Hofbesuch vom „Banker in Gummistiefeln“

Hofbesuch vom „Banker in Gummistiefeln“

Landwirt Lukas Balg hat aus seinem ehemaligen Milchviehhof einen reinen Ackerbaubetrieb gemacht – 300 Tonnen Kartoffellager, davon 220 Tonnen in Kühlhäusern – Über 400.000 Euro an Investitionen in den vergangenen Jahren – Kreissparkasse Euskirchen stellt mit Marco Knips einen kompetenten landwirtschaftlichen Fachberater

Weilerswist – „Wenn die Landwirtschaft nicht besteht, kann auch der Staat nicht bestehen.“ Was für Otto von Bismarck noch eine Selbstverständlichkeit war, scheint heute mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Das liegt vor allem an der produktverarbeitenden Industrie, die gern den Anschein erweckt, sie sei die eigentliche Erzeugerin der bunten Produktvielfalt, und nicht die Landwirte. Da haben es besonders kleinere landwirtschaftliche Betriebe, die auf Direktvermarktung an regionale Lebensmittelmärkte setzen, schwer, überhaupt wahrgenommen zu werden.

Über landwirtschaftliche Maschinen fachsimpeln kann man nicht mit jedem Bankberater. Marco Knips (v.l.) ist aber selbst in der landwirtschaftlich geprägten Region aufgewachsen und kennt deshalb Freuden, Sorgen und Nöte von Landwirt Lukas Balg. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Über landwirtschaftliche Maschinen fachsimpeln kann man nicht mit jedem Bankberater. Marco Knips (v.l.) ist aber selbst in der landwirtschaftlich geprägten Region aufgewachsen und kennt deshalb Freuden, Sorgen und Nöte von Landwirt Lukas Balg. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Mit seinem Hofladen versucht der Landwirt Lukas Balg seit einigen Jahren, auch Kunden direkt auf seinen Hof in Weilerswist zu bringen. Dabei handelt es sich um einen Selbstbedienungsladen im wahrsten Sinne des Wortes. Die Produkte, die man dort kaufen kann, liegen alle einzeln in einer Box. Man tippt die Zahl auf der Box in eine Standkasse ein und zahlt den angezeigten Betrag.

„Ich kann es mir nicht leisten, jemanden einzustellen, der den ganzen Tag hier die Kunden bedient“, sagt Lukas Balg. Der Hofladen laufe aber auch ohne Bedienung. Dort bekommt man vor allem mehrere Sorten Kartoffeln, auf die sich Balg spezialisiert hat, sowie Eier, Salate, Kräuter, Obst und Gemüse der Saison, die zum Teil von befreundeten Höfen zugekauft werden.

Auch beim Besuch von Martin Baranzke (v.l.), Verhinderungsvertreter des Vorstands der Kreissparkasse Euskirchen, bei den Landwirten Dr. Johannes Balg und Lukas Balg freute sich KSK-Agrarberater Marco Knips über gut durchdachte Investitionen wie den Hofladen, Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Auch beim Besuch von Martin Baranzke (v.l.), Verhinderungsvertreter des Vorstands der Kreissparkasse Euskirchen, bei den Landwirten Dr. Johannes Balg und Lukas Balg freute sich KSK-Agrarberater Marco Knips über gut durchdachte Investitionen wie den Hofladen, Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

„Früher haben wir Milchviehwirtschaft betrieben“, berichtet Balg, „und hatten hier einen Milchautomaten installiert. Die Milchviehwirtschaft haben wir zwischenzeitlich eingestellt und ich habe mich nach der Übernahme des Hofes auf Kartoffeln spezialisiert.“

Vater Dr. Johannes Balg zog 1980 mit zwölf Kühen aus Metternich auf den 1978 errichteten Aussiedlerhof in Weilerswist, wo sich die Zahl der Milchkühe rasch vergrößerte. „Das Milchviehgeschäft war immer schon mit Problemen behaftet“, erzählt er, „es gab Zeiten, da bekamen wir 20 Cent für den Liter Milch. Das hat uns fast Kopf und Kragen gekostet.“

Ohne finanzielle Unterstützung durch die Hausbank sind Investitionen in der Landwirtschaft oft nicht zu stemmen, wissen Marco Knips (v.l.), landwirtschaftlicher Berater der Kreissparkasse, und Landwirt Lukas Balg. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Ohne finanzielle Unterstützung durch die Hausbank sind Investitionen in der Landwirtschaft oft nicht zu stemmen, wissen Marco Knips (v.l.), landwirtschaftlicher Berater der Kreissparkasse, und Landwirt Lukas Balg. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Als Sohn Lukas nach seinem erfolgreichen Landwirtschaftsstudium den Hof übernahm, wurde ihm rasch klar, dass die Milchviehwirtschaft für ihn keine Zukunft mehr hatte. Er entschied sich daher für einen radikalen Umbau seines Hofs, verkaufte im Herbst 2021 sämtliche Kühe und baute auf den rund 90 Hektar großen Flächen, die ihm zur Verfügung standen, neben Weizen, Gerste, Raps und ein wenig Mais von nun an vorwiegend Kartoffeln an. Aus dem alten Kuhstall und Jungviehstall wurden drei gekühlte und gedämmte Kartoffellager mit je 80 Tonnen Fassungsvermögen. Darüber hinaus musste eine neue Kartoffelsortiermaschine her, ein neuer Kartoffelroder ist bereits unterwegs, und der ehemalige Melkstand wurde zu einer Vorbereitungsküche umgebaut, in der eine Kartoffelschälmaschine und eine Vakuummaschine Platz fanden. „Geschälte Kartoffeln zu verkaufen, ist ein weiteres Standbein von uns. Derzeit beliefern wir damit vor allem eine Reibekuchenstation, die ihren Kartoffelteig direkt frisch bei uns in der Küche herstellt“, so Balg. Bis zu 80 Kilogramm Kartoffeln pro Stunde können zwei Fachkräfte schälen und vakuumieren. Darüber hinaus beliefert Balg mehrere Supermärkte mit seinen Kartoffeln.

Zugegeben: Auf dem ausgebauten Hof von Lukas Balg sind die Gummistiefel von Marco Knips, dem landwirtschaftlichen Fachberater der KSK Euskirchen, eigentlich nicht mehr nötig. Im Kofferraum hat er sie aber immer dabei, denn es gibt auch Höfe, da kommt man in normalen Bankerschuhen nicht weit. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Zugegeben: Auf dem ausgebauten Hof von Lukas Balg sind die Gummistiefel von Marco Knips, dem landwirtschaftlichen Fachberater der KSK Euskirchen, eigentlich nicht mehr nötig. Im Kofferraum hat er sie aber immer dabei, denn es gibt auch Höfe, da kommt man in normalen Bankerschuhen nicht weit. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Der 35-Jährige, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, setzt darüber hinaus auf Nachhaltigkeit, ließ im Sommer 2019 auf einem Teil der Dachfläche eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von knapp 41kW errichten. Neuerdings verfügt der Hof auch über einen Energiespeicher, denn angesichts der massiven Strompreiserhöhungen ist es derzeit für Lukas Balg weitaus günstiger, den Grünstrom selbst zu verbrauchen, anstatt ihn einzuspeisen.

„Der Hofumbau war mit extremen Kosten verbunden. Wir haben um die 400.000 Euro investiert. Das ließ sich nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln, also haben wir von Anfang an die Kreissparkasse Euskirchen mit ins Boot geholt“, berichtet Balg. Überrascht war der studierte Landwirt dann aber über seinen zuständigen Berater. Denn Marco Knips ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „Banker in Gummistiefeln“. Der Fachberater für die landwirtschaftlichen Belange ist nämlich in der ländlich geprägten Region aufgewachsen und entwickelte bereits in Kindertagen ein großes Interesse für die Landwirtschaft, wodurch stets ein enger Bezug zu dieser gegeben war. Der zertifizierte Agrarfinanzspezialist kennt daher die Sorgen und Nöte der Bauern wie kein anderer. Knips: „Ich habe tatsächlich immer ein paar Gummistiefel im Kofferraum, um jederzeit für einen Hofrundgang gerüstet zu sein.“

„Ich brauche Marco Knips nicht lange zu erklären, was beispielsweise ein Kartoffelroder ist und über welche Kosten wir hier sprechen“, sagt Balg. „Ein gutes Verhältnis zu meiner Bank ist elementar“, so der Landwirt weiter, „wenn es gut läuft, dann ist alles einfach, aber wenn die Luft dünn wird, dann brauchst du einen kompetenten Berater, mit dem man offen und ehrlich reden kann. Darüber hinaus kennt Marco Knips die Förderprogramme, die für mich in Frage kommen.“

Beim Kartoffelroder habe man sich bereits vor einem Jahr den günstigeren Finanzierungszins gesichert, da man ohnehin sechs Monate auf die Auslieferung habe warten müssen. Heute wäre nicht nur der Zins höher, sondern auch der Preis für den Roder ist stark angestiegen.

„Ich selber hätte mir auch einen landwirtschaftlichen Beruf vorstellen können“, verrät Marco Knips, „aber es ist dann anders gekommen. Ich kenne allerdings die Probleme, die die Landwirte heute in einem hochregulierten Markt haben, und weiß auch, dass Arbeitsplätze in der Landwirtschaft teuer sind, allein, wenn man bedenkt, was die Maschinen kosten, mit denen hier gearbeitet wird.“

Beim Besuch auf dem Hof präsentiert Lukas Balg stolz seinen neuen Kartoffelpflanzer mit Unterfußdüngung. „Damit ist es jetzt möglich, die Nährstoffe direkt in den Wurzelnahbereich 17 Zentimeter unter der Dammkrone zu bringen“, erläutert er. „Früher wurde die komplette Dammkrone gedüngt, jetzt spart man nicht nur Dünger, sondern schont auch die Umwelt“, so Balg.

Der Hof von Lukas Balg ist ein echter Familienbetrieb. Neben seiner Frau und seinen Eltern ist hin und wieder nur noch eine weitere Fachkraft mit von der Partie. „Die Arbeit ist anspruchsvoll, und man muss quasi als Landwirt geboren sein, um das dauerhaft auszuhalten“, gibt Balg zu. Dennoch dürfe man sich nicht kaputtarbeiten. Die eigene Gesundheit sichere schließlich das wirtschaftliche Überleben. „Ich versuche daher, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen, und möchte daher auch nur überschaubar und gesund wachsen und nicht um jeden Preis die Wertschöpfung maximalisieren.“

Dazu wünscht er sich zum einen natürlich mehr Kunden. „Während der Coronapandemie, als die Leute Zeit hatten, hat man uns hier die Türen eingerannt“, erzählt er, „und alle sagten, sie hätten gar nicht gewusst, dass es uns gebe, jetzt wissen sie es, finden aber nicht mehr die Zeit, zu uns zu kommen.“ Die Stammkunden sind jedoch geblieben, und die kommen zum Teil sogar von weit her, um ihre Kartoffeln im Hofladen zu kaufen.

Damit die Zukunft seines Hofes gesichert ist, wünscht sich der 35-Jährige vor allem eine verlässlichere Politik, die Planungssicherheit gibt. „Ich habe grundsätzlich nichts gegen Regulierungen des Marktes, aber dann müssen die Auflagen auch für alle gelten, auch für die landwirtschaftlichen Importe, und nicht nur für die deutschen Produkte“, so Balg, der sich als studierter Landwirt darüber hinaus mehr Wissenschaft als Basis politischer Entscheidungen wünscht und weniger Ideologie.

„Ein Großteil der landwirtschaftlichen Arbeit besteht ohnehin aus der Landschaftspflege und dem Erhalt der Natur. Deshalb legen wir großen Wert darauf, den ökologischen Fußabdruck unseres Bauernhofs so klein wie möglich zu halten. Nur so können auch unsere Nachkommen noch die Schönheit der Landschaft an der Swist und Erft genießen“, so Balg abschließend.

Eifeler Presse Agentur/epa