Eifeler Unternehmen Pro Pet Koller auf Erfolgskurs

Eifeler Unternehmen Pro Pet Koller auf Erfolgskurs

Der regionale Hersteller von Tiernahrung eröffnete mit Unterstützung durch die KSK Euskirchen neues Verwaltungs- und Logistikzentrum in Kall – Standorte in Gemünd und Hellenthal werden entlastet – Schon heute wird in 18 europäische und zwei asiatische Länder exportiert

Kall – „Wir hatten gar keine andere Wahl als zu wachsen“, berichteten die beiden Pro Pet Koller-Geschäftsführer Michael und Markus Koller jetzt bei einem Gespräch mit Holger Glück, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), und Frank Beuel, Stellvertretender Abteilungsleiter des S-FirmenCenters der KSK. Die wollten mit eigenen Augen sehen, was durch den Umzug nach Kall alles möglich geworden ist. Denn die Coronakrise, so die Geschäftsführer, habe den Absatzmarkt für Tiernahrung noch einmal befeuert, mehr Menschen denn je hätten sich ein Tier angeschafft oder seien auf hochwertige Tiernahrung umgestiegen. „Kommt noch hinzu, dass manche Besitzer von Vierbeinern Vorratshaltung betrieben haben und wir den Kundenwünschen kaum noch nachkommen konnten“, so Michael Koller.

Dazu sei es an den Standorten in Gemünd, wo das angelieferte Fleisch zerteilt werde, und Hellenthal, wo die Produkte aus dem Super-Premium-Bereich gekocht würden, in den vergangenen Jahren sehr eng geworden. Um sich zu vergrößern, habe man zunächst ein Grundstück in Kall erworben. Doch dann stand das ehemalige Gebäude von Glas Funke an der Messerschmittstraße zur Verfügung, welches zuvor eine Zeit als Übergangswohnheim für Geflüchtete gedient hatte. Beim Erwerb der Immobilie half die KSK Euskirchen, der es durch die Kombination von NRW.Bank-Förderdarlehen und innovativem Doppelswap gelang, die ursprüngliche Zinsbindung von zehn Jahren auf die gesamte Darlehenslaufzeit auszudehnen.

„Die Vorteile bei diesem besonderen Zinstauschgeschäft sind, dass der Kunde Planungssicherheit für die gesamte Laufzeit des Darlehens bekommt und dabei aktuell von den niedrigen Marktzinsen profitiert. Er ist so nach Ablauf der Zinsbindung des NRW-Bank-Förderdarlehens gegen höhere Zinsen geschützt“, erklärte Frank Beuel.

„Besonders von Vorteil war es jedoch für die Firma Koller, dass sie aufgrund des Immobilienerwerbs nicht erst neu bauen musste, sondern quasi direkt mit dem Umzug nach Kall beginnen konnte“, fügte Holger Glück hinzu. Dem konnte Michael Koller nur zustimmen: „Wegen der verschärften Coronaregeln mussten wir aufgrund unserer beengten Situation zeitweise im Büro im Schichtsystem arbeiten, so dass unsere Mitarbeiter am Rande ihrer Belastungsfähigkeit waren. Es mussten also zeitnah Ausweichmöglichkeiten gefunden werden.“

Im neuen Kaller Domizil gibt es jetzt großzügig geschnittene Besprechungsräume, Verkaufsbüros und eine Lagerfläche von 3700 Quadratmetern. Doch für die beiden Geschäftsführer ist bereits jetzt absehbar, dass auch diese Räumlichkeiten auf Dauer zu klein sein werden. Denn das Unternehmen Koller ist weiter auf Expansionskurs. „Schon heute liefern wir unsere Tiernahrung in 18 europäische Länder sowie nach Taiwan und China“, so Michael Koller, „wir können die Nachfrage derzeit kaum befriedigen.“

Der nachhaltig wirtschaftende und auf Ökostrom setzende Betrieb, der heute gut 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt, wurde von den Eltern der beiden Geschäftsführer, Veronika und Werner Koller, 1993 mit dem Ziel gegründet, hochwertige Tiernahrung aus Nordamerika zu importieren. Zu Beginn versorgte Koller seine Kunden dabei mit Produkten aus den USA, später aus Kanada. Werner Koller war in Sachen Tiernahrung kein unbeschriebenes Blatt, sondern hatte zuvor bei einem Euskirchener Tiernahrungshersteller im Marketing und Vertrieb gearbeitet. Über die abenteuerlichen Anfänge des Ehepaars Koller weiß der 67-Jährige noch heute manche Anekdote zu berichten. Denn alles begann quasi mit nur einem Auto, einem Anhänger und einem gemieteten Messestand sowie drei Jahresverträgen bei großen amerikanischen Herstellern.

Als Sohn Michael 2011 sein BWL-Studium absolviert hatte und in die väterliche Firma mit einstieg, arbeitete er zunächst im Außendienst und baute darüber hinaus die Onlinepräsenz des Unternehmens auf. Später stieß auch Sohn Markus hinzu, der ein Ingenieurstudium abgeschlossen und bereits bei einem Premium-Autohersteller gearbeitet hatte. Markus Koller hatte sich in seiner Masterarbeit intensiv um die Frage gekümmert, wie man eine Tiernahrungsproduktion aufbaut, wie die Technik aussieht und wie hoch die Kosten sind. Bis dahin hatte Pro Pet Koller neben den ausländischen Produkten nur im kleinen Rahmen spezielles Tierfutter für Sporthunde wie Alaskan Huskies selbst hergestellt und vertrieben. Bereits Mitte der 1990er Jahre entstand aus dem eigenen Nassfutterbereich die Marke „MAC’s“, die sich heute zum Hauptumsatzträger des Unternehmens entwickelt hat. Seit 2015 kommt zur Feuchtnahrung und Halbfeuchtnahrung für Hunde und Katzen auch noch ein eigenes Trockennahrungssortiment hinzu.

„Unsere Philosophie ist es, den Tieren eine artgerechte, naturnahe Ernährung zu bieten“, so Markus Koller: „Alle unsere Produkte zeichnen sich durch einen hohen Fleischanteil und funktionale Inhaltsstoffe aus. Produziert wird auf dem neuesten Stand der Wissenschaft mit einer vitaminschonenden kurzen Garungszeit.“ Bei der Tiernahrung lege man zudem Wert darauf, keine künstlichen Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Sojaprodukte, Aromastoffe oder künstliche Bindemittel zu verwenden. Auch Lockstoffe, Formfleisch, Tier- und Knochenmehl sowie Zucker und Salzzusätze seien tabu.

KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück (v.r.) und Stellvertretender Abteilungsleiter des S-FirmenCenters KSK, Frank Beuel, besuchten Markus, Werner und Michael Koller von der Firma Pro Pet Koller in ihrem neuen Unternehmensdomizil in Kall. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa 

Markus Koller hat sich nicht zuletzt aufgrund seines Studiums zu einem Experten für Autoklaven entwickelt, das sind gasdicht verschließbare Druckbehälter, die für die thermische Behandlung von Lebensmitteln benutzt werden, um damit Produkte durch Kochen steril und damit haltbar zu machen. Dieses komplexe technische Verfahren hat der 31-Jährige perfektioniert. Eine besondere Tintenschrift, die auf die zu sterilisierenden Dosen angebracht wird, wechselt die Farbe bei ausreichender Wärmezufuhr. Somit ist der „Worst Case“ für alle Nahrungsmittelhersteller, nämlich ungekochte Ware in den Handel zu bringen, so gut wie ausgeschlossen.

Für Koller arbeiten mittlerweile sechs Metzger, die das angelieferte Fleisch fachgerecht zerlegen und chargieren. Danach wird das Fleisch „gewolft“, gemischt in Dosen abgefüllt und gekocht. 1,5 Tonnen Fleisch fasst allein der Mischer, daraus wird in 200, 400 und 800-Gramm-Dosen gefüllt, die sodann schonend gegart werden. Für die Marke „Hofgut Eifel Land“ kommt das Fleisch einzig und allein aus der Eifel und stellt somit eine besondere regionale Wertschöpfung dar, auf die die Kollers sehr stolz sind. Ansonsten kommen Fleisch und Geflügel aus ganz Deutschland, der Fisch stammt aus der Nordsee und das Wild aus der Region. In Hellenthal wird die Ware schließlich auch verpackt und nach Kall transportiert, wo sie kommissioniert wird und in den Handel geht.

„Für die Lebensmittelindustrie ist es beispielsweise zu aufwendig, eine Putenoberkeule komplett zu filetieren, so dass zwei Kilo feinstes Muskelfleisch an der Keule verbleiben, die dann an uns gehen“, antwortet Michael Koller auf die Frage, woher das Fleisch für seine Produktion komme. Darüber hinaus würden in Deutschland fast nur noch die edlen Teile eines Tieres verzehrt, da bleibe für sein Unternehmen viel übrig, was ansonsten entsorgt würde.

„Wir sind dankbar dafür, mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen“, freute sich Holger Glück nach einer ausgiebigen Besichtigung des Unternehmens: „Und wir werden Sie selbstverständlich auch gern bei Ihren weiteren Geschäftsideen unterstützen.“

Seit 2016 hat Vater Werner sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und kümmert sich jetzt im Hintergrund um wichtige Dinge wie den reibungslosen Umzug nach Kall. Für Markus und Michael Koller ist das schnelle Wachstum durchaus auch zweischneidig. Auf der einen Seite freuen sie sich darüber, dass ihr Unternehmen an Fahrt aufnimmt, auf der anderen Seite müssen sie aufpassen, dass aufgrund der hohen Beanspruchung ihre Familien nicht zu kurz kommen und natürlich auch ihre Hunde nicht. Denn jeder der drei Kollers hat selbstverständlich auch einen großen Hund, der gern mit ins Büro genommen wird, um mit ihm in jeder freien Minute eine Runde zu drehen, um den Kopf wieder frei zu bekommen.

Eifeler Presse Agentur/epa