Familie Bieger arbeitet bereits am Generationenwechsel
Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ zu Gast auf dem Krewelshof Eifel – Event-Landwirtschaft lockt jährlich Tausende von Besuchern an
Mechernich-Obergartzem – Das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, eine Partnerinitiative der Kreiswirtschaftsförderung und der Kreissparkasse Euskirchen, ist immer wieder für eine Überraschung gut. Beim vergangenen Mal noch zu Gast bei Global Playern im Robotik-Labor, ging es am Mittwochmorgen in die regionale Landwirtschaft, genauer: auf den Krewelshof Eifel nach Obergartzem. Dort erlebten die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Traditionsveranstaltung, die in diesem Jahr ihren 10. Geburtstag feiert, allerdings alles andere als einen normalen landwirtschaftlichen Betrieb. Denn Bauer Theo Bieger, seine Frau Danielle und die drei Kinder Bibi, Kim und Max betreiben eher so etwas wie eine Event-Landwirtschaft.
Den elterlichen Bauernhof Burg Enzen übernahm Bauer Theo in den 1990er Jahren. „Für mich war bald klar, dass Fleischvieh, Eierproduktion und Weizen keine Zukunft mehr bieten. Das trockene und sonnenreiche Gebiet in Enzen habe ich daher lieber für den Gemüse- und Obstanbau genutzt.“ Bis heute baut Theo Bieger selber Spargel, Erdbeeren, Kirschen, Pflaumen und Zwetschgen, Birnen und Äpfel, sowie Kürbisse und Weihnachtsbäume an. Und auch die Kartoffeln dürfen nicht fehlen, denn für Kartoffeln hat Bauer Theo ein ganz besonderes Faible.
Seit den 1990er Jahren betrieb der Krewelshof einen Stand am Stadteingang von Euskirchen, an dem wohl fast jeder aus dem Kreis schon mal vorbeigefahren ist. Und plötzlich ging es Schlag auf Schlag: 2002 wurde der Krewelshof Köln/Lohmar mit Milchziegen und einer Käserei eröffnet. 2014 dann der Krewelshof Eifel in Obergartzem. „Du denkst immer viel zu groß“, habe seine Frau damals geschimpft. Doch der Plan ging auf.
Kürbisschau der Superlative
„Nicht alle haben damals daran geglaubt, dass aus der Idee etwas werden würde“, erinnerte sich Landrat Markus Ramers in seiner Begrüßungsansprache. Doch heute sei der Krewelshof Eifel eine beliebte Anlaufstation nicht nur für Menschen aus dem Kreis Euskirchen, sondern auch für Touristen aus nah und fern.
„Sie haben die Landwirtschaft aktiv weiterentwickelt und ausgebaut“, so KSK-Vorstand Holger Glück: „Besonders erfolgreich ist ihre Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten.“ Glück hat den Krewelshof von Beginn an begleitet und erinnerte sich auch gern daran, wie die KSK auf dem Hof ihr Betriebsfest gefeiert hat.
Allein die Kürbisschau jedes Jahr im Herbst, bei der aus zigtausenden Kürbissen wunderliche Dinge wie Flugzeuge oder Traktoren gebaut werden, lockt zahlreiche Touristen in die Region. Ein großer See lädt darüber hinaus zur Naherholung ein. Und in einem überdimensionierten Hofladen kann man die Produkte aus der Landwirtschaft und viele andere Dinge erwerben. Dazu kommen noch ein Selbstbedienungs-Café und Räumlichkeiten, die man für Tagungen, Hochzeiten und Firmenevents anmieten kann. Aber egal, wohin man auch schaut, der Krewelshof hat seinen eigenen Stil, der sich irgendwo zwischen urgemütlich und hochmodern verorten lässt oder anders ausgedrückt zwischen fellbedeckten Caféhausstühlen und Hightech-Spargelschälmaschinen. Gestalterin der Gebäude ist Danielle Bieger, denn sie ist Architektin.
Drei Kinder machen weiter
„Wir sind zwar kein Biobetrieb“, berichtet Theo Bieger, „tendieren aber deutlich in diese Richtung.“ An seine Kartoffeln beispielsweise lässt er weder Keimhemmungsmittel, noch Konservierungsgase zum Haltbarmachen. Insgesamt werden noch 163 Hektar Agrarfläche beackert, davon allein 20 Hektar für die Kürbispflanzung. „Wir versuchen, unsere Arbeit so transparent wie möglich zu gestalten“, sagt der 67-Jährige, der betont, sich langsam aus dem Alltagsgeschäft etwas zurückziehen zu wollen. Mit anderen Worten: Er und seine Frau bahnen derzeit den Generationenwechsel an.
Und dazu stehen gleich drei Kinder in der Warteschleife, die sich alle nichts anderes vorstellen können, als auf dem Krewelshof oder besser den Krewelshöfen – ein dritter Standort ist gerade in Planung – weiter zu arbeiten. Allerdings hat jeder seine ganz eigenen Ideen und Vorstellungen von dem, wie er sich einbringen möchte. Tochter Bibi beispielsweise ist quasi mit der Ziegenherde in Lohmar aufgewachsen. Sie ist daher die ideale Besetzung für die hauseigene Käserei, ein wichtiges Strategieprojekt, und mit ihrem Master in Environmental Economics ist sie die ideale Besetzung für die Personalleitung und die strategische Geschäftsführung.
Kim, die sich selbst als „Sandwich-Kind“ bezeichnet, hat einen Bachelor in Agribusiness & Food Engineering und soll die Geschäftsführung in Lohmar übernehmen. Sohn Max mit Master in Agrar-IT setzt auf Künstliche Intelligenz, mit der er den Krewelshof weiter nach vorn bringen möchte. Egal, ob zur Diebstahlsüberwachung, für autonom fahrende Traktoren, intelligente Erdbeerbewässerung, Gästebewirtung vermittels eines Roboters oder auch nur für die telefonische Kommunikation: KI ist für den jungen Mann auch in der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Doch die große gemeinsame Aufgabe der drei Bieger-Kinder, so legt es ihnen der Vater nahe, wird es vor allem sein, eine Dachmarke für den Krewelshof zu kreieren und ein Regelwerk des gemeinsamen und getrennten Arbeitens aufzustellen.
Geplant und organisiert wurde das Unternehmerfrühstück von Wirtschaftsförderin Iris Poth, Henrike Bünder und Alina Kramer (Kreis Euskirchen) sowie Alexandra Bennau und Rainer Santema von der KSK.
Eifeler Presse Agentur/epa