Nach der Flut: „Schweinheim hat Zukunft“
Bevölkerung der Euskirchener Ortschaft hat einen rührigen Verein gegründet, der sich neben Hilfe für Flutgeschädigte auch für künftigen Hochwasserschutz und Dorfverschönerung einsetzt – Erste Buchung auf das Konto des gemeinnützigen Vereins waren 15.000 Euro von der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen
Euskirchen-Schweinheim – Bis zu zwei Meter hoch stand das Wasser in der verheerenden Juli-Flutnacht in den Straßen von Schweinheim. Der 400-Seelen-Stadtteil von Euskirchen liegt dazu noch in der Nähe der Steinbachtalsperre und musste wegen des befürchteten Dammbruchs evakuiert werden. Doch so schlimm die Katastrophe auch war, einen positiven Aspekt können die Schweinheimer ihr dennoch abgewinnen: Die Not hat die Bevölkerung wieder näher zusammenrücken lassen und ungeahnte Solidarität gebracht. Sinnbildlich wird das im nach der Flutkatastrophe gegründeten Verein „Schweinheim hat Zukunft“, auf dessen Konto als erste Buchung eine Spende von 15.000 Euro einging – und zwar von der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen (KSK).
Um mehr über die Tätigkeiten von „Schweinheim hat Zukunft“ zu erfahren, haben sich am vergangenen Samstag Rainer Santema, Verhinderungsvertreter des Vorstandes der Kreissparkasse, und Clas Kohlheyer als Vertreter der KSK-Bürgerstiftung mit Beate Klinke, Astrid Hartung und Karl Kreuzberg, dem Vorstand des Schweinheimer Vereins, am Bürgerhaus des Ortsteils getroffen. Santema ist selbst in Schweinheim aufgewachsen und kennt die Lage dort sehr gut. „Ich weiß, wie lange die Menschen hier noch mit den Folgen der Katastrophe beschäftigt sein werden und freue mich daher sehr, dass wir durch die Mittel der Bürgerstiftung eine große Summe übergeben können.“
Auch Clas Kohlheyer kennt als Palmersheimer Schweinheim bestens. Das Kreistagsmitglied sowie Mitglied im Ausschuss für Planung kennt die hohen Anforderungen der nötigen Schritte für den Wiederaufbau und lobte die Herangehensweise von „Schweinheim hat Zukunft“: „Es ist gut, dass Sie Fachleute, Verwaltung und Bevölkerung an einen Tisch bringen – dann können oft Dinge umgesetzt werden, die sonst auf der Strecke blieben. Sie gestalten tatsächlich die Zukunft Schweinheims.“ Beeindruckt zeigte sich Kohlheyer auch davon, wie viele Themen der Verein angehen will.
Denn Karl Kreuzberg, Vorsitzender von „Schweinheim hat Zukunft“, berichtete: „Wir haben drei Schwerpunkte: Als erstes die Hilfe für Betroffene – und dazu gehört fast jeder hier im Ort, dann der Hochwasserschutz und schließlich die Ortsverschönerung.“ Schnell habe man festgestellt, dass gerade ältere Bewohner oft nicht oder nicht ausreichend gegen Elementarschäden versichert sind. „Und es sind nicht immer die, die am lautesten schreien, die am dringendsten Hilfe benötigen“, so Kreuzberg. Deshalb sei persönlicher Kontakt von Menschen, die im Ort bekannt sind, so wichtig. Beate Klinke: „Darum haben wir uns dazu entschlossen, in Teilzeit zwei Schweinheimer Koordinatorinnen anzustellen.“ So könne die Hilfe für besonders schwer von der Flut Geschädigte ebenso zielgerichtet wie professionell geleistet werden.
Auch konkrete Maßnahmen zum Hochwasserschutz könne man dank der Hilfe eines ortsansässigen Experten erarbeiten. Karl Kreuzberg: „Das wollen wir aber im Einklang mit dem Naturschutz tun, denn das schließt sich nicht aus.“ Planungen wie Umsetzungen seien aber allein deshalb schon schwierig, weil eine Vielzahl von Behörden und sogar Unternehmen wie etwa der Betreiber der Steinbachtalsperre einbezogen werden müssten. Diesen Herausforderungen wolle man sich aber beharrlich stellen.
Wie lebenswert die Ortschaft ist, hat sie mit der Prämierung als „Golddorf“ im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ im Jahr 2020 unter Beweis gestellt. „Wir sind optimistisch und stellen uns 2022 wieder dem Wettbewerb“, so Kreuzberg. Auch dabei sei man wieder auf Hilfe angewiesen, sei es durch Spenden, tatkräftige Hilfe oder sonstige Unterstützung. Rainer Santema versprach, weiter ein offenes Ohr für die Belange Schweinheims zu haben. Zudem gebe es auch eine besondere Verbindung zwischen der Kreissparkasse und Schweinheim: Denn in dem Ort sind mittelalterliche Scherben und Münzen gefunden worden, die als Fund des ersten Sparschweins in Deutschland gelten.
Unterstützung gibt es auch durch einen Stadtteil mit 10.000 Einwohnern der bayrischen Stadt Aschaffenburg: Der heißt ebenfalls Schweinheim und engagiert sich stark für die Euskirchener Schweinheimer, so Kreuzberg: „Die haben uns jetzt erst wieder mit einem ganzen LKW voll Geschenken überrascht – das war uns schon fast unangenehm, denn mit 400 Einwohnern könnten wir im umgekehrten Fall nicht in so einem Umfang helfen.“ Der Vorstand sei auch schon auf Einladung nach Aschaffenburg gefahren, um eine Stunde lang in einer Sitzung von dem Unglück in der Eifel zu berichten. Kreuzberg: „Ohne die Unterstützung von außen könnten wir die Folgen der Katastrophe nicht angehen – da sind wir für jede Hilfe sehr dankbar. Und bei den Dingen, die wir noch vor der Brust haben, brauchen wir viel Hilfe.“