1 des St-Michael-Gymnasiums. Sie hatte sich das Thema „Cannabis“ gewählt und es von allen Seiten beleuchtet. Platz drei schließlich (150 Euro) ging an Max Tauberger vom Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen, der mit seinem Vortrag über „Gamer“ mit Vorurteilen gegenüber dieser Spezies radikal aufräumte. Doch nicht nur die Teilnehmer, auch die Schulen der Teilnehmer hatten am Ende dieses langen Vormittags gewonnen. Denn diese erhielten in der Reihenfolge der Sieger 250, 150 und 100 Euro Büchergeld.
Die drei Erstplatzierten, Hannah Wagner-Gillen (v.l.), Mia Wannowski und Max Tauberger, nehmen im Juni am Destriktfinale teil. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Möglich wurde die finanzielle Förderung des Rhetoren-Nachwuchses nicht zuletzt durch eine Spende der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen (KSK). Deren Vorsitzende, Rita Witt, war erneut begeistert vom hohen Niveau der jungen Redner und sagte: „Durch das Fördern der Redekunst wird letztlich auch zur Persönlichkeitsbildung der jungen Leute beigetragen. Damit erhalten sie ganz nebenbei einen Schlüssel zum beruflichen und auch privaten Erfolg.“ Auch die beiden Fördervereine der Rotary Clubs griffen der Veranstaltung kräftig unter die Arme.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Viola Alvarez, die seit 20 Jahren als Referentin und Dozentin in der Managemententwicklung tätig ist und darüber hinaus auch als Autorin erfolgreich ist.
Die beiden Rotary-Präsidenten, Brunhilde Weber (rechts) und Dr. Ludwig Veltmann, bedankten sich bei der Vorstandsvorsitzenden der KSK-Bürgerstiftung, Rita Witt, für die freundliche Unterstützung des Wettbewerbs. Bild: Michael Talken/Eifeler Presse Agentur/epa
„Die jungen Leute konnten ihre Themen frei wählen“, berichtete Alvarez. Ausgeschlossen gewesen seien Slams, fiktionale oder kabarettistische Texte. Jeder Teilnehmer habe exakt zehn Minuten Zeit für seinen Vortrag gehabt. Für die, die nicht auf dem Treppchen standen, hatte Alvarez jedoch einen Trost: „Gewinnen fühlt sich zwar besser an, aber beim Verlieren lernt man mehr.“ Und außerdem motiviere es einen, beim nächsten Mal etwas ganz Neues zu wagen.
Auf dem undankbaren vierten Platz landeten in der Reihenfolge ihres Vortrags Alexandra Giesen, Michael Orthen, Mira Schruff, Noah Kümpel, Leonard Heinrich Borgmann, Katharina Bühl, Franziska Cremer und Michelle Kriwitz. Sie alle setzten Jury und Publikum mit ihrem professionellen Auftritt in Staunen und wurden aufgefordert, beim nächsten Mal wieder mitzumachen.
Neben den Geldgewinnen erhalten die drei Erstplatzierten ein Coaching durch Viola Alvarez und nehmen am 27. Juni am Distriktfinale in Bensberg teil.
Gleich elf Schülerinnen und Schüler aus sechs Schulen des Kreises Euskirchen zeigten beim Rotary Rhetorik-Wettbewerb in der Marienschule Euskirchen ihre Redegewandtheit. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Organisiert wurde die Veranstaltung von Lioba Veltmann und der Rotary-Jugenddienstbeauftragten Rosemarie Bitterberg. „Der Rhetorik-Wettbewerb ist nur eine von vielen regionalen und internationalen Jugendförderungen, für die wir verantwortlich zeichnen“, berichtete Bitterberg. Neben der Unterstützung von Institutionen vor Ort wie beispielsweise der Caritas, dem Schumaneck-Kinderhaus oder dem Kinderschutzbund kümmere man sich auch in verschiedenen Projekten um junge Leute in Bali, Kolumbien sowie unbegleitete junge Flüchtlinge im Auffanglager Lesbos.
Der Wettbewerb im nächsten Jahr findet traditionell in der Schule des ersten Siegers statt. In diesem Falle also im St.-Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel.
Eifeler Presse Agentur/epa