Internationale Kletter- und Routenbaulegende lehrt Team des DAV Eifel
Jacky Godoffe inspirierte die „Schrauber“ zu kreativen Wegen, bunte Klettergriffe für neue Bewegungsideen an die Wand zu bringen – Workshop-Wochenende in der Kölner Boulderhalle „Stuntwerk“ wurde von der Kreissparkasse Euskirchen gefördert
Bad Münstereifel/Köln – Klettern und Bouldern sind Trendsportarten, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen. An der Trainingswand der hiesigen Sektion Eifel des Deutschen Alpenvereins (DAV) tummeln sich regelmäßig Vertikal-Begeisterte aller Altersstufen, um an den bunten Plastikgriffen ihren Kletterspaß zu haben und sportliche Herausforderungen zu meistern. Um den Kletterinnen und Kletterern Abwechslung zu bieten und der gesamten Kletterabteilung immer wieder neue, sichere, ansprechende und lehrreiche Kletterrouten zu bescheren, hat das Routenbauteam der DAV-Sektion Eifel allein im vergangenen Jahr über 200 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Dazu kommen Schulungen und Fortbildungen, um sowohl rechtlich (Sicherheit, Normen und Gesetze) wie sportlich, kreativ und sportwissenschaftlich (Lehr- bzw. Trainingsrouten für verschiedene Könnens-Stufen und Altersklassen) gut ausgebildet zu sein. Durch eine Förderung der Kreissparkasse Euskirchen kam das Team jetzt in den besonderen Genuss, mit einer lebenden Legende des Klettersports wie des Routenbaus, Jacky Godoffe, ein Lehrgangswochenende zu verbringen.
Immer hatte Jacky Godoffe (v.l.) ein wachsames Auge auf die Teilnehmer und stand stets mit Rat und Tat zur Seite, hier im Gespräch mit Armin Zalfen, Abteilungsleiter der DAV-Eifel-Kletterabteilung. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Jacky Godoffe ist unter anderem Buchautor über Routenbau sowie das Bouldern, also seilfreies Klettern in Absprunghöhe, im französischen Nationalforst Fontainebleau. Er ist einer der ersten Wettkampfboulderer, Erstbegeher vieler extrem schwerer Boulder, IFSC Wettkampfroutenbauer, Erfinder der Speed-Route und deren Griffe. Als ehemaliger Lehrer kann der 63-jährige „Master of moves“ sein enormes Wissen auf ebenso unterhaltsame wie vorsichtige und wertschätzende Art vermitteln. Da es in der Eifel keine geeigneten Wandflächen für den Workshop gibt, hatte der DAV-Routenbauer und Trainer B Sportklettern Tameer Eden im Vorfeld Kontakt zur Kölner Boulderhalle „Stuntwerk“ aufgenommen und war dort mit offenen Armen empfangen worden. So konnten er und die weiteren „Schrauber“ des DAV-Routenbauteams Eifel, Armin Zalfen, Thorsten Krauland, Dirk Weber und Kira Eden, sich am vergangenen Wochenende unter Jackys wachsamen wie stets humorvoll glitzernden Augen an der großen Wettkampfwand des Stuntwerks „austoben“.
Neben Kreativität und umfangreichem Wissen über Bewegungslehre gehören auch handwerkliches Geschick und Sicherheit wie Augen- und Gehörschutz zum professionellen Routenbau. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Wie überrascht man sich und die Kletterer immer wieder mit neuen Ideen, sowohl von den Bewegungen her wie auch rein optisch? Durch verschiedene Ansätze wie etwa „Filterworte“ inspirierte Godoffe die Routenbauer. Diese Worte hatten auf den ersten Blick gar nicht viel mit Klettern zu tun, etwa wie „Spiegel“, „Eis“ oder „Sturm“. Doch die kreative Umsetzung der Begriffe gab dann nicht nur die Verbindung zum Klettersport, sondern auch visuell reizvolle „Boulderprobleme“, wie die kurzen Kletterrouten im Fachjargon genannt werden. So überraschte Thorsten Krauland die anderen Teilnehmer mit der Umsetzung von „Elektrizität“ durch das allgemeine Symbol für Strom – er brachte mit großen Kletterstrukturen einen gelben Blitz von drei Meter Höhe an die Wand.
Eine der kreativen Ideen während des Workshops: Ein Blitz als Symbol für „Elektrizität“. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Neben den Ansätzen, um aus der Routine im Routenbau auszubrechen, gab Jacky Godoffe auch zahlreiche Tipps zur Organisation von Routenbauterminen, bei denen die Teams bestmöglich zusammenarbeiten sollten. „Vertrauen ist sehr wichtig“, betonte Godoffe immer wieder, „sei auch bereit für einen Fehlschlag, denn dann wirst du dich in deinem Versuch nicht unwohl fühlen.“ Überhaupt hob der jugendlich wirkende „alte Hase“ stets das Positive hervor: „Manchmal erreichst du dein Ziel nicht, aber du kannst nie verlieren. Denn du lernst jedes Mal!“ Er sei ein Mensch, der nicht lang in die Vergangenheit schaut: „Zum Lernen aus Erfahrungen sicher, aber ansonsten schaue ich lieber in die Zukunft, auf die nächste Routenbausession.“
Vor der großen Wettkampfwand des „Stuntwerk“ mit frisch gesetzten Boulderproblemen: Das Routenbau-Team DAV Eifel Dirk Weber (v.l.), Tameer Eden, Armin Zalfen, Kira Eden und Thorsten Krauland mit dem Internationalen Wettkampfroutenbauer Jacky Godoffe. Bild: Eifeler Presse Agentur/epa
Die mit 19 Jahren jüngste Teilnehmerin, Sportstudentin und Trainerin C Bouldern Kira Eden: „Der Workshop hat uns alle inspiriert und uns nicht nur in der eigenen Kreativität weitergebracht, sondern auch darin, wie wir diese Kreativität nachhaltig erhalten können. Durch die verschiedenen Erfahrungswerte der Teilnehmer und durch Jacky haben wir viel voneinander lernen können und viele verschiedene Stile kennengelernt.“ Armin Zalfen, Abteilungsleiter der Kletterabteilung DAV Eifel: „Ich hatte mir bisher immer zu viel einen Kopf gemacht, wie ich die Griffe genau setze, ehe ich überhaupt angefangen habe. Den Ansatz von Jacky, erst einmal unter einem Zeitlimit einen ersten Entwurf an die Wand zu bringen, danach mit mehr Zeit anzupassen und dabei in einem weiteren Schritt das Team einzubeziehen, finde ich sehr spannend.“
Auch die Ergebnisse des Workshops konnten sich nicht nur sehen, sondern auch mit viel Freude klettern lassen. Während des Routenbaus war die Wettkampfwand aus Sicherheitsgründen für den Kletterbetrieb gesperrt. Doch kaum war die Absperrung entfernt, stürmten die Kletterer und Kletterinnen begeistert die neuen Boulderprobleme, wie das Team später von der „Stuntwerk“-Leitung erfuhr.
Eifeler Presse Agentur/epa