Delegation aus Meißen brachte 34.000 Euro für Flutopfer in den Kreis Euskirchen
Meißener Landrat Ralf Hänsel und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Meißen, Rainer Schikatzki, übergaben Schecks an den Stadtmarketingverein „z.eu.s“ sowie an „Metternich hilft!“ – KSK-Vorstandsmitglied Wolfgang Krüger: „Wir bedanken uns herzlich für die gelebte Solidarität“
Euskirchen/Weilerswist – In der gut 600 Kilometer von Euskirchen entfernten sächsischen Porzellanstadt Meißen weiß man aus eigener bitterer Erfahrung, dass bei einer Flutkatastrophe immer deutlich mehr als nur Porzellan zerschlagen wird. Denn in der Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises Meißen im Freistaat Sachsen ist die Elbe 2002 und 2013 dermaßen heftig über die Ufer getreten, dass acht von elf Ortsteilen komplett unter Wasser standen. „Als wir bei unserem traditionellen Sommerfest von der Katastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz hörten, wussten wir daher sogleich, was diese Nachricht für die Menschen dort zu bedeuten hatte“, berichtete jetzt der Meißener Landrat Ralf Hänsel. Dieser hatte sich am Montag früh gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der Meißener Sparkasse, Rainer Schikatzki, auf den langen Weg nach Euskirchen gemacht, um Spendengelder zu überbringen, die Meißener Bürgerinnen und Bürger für die Flutopfer gesammelt hatten.
„In Vorbereitung auf unser Fest fragten uns viele Menschen, wie man angesichts der Katastrophe in der Eifel und anderswo feiern könne“, so der Landrat weiter. Man habe daher einen Spendenaufruf gestartet, Flyer gedruckt und Gelder für die Flutopfer in NRW und RLP gesammelt. Dabei seien insgesamt 68.000 Euro zusammengekommen. 8000 Euro davon hatte der Gewerbeverein der Stadt Meißen gespendet unter der Bedingung, dass dieses Geld wiederum zwei anderen durch die Flut in Mitleidenschaft geratenen Gewerbevereinen zugutekomme.
„Das Geld zu sammeln, war leichter, als es zu verteilen“, verriet der Landrat. Man habe daher die Sparkasse Meißen um Hilfe gebeten. Deren Vorstandsvorsitzender Rainer Schikatzki berichtete: „Wir haben über den Sparkassenverband in Erfahrung bringen lassen, welche Gebiete besonders betroffen waren.“ Die Spender hätten darauf bestanden, dass das Geld sehr transparent verteilt werde. „Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, 4000 Euro an den Euskirchener Stadtmarketingverein »z.eu.s« und 30.000 Euro an den Verein »Metternich Hilft« zu überreichen. „Da der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Euskirchen, Udo Becker, dort mit im Vorstand sitzt, wissen wir, dass die Hilfsgelder dort gut aufgehoben sind und an Menschen gehen, die diese benötigen“, so Schikatzki.
KSK-Vorstandsmitglied Wolfgang Krüger nahm mit der Vertriebsleiterin Melanie Büser sowie Jürgen Hübner, Vertreter des Vorstandes, die Gäste am Montagmittag im KSK-BeratungsCenter Kirchplatz in Empfang. Krüger ließ noch einmal die schweren Tage während und nach der Flut im Kreis Euskirchen Revue passieren und erinnerte an die über 40 Menschen, die allein in NRW ihr Leben verloren hatten. Auch die KSK sei nicht verschont geblieben. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien betroffen gewesen, und auch zehn der 15 BeratungsCenter seien stark beschädigt worden, sechs hätten darüber hinaus entkernt werden müssen. „Mit der Krise wurde allerdings auch eine große Solidarität geboren, die über alle Grenzen hinausging“, so Krüger, der sich besonders bei den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Meißen für ihre „gelebte Solidarität“ herzlich bedankte. Nur Menschen, die selbst schon einmal einer Flutkatastrophe ausgesetzt gewesen seien, könnten das unvorstellbare Ausmaß der materiellen und seelischen Zerstörung, die eine solche Tragödie mit sich bringe, ermessen.
Die beiden stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Euskirchener Stadtmarketingvereins „z.eu.s“, Christian Lange und Svenja Zeimetz, freuten sich riesig über die Spende aus Meißen. „Die Flutkatastrophe hat uns in die Knie gezwungen. Es wird mindestens noch ein halbes Jahr dauern, bis die Kunden wieder vollständig zurück in die Innenstadt kommen“, berichtete Lange, dessen Geschäft in der Innenstadt ebenfalls den Fluten zum Opfer fiel. „Wir befinden uns jetzt in der Phase des Neuerfindens und sind daher auch sehr dankbar dafür, dass der Gewerbeverein aus Meißen uns nicht nur finanziell unterstützt, sondern mit uns auch in einen intensiven Dialog treten möchte“, fügte Zeimetz hinzu.
Nach einem kleinen Imbiss bekamen die Gäste eine Stadtführung der besonderen Art. In der Euskirchener City ließ sich noch deutlich nachempfinden, welche Katastrophe sich in der Flutnacht des 15. Juli dort abgespielt haben musste. Christian Lange nahm die Meißener mit in sein Schuhgeschäft, das bereits komplett entkernt wurde und in dem die Bautrockner auch nach zwei Monaten noch immer rund um die Uhr im Einsatz sind.
Die Delegation aus Sachsen hatte allerdings nur wenig Zeit. Der Terminkalender war prall gefüllt. Von Euskirchen ging es weiter in den kleinen Ort Metternich, in dem die Swist gewütet hatte. Dort waren durch die Flutkatastrophe etwa 250 Haushalte betroffen, viele davon nicht oder nur unzureichend versichert. Aus diesem Grund wurde noch während der Aufräumarbeiten der Verein „Metternich Hilft“ gegründet, um mit Rat, Tat und Geld denjenigen zu helfen, die es besonders schwer erwischt hatte. „Mit dem Geld aus Meißen möchten wir vor allem den Menschen unter die Arme greifen, die über keinerlei Elementarversicherung verfügen“, berichtete Vereinsmitglied Udo Häner, der mit Holger Heidemann den Besuch aus Sachsen auf dem zerstörten Metternicher Dorfplatz empfing. 44 Prozent der Betroffenen seien unterversichert. Bislang habe man bereits 30 Familien mit Spendengeldern helfen können, so Häner.
„Die Flut kam plötzlich und ging plötzlich und hinterließ eine braune Brühe aus Wasser und Öl“, erinnerte sich Michael Freiherr Spies von Büllesheim, Ortsbürgermeister von Metternich. „Nach 36 Stunden Hochwasser fingen die Aufräumarbeiten an, ganz Metternich ist bis heute eine Baustelle.“ Das ganze Dorf sei in der Flutnacht und den Tagen darauf auf den Beinen gewesen, die Hilfsbereitschaft und Solidarität nannte der Ortsbürgermeister „unbeschreiblich“. Mit „Metternich Hilft“ wolle man diese Solidarität weiter fortsetzen. „Wir haben ein transparentes System der Mittelverteilung entwickelt. Und wir wollen auch nach der Flut schauen, wie wir insgesamt noch enger zusammenrücken können.“
Der Ortsbürgermeister nahm die Besucher anschließend mit in seine Wohnung an der Wasserburg. In seinem „Wohnzimmer“ stand nur noch eine alte Gartenbank, der Putz war von allen Wänden geschlagen worden und die Bautrockner liefen auf Hochtouren. „So wie hier sieht es derzeit noch in vielen Häusern von Metternich aus“, berichtete er. Es werde noch lange Zeit dauern, bis alle Schäden beseitigt seien. Häner, Heidemann und der Ortsbürgermeister bedankten sich im Namen der Metternicher sehr herzlich für die Hilfe aus Meißen. Udo Becker, der es bedauerte, an diesem Tag nicht vor Ort sein zu können, hatte für die Gäste noch ein besonders Geschenk hinterlassen, nämlich Sekt der Marke „Fürst von Metternich“.
„Dabei handelt es sich keinesfalls nur um einen Scherz“, berichtete der Ortsbürgermeister, denn Metternich sei in der Tat der Name zweier weitverzweigter Adelsgeschlechter aus dem Rheinland gewesen, deren Stammsitze in der kleinen Weilerswister Ortschaft Metternich gelegen hätten.
Ralf Hänsel und Rainer Schikatzki begaben sich anschließend gemeinsam mit Pressesprecherin Doris Käthner und Fahrer Sven Schneider noch auf den Weg an die Ahr, wo sie weitere 34.000 Euro an Hilfsgelder aus Meißen überreichen wollten.