Zülpicher Weiertor wurde feierlich seiner Bestimmung übergeben
Rund 300 Gäste kamen zur Fertigstellung des mittelalterlichen Stadttors – Römerstadt leistete Eigenanteil von etwa 470.000 Euro – Mehr als 300 Unterstützer – KSK Euskirchen steuerte 15.000 Euro für das Projekt bei
Zülpich – Vor etwa 15 Jahren hatten sich die Verantwortlichen der Hovener Jungkarnevalisten (HJK) erstmals Gedanken über den Wiederaufbau des Weiertores gemacht, um dort ein Vereinsdomizil zu schaffen. Damals mussten sie aber schnell einsehen, dass dieses Unterfangen aus finanziellen Gründen nicht realisierbar war. Dass dieser Traum doch noch Wirklichkeit werden konnte, ist fast schon eine glückliche Fügung des Schicksals. Vor etwas mehr als fünf Jahren trat Karl-Josef Ernst mit einer Idee an die HJK heran: Der renommierte Zülpicher Architekt, der sich in der Römerstadt bei einer Vielzahl an Bauprojekten sichtbar verewigt hat, erkundigte sich bei der HJK nach dem Interesse, das Projekt „Wiederaufbau des Weiertores“ gemeinsam anzugehen. Fast zeitgleich wurden die HJK von der Stadt Zülpich auf das Förderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen.“ aufmerksam gemacht, das für ein derartiges Projekt eine 90-prozentige Förderung vorsah.
„Wenn nicht jetzt, wann dann“, sagten sich die Verantwortlichen um HJK-Präsident Gerd Wallraff, denn, so Wallraff, das war „innerhalb weniger Wochen so etwas wie zweimal sechs Richtige im Lotto.“
117.000 Euro Eigenanteil
Der Projektantrag der HJK traf im Bau- und Heimatministerium von Ina Scharrenbach auf Zustimmung. Und so erhielt der Verein eine Förderzusage in Höhe von 621.000 Euro. Den entsprechenden Förderbescheid brachte Ministerin Scharrenbach im April 2021 persönlich nach Zülpich. „Es ist dann leicht teurer geworden“, wird die Ministerin in einer Pressemitteilung der Stadt Zülpich anlässlich der Einweihung des Weiertors zitiert. Letztendlich förderte das Land NRW die Maßnahme mit rund 1,08 Millionen Euro. Für die HJK ergab sich daraus ein Eigenanteil für die reine Baumaßnahme in Höhe von rund 117.000 Euro. Weitere 60.000 Euro musste der Verein für den Innenausbau aufbringen. Dank der Spendenbereitschaft von mehr als 300 Unterstützern und mehreren Tausend Stunden an ehrenamtlicher Arbeit konnten die Hovener Jungkarnevalisten diese Herkulesaufgabe meistern.
„Wir haben aus unserem PS-Zweckertrag zunächst 10.000 Euro für den Wiederaufbau des Weiertores gegeben und in diesem Jahr nochmals 5.000 Euro für den Innenausbau nachgelegt“, berichtete Sebastian Thur vom Vorstandssekretariat der Kreissparkasse Euskirchen (KSK). „Das westliche Stadttor gilt allgemein als das schönste der Zülpicher Tore“, so Thur weiter: „Im 14. Jahrhundert als Doppeltor erbaut, wurde es bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zum Großteil zerstört. Als ältestes regionales Kreditinstitut der Region sahen wir es als unsere Pflicht an, beim Wiederaufbau des Weiertors nach Kräften mitzuwirken und so einen Teil der bedeuten Bau- und Kulturgeschichte Zülpichs für die Nachwelt wieder anschaulich werden zu lassen.“ Besonders freute sich Thur darüber, dass das Bauwerk als Sitz der Hovener Jungkarnevalisten fortan auch einen realen Nutzen bekomme.
„Offene Kriegswunde verheilt“
„In der frühzeitig zwischen Stadt Zülpich und HJK getroffenen Nutzungsvereinbarung wurde klar geregelt, dass die HJK für den Neubau und die Stadt für den Altbestand zuständig ist“, berichtete der Pressesprecher der Stadt Zülpich, Torsten Beulen. Damit das Weiertor nach dem Wiederaufbau des Hauptturmes in seiner ganzen Pracht erstrahlen konnte, habe sich die Stadt Zülpich in Abstimmung mit den politischen Gremien entscheiden, das Mauerwerk des Weiertores inklusive der beiden vorgelagerten Türme zu restaurieren. „Die Gesamtkosten für diese Maßnahme beliefen sich auf etwa 720.000 Euro, von denen rund 117.000 Euro von der Denkmalförderung des Landes NRW und weitere rund 140.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz getragen wurden“, so Beulen weiter. Die Stadt Zülpich komme somit auf einen Eigenanteil von etwa 470.000 Euro. Für Bürgermeister Ulf Hürtgen sei der Wiederaufbau des Weiertores stets ein Herzensprojekt gewesen.
„Ich bin jetzt seit knapp 20 Jahren bei der Stadt Zülpich und wurde häufig auf den Traum angesprochen, das im Krieg zerstörte Tor wieder aufzubauen“, wird Bürgermeister Hürtgen zitiert. „Wir können die Zeit zwar nicht zurückdrehen, aber hier ist eine offene Kriegswunde verheilt. Das ist zwar nicht der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche im kleineren Maßstab, aber es kommt der Bedeutung für die rheinische Kleinstadt Zülpich schon recht nahe.“
Wie schon die Blauen Funken im Kölntor, die Prinzengarde im Münstertor und die Zölleche Öllege im Bachtor könnten nun auch die Hovener Jungkarnevalisten ein Stadttor als Standquartier nutzen. „Der Glücksklee ist damit vollendet“, so Bürgermeister Hürtgen.
„Die Menschen bekommen ein Wahrzeichen ihrer Stadt zurück und die Hovener Jungkarnevalisten bekommen eine wunderbare neue Heimstatt für ihren Verein“, sagte Ministerin Ina Scharrenbach. Und HJK-Präsident Gerd Wallraff, der während der anderen vier Jahreszeiten in der Abteilung „Compliance/Marktsekretariat“ der KSK tätig ist, ergänzte: „Ein jahrzehntelanger Traum ist nach fünfeinhalbjähriger Planungs- und Bauzeit in Erfüllung gegangen, was in uns eine riesige Freude, Stolz, aber auch nach wie vor ein wenig ungläubiges Staunen auslöst.“
(epa)