Wenn Sparen zum Bumerang wird
In der Niedrigzinsphase verlieren etwa 80 Prozent der Bankkunden Geld durch unverzinste Einlagen – Durch Inflation und Politik der Europäischen Zentralbank tappen viele Sparer in die Realzinsfalle und haben am Ende weniger Kaufkraft zur Verfügung
Kreis Euskirchen – Derzeit sind die Zinsen für Anlagen in sichere, fest- verzinsliche Produkte wie Spareinlagen, Termingelder oder auch Bundesanleihen deutlich niedriger als die Inflationsrate. Damit ist die reale Verzinsung, also die ausgezahlten Zinsen minus Inflation, negativ. Der Sparer tappt in die Realzinsfalle. „Dadurch sind der Region in den vergangenen fünf Jahren rund 200 Millionen Euro entgangen“, sagt Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen (KSK).
Holger Glück, Vorstandsmitglied des ältesten Kreditinstituts im Kreis Euskirchen: „Durch die Corona-Krise wird die Situation noch verstärkt.“ Denn viel Geld, was sonst etwa für Urlaub oder Restaurantbesuche ausgegeben wurde, lande jetzt auf dem Konto oder Sparbuch. Glück: „Unsere Kundeneinlagen steigen weiter an, aber die hohen Geldsummen arbeiten meist nicht für die Kundinnen und Kunden, denn 80 Prozent der Einlagen sind faktisch unverzinst.“ Diese Situation sei ein typisch deutsches Phänomen, denn in anderen europäischen Staaten wird weniger gespart, sondern mehr angelegt – mit hohem Erfolg, so der KSK-Finanzexperte: „In Finnland zum Beispiel werden 50 Prozent der Einlagen in Wertpapieren angelegt – bei unseren Kunden sind es deutlich weniger.“
Die Sparneigung und die Zurückhaltung bei Wertpapieren im europäischen Vergleich würden auf die als Sparweltmeister bekannten Deutschen also schnell als Bumerang zurückkommen. Natürlich sei es nicht empfehlenswert, ohne entsprechendes Fachwissen und eine genaue Analyse der Vermögenssituation in Wertpapiere anzulegen. „Aber andere Länder wie etwa Schweden oder Belgien machen es vor: Vermögen wird dort stärker strukturiert, Altersvorsorge etwa über Wertpapiere realisiert.“
Wichtig sei aber, nicht das gesamte Vermögen auf eine Karte zu setzen, sondern die Anlage zu streuen, etwa auf die drei Bereiche Aktien, Immobilien und Renten. Wenn man früh genug beginnt, könne man dies auch mit vergleichsweise kleinen monatlichen Summen realisieren, oder eben, wenn das Geld zur Verfügung steht, mit großen Beträgen.
Deshalb hat die KSK ihre Anlageberater für das Wertpapiergeschäft durch ein renommiertes Unternehmen noch weiter schulen lassen, mit dem Ziel, die beste Anlage in der aktuellen Situation für den Kunden zu finden. „Um das Beste für unsere Kunden erreichen zu können, setzen wir dabei auf seriöse und erfahrene Partner mit nachweisbarer Erfolgsquote“, so Holger Glück, „dadurch können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine ebenso umfassende wie fundierte Beratung am Puls der Zeit bieten.“
Konkret bedeutet dies dokumentierte Beratungsgespräche, in denen mit dem künftigen Anleger grundlegende Dinge geklärt und empfohlen werden, wie Anlageberaterin Katharine Kuley aus dem BeratungsCenter Hellenthal erklärt: „Unsere Anleger konnten mit unseren Produkten in den vergangenen Jahren gute Renditen erzielen, dazu ist aber eine nach den individuellen Bedürfnissen des Kunden abgestimmte Beratung wichtig.“ Geklärt werden beispielsweise Rücklagen für Notfälle, etwa wenn gleichzeitig Auto, Heizung und Waschmaschine kaputt gehen, die Risikoneigung, Ziele und zeitliche Planungen. Kuley: „Kundeninnen und Kunden fragen auch vermehrt nach Investitionen in Branchen, die ökologisch korrekt nachhaltig wirtschaften – auch das ist durch ein spezielles Nachhaltigkeitsportfolio möglich.“
Wie wichtig dies nicht nur für die einzelnen Anleger, sondern für die gesamte Region sei, zeigen die nackten Zahlen. Denn nicht nur die Zinserträge seien in den vergangenen zehn Jahren fast um den Faktor zehn gesunken, so Holger Glück: „Auch die Kaufkraft befindet sich unter Berücksichtigung der Inflation in einem stetigen Sinkflug – etwas, was Auswirkungen sowohl auf einzelne Bürgerinnen und Bürger, als auch auf die Kommunen und den Kreis hat. Dabei hätten lediglich 30 Prozent Aktienanteil gereicht, und unsere Kunden hätten pro Jahr 40 Millionen Euro mehr Ertrag erwirtschaften können!“