„Den Schalk im Nacken und das Herz am richtigen Fleck“
Kreissparkasse Euskirchen verabschiedete ihren langjährigen Vorstandsvorsitzenden Udo Becker in den Ruhestand – Sein Nachfolger Holger Glück resümierte: „Er war ein Glücksfall für die KSK“
Euskirchen – Zahlreiche Weggefährten aus der großen Sparkassenfamilie, lokale Politiker sowie Geschäftspartner verabschiedeten den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Udo Becker jetzt feierlich in den Ruhestand. Becker kümmerte sich knapp 15 Jahre um die Geschicke der KSK Euskirchen und war zuvor mehr als sieben Jahre Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Gevelsberg. Insgesamt blickt er auf über 40 Jahre Berufserfahrung bei verschiedenen Sparkassen zurück. Seine Nachfolge trat bereits zum 1. November der langjährige Vorstandskollege Holger Glück an. An seine Stelle wiederum rückt Daniel Ruland, der zuvor das Vermögensmanagement der Sparkasse Fulda leitete und jetzt unter anderem die Vermögensverwaltung („S-Vermögenscenter“) verantworten wird.

„Machen ist wie wollen, nur krasser“ – mit diesem Motto hat Udo Becker 15 Jahre lang die Kreissparkasse Euskirchen erfolgreich geleitet. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Glück und Becker kennen sich bereits seit ihrem Studium am Lehrinstitut. „Immer wenn während unseres Studiums irgendwo gelacht wurde, war Udo nicht weit“, erinnerte sich Holger Glück in einem Gespräch mit WDR-Moderator Sebastian Tittelbach. Becker sei ein „Glücksfall für die KSK“ gewesen. Für die Mitarbeitenden, die Kunden und letztlich auch für ihn persönlich, weil er ihn in den Kreis Euskirchen geholt habe. Becker habe schnell erkannt, dass man die KSK neu aufstellen und dabei vor allem die Mitarbeitenden mitnehmen müsse. Dabei war es ihm besonders wichtig, stets ansprechbar zu sein. „Wir stehen heute absolut solide da“, konstatierte Glück.
Stärken der Mitarbeitenden erkennen und entwickeln
Besonders erinnerte der neue Vorstandsvorsitzende an Beckers Fähigkeit, die Stärken seiner Mitarbeitenden zu erkennen und diese dann auch entsprechend zu entwickeln. „Ob Azubi oder Führungskraft, er hat sich um alle gleichermaßen gekümmert. Manchmal haben einige nicht direkt gewusst, was sie alles leisten und schaffen konnten, bevor ihnen Udo Becker die passenden Flügel verliehen hatte.“
Für Holger Glück saß die Erinnerung an die Flutnacht noch sehr tief. Er berichtete, wie man noch unter den schrecklichen Eindrücken der ersten Tage sehr rasch ein Flutprogramm zur Unterstützung der Bevölkerung aufgelegt habe. Innerhalb von acht Wochen habe man bereits 1.000 Kredite im Wert von 30 Millionen Euro vergeben. Aber es sei dann auch auf vielfache Weise Hilfe von anderen Sparkassen gekommen, nicht zuletzt dank Beckers unermüdlichem Einsatz und seines Ideenreichtums. Glück erinnerte sich beispielsweise an Mitarbeitende der Hamburger Sparkasse, die in den Kreis Euskirchen gekommen waren, um dort den Dienst der Kollegen zu übernehmen, welche wiederum eine Woche Urlaub in Hamburg machen durften, um mal abzuschalten.

In lockeren Interviews glänzte Udo Becker (v.l.) mit seiner Schlagfertigkeit, so dass Moderator Sebastian Tittelbach schon scherzhaft um seinen Job fürchtete. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
„Udo Becker weiß genau, was er will, dabei hat er oft den Schalk im Nacken, aber das Herz am richtigen Fleck“, sagte Saskia Lagemann, Geschäftsführerin des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, und fügte hinzu: „Er hat die Gabe, wenn es in einem Gespräch etwas knistert, die Spannung mit Humor aufzulösen.“ Während seiner Dienstzeit habe Becker viele komplexen Herausforderungen gemeistert und das eigene Haus zukunftsorientiert aufgestellt, ohne dabei die Kosten zu vernachlässigen. Dabei habe er sich auch besonders ins Zeug gelegt, die Karrieren von Frauen zu fördern und das nicht nur im eigenen Institut, sondern auch sparkassenweit. „Udo war ein Kämpfer für das Cross-Mentoring-Programm der Sparkassen, bei dem jetzt schon zum sechsten Mal 20 Frauen einen Mentor erhalten, welcher sie mit der Vorstandsarbeit vertraut macht“, so Saskia Lagemann.
Hohe Identifikation mit der KSK
Landart Markus Ramers, Verwaltungsratsvorsitzender der KSK und somit direkter Vorgesetzter von Udo Becker beeindruckte insbesondere seine hohe Identifikation mit der Sparkasse. „Für ihn habe nie in Frage gestanden, dass die Sparkasse ihrem öffentlichen Auftrag nachkommen müsse und für die Bürgerinnen und Bürger da sei. Dabei sei es ihm auch immer ganz besonders darum gegangen, die Eigenständigkeit der KSK Euskirchen zu bewahren“, teilte Ramers mit.

Voll des Lobes und mit reichlich Anekdoten versehen berichteten Holger Glück (v.l.), Vorstandsvorsitzender KSK, Landrat Markus Ramers und Saskia Lagemann, Geschäftsführerin Rheinischer Sparkassen- und Giroverband, dem Moderator Sebastian Tittelbach ihre Erlebnisse mit dem scheidenden Udo Becker. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Während der Flutkatastrophe habe er Udo Becker, der persönlich von der Flut schwer betroffen gewesen sei, dann noch von einer ganz anderen Seite kennengelernt. „Er ging sehr offen mit seiner eigenen Verletzlichkeit und Betroffenheit um. Und aus seiner eigenen Erfahrung wusste er sehr schnell, was die Betroffenen brauchten. In dieser Zeit konnte man spüren, wie wertvoll es ist, eine eigene Sparkasse vor Ort zu haben“, so Ramers weiter. Wenn er dem Abgang Udo Beckers dennoch etwas Positives abgewinnen könne, dann, „weil wir damit einen Gladbach-Fan im Vorstand verlieren und ein stellvertretendes Vorstandsmitglied hinzugewinnen, das FC-Fan ist“, scherzte er.
Udo Becker bemerkte in seiner Abschiedsrede, dass er angesichts der vielen freundlichen Worte nicht den Drang verspüre, eine Gegenrede zu halten. „Es war sehr rücksichtsvoll von euch, dass ihr mir nur das Schöne gesagt habt“, parlierte er in bester Becker-Manier, denn so sei es ein schöner Abend geblieben.

Unter der Leitung von Benedikt Elz (r.) gab die „KSK-BENd“ ihrem scheidenden Chef einen letzten musikalischen Gruß mit auf den Weg. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Ein Ständchen der KSK-BENd
Udo Becker bedankte sich bei zahlreichen Weggefährten, jedoch ganz besonders bei seiner Frau und seiner Tochter. „Dank eurer Überzeugung, Unterstützung und dank eures Rückhaltes bin ich geworden, was ich heute bin. Ihr habt mich widerstandsfähig und ausdauernd gemacht.“ Sein Dank ging darüber hinaus auch an das Assistenz- und Fahrerteam mit Petra Bädorf, Ulrike Dudzinski, Ute Holzheim, Alex Rheindorf und Axel Battermann. „Dank euch bin ich immer pünktlich und sicher ans Ziel gekommen.“ Und auch das KSK-Veranstaltungsteam rund um Sabrina Habeck, Sascha Hostnik, Volker Harwarth und Iris Esselborn, das die Abschiedsfeier organisiert hatte, bekam ein dickes Lob.
Udo Beckers Frau Susanne Donicht und seine Tochter Annika ließen die Anwesenden an diesem Abend dann noch einen Blick in den schwarzen Flugkoffer des Ex-Vorstandsvorsitzenden werfen. Neben dem Inhalt der legendären Wiedervorlage-Mappe erhellten sie eine weitere Facette an Udo Becker: den reisebegeisterten Musical-Liebhaber.

Landrat Markus Ramers (v.l.) verabschiedete Udo Becker als Vorstandsvorsitzenden der KSK gemeinsam mit Saskia Lagemann, Geschäftsführerin Rheinischer Sparkassen- und Giroverband, und dem neuen Vorstandsvorsitzendem Holger Glück. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Eine besondere Überraschung hatten schließlich noch Dutzende von KSK-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für ihren scheidenden Chef. Sie hatten sich vor einem Jahr unter dem Dirigat ihres Kollegen Ben Elz zur „KSK-BENd“ zusammengeschlossen und füllten mit Chor und Musikern die komplette Bühne und dann mit ein paar Tränen der Rührung auch die Augen des scheidenden Vorstandsvorsitzenden.
Das letzte Wort aber hatte Udo Becker selber, und das ging an die Kundinnen und Kunden der Sparkasse. „Ich habe es erlebt, wie gut, vertrauensvoll und harmonisch man auch in Krisenzeiten zusammenarbeiten und zusammenstehen konnte. Wir haben unsere Kunden mit günstigen Krediten unterstützt, und die Kunden haben uns unterstützt, indem sie uns weiterhin die Treue hielten.“ Nicht Geld regiere schließlich die Welt, sondern Werte und der Einsatz dafür. Oder wie Udo Becker es abschließend ausdrückte: „Machen ist wie wollen, nur krasser.“
Eifeler Presse Agentur/epa